Bei einem Grafen von Anhalt hielt es Till Eulenspiegel sogar einmal recht lange aus. Der nämlich hatte Till als Turmbläser angestellt. Und das war wirklich eine angenehme Tätigkeit, sah man davon einmal ab, dass der Graf stets vergaß, seinem Mann auf dem Turm Essen zu schicken.
So war es auch an jenem Tag gewesen, als er selbst mit seinen Rittern im Burghof ein großes Fest feierte und einen ganzen Ochsen am Spieß hatte. Welch ein köstliches Mahl, dachte Till Eulenspiegel, bis zu dem hinauf der köstliche Duft des Bratens gestiegen war.
So blies er schnell in sein Horn. Graf und Ritter ließen alles stehen und liegen, stürmten zu ihren Pferden und ritten aus dem Burgtor hinaus, um sich tapfer den Feinden des Reiches – vor denen Till Eulenspiegel mit seinem Horn gewarnt hatte – entgegenzustellen.
Kaum aber hatten diese den Burghof verlassen, stürmte Till Eulenspiegel von seinem Aussichtspunkt hoch oben im Turm die Treppen hinunter, füllte sich im Burghof sämtliche Taschen mit Köstlichkeiten, die Graf und Ritter bei ihrem unverhofften Aufbruch einfach liegen gelassen hatten, und nahm in jede Hand noch ein saftiges und großes Stück Ochsenfleisch, denn der hatte geradewegs die richtige Reife auf den Feuer erhalten. Dann kehrte er zu seinem Arbeitsplatz zurück.
Als Graf von Anhalt merkte, dass sein Turmbläser falschen Alarm gegeben hatte, wurde er wütend und stellte ihn noch am gleichen Tag oben im Turm zur Rede. „Bis du noch ganz bei Trost, Alarm zu geben, wenn gar kein Feind zu sehen ist“, wollte er von Till wissen.
Der jedoch, voll gefuttert mit all den vielen Leckereien, die den Herrschaften zuvor entwendet hatte sagte nur: „Dann muss ich wohl fantasiert haben. Das hat wohl der Hunger gemacht, den ich geschoben habe, weil ihr mir nichts zu essen gebracht habt.“
Natürlich wurde Till sofort entlassen.