Meine Pferde, so kann ich aus der Erinnerung sagen, waren immer treue Freunde, die auch in Krisenzeiten fest zu mir standen. Mit einem meiner Pferde musste ich sogar einmal in den Krieg ziehen. Das war keine angenehme Sache. Nach gewonnener Schlacht hatte sich mein Pferd dann aber auch eine richtige Verschnaufpause verdient. Wir ritten zu einem Brunnen in der benachbarten Stadt, an dem ich den Litauer, so nannte ich dieses Pferd, trinken ließ. Er trank und trank und hörte gar nicht wieder auf. Ich konnte mir das beim besten Willen nicht erklären.
Nach einer ganzen Weile kam mein Reitknecht auf mich zu und brachte die Erklärung für den unbändigen Durst meines Pferdes gleich mit. Ich solle einmal nach hinten schauen, sagte er zu mir. Prompt wendete ich meinen Blick - und musste voller Entsetzen feststellen, dass mein Pferd sein Hinterteil verloren hatte. Das Wasser lief geradewegs am anderen Ende wieder aus ihm heraus.
Ich schaute den Reitknecht verwundert an. Bei meinem Ritt in die Stadt habe sich das Stadttor plötzlich geschlossen und das Hinterteil vom Rest des Pferdekörpers abgetrennt, sagte er. Weil ich aber einfach unbeirrt weitergeritten sei, habe sich das hintere Ende selbständig gemacht, es grase nun auf einer Weide, fuhr er fort.
Nicht weit vor dem Stadttor fand ich das verlorene Teil wieder, ritt sofort zu einem Hufschmied, der aus beiden Pferdehälfte wieder eine machte, und zwar mit der Hilfe von Lorbeertrieben.
Im kommenden Frühjahr wuchsen diese sich zu einer prächtigen Hecke und dann sogar zu einer richtigen Laube aus, die mir stets bei meinen Ausritten genügend Schutz bei allen Witterungslagen bot.