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德语小说:Wolfsblut-Die Stimme des Blutes
日期:2011-02-14 11:23  点击:10

Die Monate kamen und gingen. Im Lande des Südens gab es reichlich Futter und wenig Arbeit. Wolfsblut lebte im Überfluss und war zufrieden. Die menschliche Güte tat ihm wohl.

 


Dennoch war und blieb er anders als andere Hunde. Er beachtete die Regeln des zivilisierten Lebens sehr streng, aber es lauerte noch etwas Wildes in seinem Wesen, so, als schliefe nur der Wolf in ihm. Nie befreundete er sich mit anderen Hunden, sondern blieb einsam wie die ganze Zeit seines bisherigen Lebens.

Einen dunklen Punkt gab es in Wolfsbluts Leben aber doch, und das war Collie. Sie ließ ihn keinen Augenblick in Frieden. Ihr scharfes Knurren verfolgte ihn überall. Sie hielt hartnäckig an dem Glauben fest, dass er schlimme Absichten habe. Sie wurde ihm zur Qual. Manchmal half es ihm dann nur, sich schlafend zu stellen.

Mit Ausnahme von Collie aber ging es Wolfsblut gut. Sein Leben floss glatt dahin, keine Angst vor Feinden beunruhigte ihn. Aber es geschah doch, dass er in unklarer, unbestimmter Weise den Schnee vermisste.

Er lernte, mit dem Herrn zu tollen, ließ sich zur Erde werfen und herumkollern. Dann stellte er sich zornig, sträubte das Haar, knurrte grimmig und schnappte mit den Zähnen, als ob es ihm völlig Ernst sei. Aber er vergaß sich nie und schnappte stets nur in die leere Luft. Niemals jedoch gestattete Wolfsblut, dass ein anderer mit ihm tollte.

Der Herr ritt sehr viel aus, und Wolfsbluts Hauptbeschäftigung war es, ihn auf seinen Ritten zu begleiten. Auch lange Strecken ermüdeten ihn nie. Mit dem echten Wolfsschritt, leicht, mühelos gleitend, trabte er dem Pferd voran.

Als sie eines Tages über ein Feld ritten, tauchte plötzlich ein Kaninchen kurz vor dem Pferd auf. Dieses sprang zur Seite, stolperte, fiel, und ein Beinbruch des Herrn war die Folge. Wolfsblut sprang wütend dem Pferd an die Kehle, aber ein Wort des Herrn rief ihn zurück.

"Geh nach Hause! Nach Hause!", gebot er ihm, als er erkannte, was für eine Verletzung er hatte. Aber Wolfsblut wollte ihn nicht verlassen. Der Herr wollte einen Zettel schreiben, hatte aber weder Papier noch Stift dabei. Wieder gebot er Wolfsblut, nach Hause zu gehen. Dieser sah ihn nachdenklich an, machte ein paar Schritte vorwärts, kehrte wieder um und winselte leise. Der Herr sprach sanft, aber in ernstem Ton zu ihm, und Wolfsblut spitzte die Ohren und lauschte gespannt.

"Komm her, mein Alter, und höre mir zu! Renne schnell nach Hause, hörst du?", gebot Scott. "Nach Hause! Und da erzähle, was mir passiert ist. - Nach Hause, Wolfsblut! Vorwärts nach Hause!"

Wolfsblut erkannte die Bedeutung des Befehls "Nach Hause!" Wenn er auch das Übrige nicht verstand, so wusste er doch, dass es der Wille des Herrn war, dass er heimgehen sollte. Er kehrte um und trabte widerstrebend weg. Nach einigen Schritten blieb er wieder unentschlossen stehen und blickte über die Schulter zurück. Abermals kam der Befehl "Nach Hause!", diesmal viel schärfer, und jetzt gehorchte Wolfsblut.

Die Familie war in der Kühle des Nachmittages auf der Veranda versammelt, als Wolfsblut keuchend und staubbedeckt ankam.

"Weedon ist zurück", verkündete die Mutter. Die Kinder begrüßten Wolfsblut mit Jubel und rannten ihm entgegen. Er grollte und wollte an ihnen vorbei. "Ich gestehe, ich ängstige mich immer um die Kinder", bemerkte die Mutter. "Ich habe stets Furcht, dass sich eines Tages Wolfsblut gegen sie wenden könnte." Die Familie vertrat die Meinung, dass Wolf Wolf bleibt. Nur Scotts Schwester Betty ergriff für ihn Partei, indem sie sagte: "Er ist nicht ganz ein Wolf."

Wolfsblut stellte sich vor den Richter und grollte ingrimmig. "Geh fort und leg dich nieder!", gebot Richter Scott.

Nun wandte sich Wolfsblut der Gattin des Herrn zu. Die aber schrie vor Schreck auf, als er ihr Kleid mit den Zähnen ergriff und so daran zerrte, dass das dünne Gewebe zerriss. Jetzt wurde er der Mittelpunkt des Interesses. Er strengte sich mit dem ganzen Körper an, sein Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Weedons Mutter hatte Angst.

"Ich glaube, er möchte uns etwas sagen", verkündete Betty. In diesem Augenblick fand Wolfsblut wirklich seine Sprache und machte sich in lautem Bellen Luft.

"Weedon ist ein Unglück passiert", entschied seine Frau. Alle sprangen auf, während Wolfsblut die Stufen hinab lief und sich umblickte, ob man ihm auch folgte.

Nach diesem Ereignis trat er den Herzen der Bewohner von Sierra Vista noch näher. Selbst der Stallknecht, dem er den Arm aufgerissen hatte, gab zu, dass er, wenn auch ein Wolf, doch ein kluges Tier sei.

Die Tage kamen und gingen. Als Wolfsbluts zweiter Winter im Süden kam, machte er eine seltsame Entdeckung. Collies Zähne erschienen weniger scharf. Wenn sie ihn zauste, so geschah es mehr aus Neckerei und zum Scherz, ohne ihm wirklich weh zu tun. Er vergaß, dass sie ihm das Leben einst zur Last gemacht hatte und ging auf ihre Spiele ein.

Eines Tages jagte sie lange auf den Wiesen, ja bis in den Wald hinein, mit ihm herum. Wolfsblut wusste, dass der Herr ausreiten wollte und dass das Pferd schon bereit stand. Er zögerte, aber ein völlig neues Gefühl in ihm war stärker als die Liebe zum Herrn. Als Collie ihn in diesem Augenblick des Zögerns zauste und vor ihm her lief, kehrte er um und rannte ihr nach. Im Wald trabte er neben Collie her, wie einst vor vielen Jahren Kische und Einauge im stillen Walde des Nordens gelaufen waren.

 


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