Als Till Eulenspiegel einmal in Rostock war, da kam er auf die Idee, alle Schneider aus der Umgebung anzuschreiben, um sie zu einem Seminar in die Stadt zu bitten. Dabei wollte er ihnen von ganz Bahn brechenden Dingen des Schneiderhandwerks berichten.
Natürlich nahmen alle Schneider der Umgebung die Einladung an. Wer möchte so einen Vortrag schon verpassen! Als sie zur verabredeten Stunde in dem Saal, den Till dafür eigens angemietet hatte, eingetroffen waren, da begann Eulenspiegel sogleich mit seinen Ausführungen.
„Meine Herren“, sagte er, „ich möchte euch gerne berichten, dass ihr nur eine Schere, einen Faden, einen Fingerhut und ein gutes Stück Stoff benötigt, um euer Handwerk auszuüben. Aber vergesst nie, in den Faden nach dem Einfädeln in das kleine Nadelöhr einen Knoten zu machen, denn sonst rutscht er euch wieder raus.“
Die Schneider sahen sich irritiert an. War das nicht das, was sie sowieso jeden Tag taten? Wo waren die Neuigkeiten, was sollten sie hier lernen?
Einem der Schneider wurde es schließlich zu bunt: „Das alles wissen wir seit 1000 Jahren“, rief er aus dem Zuschauerraum Till Eulenspiegel zu. „Wie alt bist du?“, wollte dieser wissen. Der Gefragte antwortete: „45 Jahre.“ „Wie kannst du das alles dann hier schon seit 1000 Jahren wissen“, fragte Till nun. Da war der Schneider sehr verdutzt.
Und alle sahen sehr schnell ein, dass auch sie von Till Eulenspiegel veralbert worden waren. Als sie ihn aber aus der Halle jagen wollten, da war er schon weg.