Eigentlich waren die Schildbürger ganz redliche Menschen, die kaum ein Laster pflegten. Als sie aber einmal zu Besuch bei ihrem Kaiser waren und sich auf den Rückweg machten, da konnten sie ein paar guten Flaschen Wein, die der hohe Herr ihnen mit auf den Weg gegeben hatte, einfach nicht widerstehen.
Sie veranstalteten auf einer grünen Wiese ein richtiges Gelage, aßen gutes Brot und tranken eben jenen Wein, so dass sie nach einiger Zeit ziemlich betrunken waren und einschliefen.
Als sie aufwachten, da war aber die Verwirrung groß. Denn keiner konnte seine eigenen Beine, geschweige denn seine Füße wieder finden!
Denn wie es Sitte bei den Schildbürgern war, so trugen sie, wenn sie in fremde Städte reisten, alle die gleichen roten Hosen. So konnte man sich besser in der Fremde erkennen und wusste gleich, woher man kam. Kein Wunder also, dass keiner der noch immer Angetrunkenen mehr seine Beine finden konnte.
Als ein Reiter daher kam, riefen die Schildbürger ihn an. „Du“, sagten sie, „wenn du uns hilfst, dass jeder wieder seine eigenen Beine bekommt, dann wollen wir dich gut bezahlen.“
Der Reiter überlegte nicht lange, stieg vom Pferd und schlug jedem so fest mit der Hand auf einen Oberschenkel, dass er aufspringen musste und so wieder Herr über die eigenen Beine war.
Wie freuten sich da die Schildbürger. Sie dankten dem Reiter sehr, gaben ihm seinen Lohn und zogen ihres Weges – jeder auf seinen eigenen Füßen.