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德语小说:Wolfsblut-Des Herrn Besitztum
日期:2011-02-14 11:22  点击:11

Wolfsblut fühlte sich in Sierra Vista, wie der Besitztum des Herrn hieß, bald heimisch. Mit den anderen Hunden hatte er kein ernstliches Problem, denn er wollte von ihnen nur eins - in Ruhe gelassen werden, so wie es sein Lebtag gewesen war. Dick, der gutmütig war, zeigte bald kein Interesse mehr an ihm.

Anders verhielt es sich mit Collie. Wenn sie seine Gegenwart auch duldete, weil ihre Herrn es so haben wollten, so war das kein Grund, ihn in Ruhe zu lassen. Sie machte ihm das Leben schwer, und sein Instinkt erlaubte es ihm nicht, sie anzurühren. Wenn sie mit ihren scharfen Zähnen auf ihn losstürzte, so kehrte er ihr die dick bepelzte Schulter hin und schritt steifbeinig und würdevoll davon. Setzte sie ihm zu sehr zu, so ging er im Kreis um sie herum, Gesicht und Schulter immer ihr zugewandt, wobei ein geduldiger, fast gelangweilter Ausdruck in seine Augen kam. Am liebsten nahm er keine Notiz von ihr und ging ihr aus dem Weg.

Es gab noch so vieles für Wolfsblut zu lernen. Das Leben im Nordland war einfach im Vergleich zu den vielen Regeln in Sierra Vista.

Er wusste jetzt, dass die Familie zum Herrn gehört, aber das waren so viele Menschen; ganz anders als bei der kleinen Familie des Grauen Biber. Aber er lernte, welche Menschen dem Herrn lieb und teuer waren und behandelte sie danach. Was dem Herrn lieb, war es auch ihm, und er wachte darüber sorgsam.

Selbst die beiden Kinder Scott und Maud duldete er, obwohl er die Hände von Kindern nie gemocht hatte, denn bei den Indianern waren sie zu oft grausam zu ihm gewesen. Aber diese beiden liebte der Herr, deshalb durften sie ihn streicheln. Allerdings begrüßte Wolfsblut die Kinder nicht gerade freundlich, aber er war auch nicht tückisch und nahm ihre Neckereien hin. Konnte er sie nicht mehr ertragen, so stand er auf und ging festen Schrittes weg.

Nach einiger Zeit fing er aber an, die Kinder gern zu haben. Er wartete auf sie, und ein freundlicher Glanz trat in seine Augen, wenn er sie erblickte.

Ähnlich hoch wie die Kinder stand nach einiger Zeit Richter Scott in seiner Gunst. Er drängte sich ihm nicht auf, und Wolfsblut lag auf der Veranda gern zu seinen Füßen, wenn er die Zeitung las.

Aber am meisten liebte er den Herrn! Keine Liebkosung der anderen konnte seiner Kehle den kosenden Ton entlocken, und keiner konnte ihn dazu bewegen, den Kopf zu verstecken. Diesen Ausdruck völliger Hingabe, völligen Vertrauens hatte er nur für den Gebieter übrig.

Auch außerhalb des Hauses gab es viel für ihn zu lernen. Das Besitztum des Herrn war groß, aber es hatte seine Grenzen. Straßen und Wege gehörten allen und hinter Hecken und Zäunen lagen die Besitze anderer Leute. Verstieß er gegen ein dort geltendes Gesetz, so machte ihm dies der Herr durch einen Puff mit der Hand oder durch tadelnde Worte deutlich. Jeder Ausdruck des Missfallens von ihm gab Wolfsblut einen Stich ins Herz, und so richtete er sein Leben nach den geltenden Regeln ein.

Im Land des Nordens war der Hund das einzige Haustier gewesen. Alle anderen Tiere hatten in der Wildnis gelebt, und man konnte sie verfolgen und verzehren. Wolfsblut kam es nicht in den Sinn, dass das im Süden anders sein sollte.

Eines Morgens begegnete ihm ein Hühnchen, das aus dem Hühnerhof entwischt war. Wolfsblut machte ein paar Sätze, ließ seine Zähne blitzen, und das erschrockene Hühnchen war gepackt. Es war gut gemästet, fett und zart. Wolfsblut leckte sich das Maul, so vortrefflich hatte es geschmeckt.

Später am Tag entdeckte er noch ein verirrtes Hühnchen, aber der Stallknecht eilte zu dessen Rettung herbei. Mit einer Peitsche schlug er nach Wolfsblut, der sofort von dem Hühnchen ließ, aber sich gegen den Mann wandte. Ohne einen Laut fuhr er dem Mann an die Kehle. Der schrie laut auf und taumelte zurück, ließ die Peitsche fallen und schütze das Gesicht mit dem Arm, der bis zum Knochen aufgerissen wurde.

Das Leben des Stallknechtes rettete Collie. Voller Wut stürzte sie auf Wolfsblut, der vor ihren scharfen Zähnen zurückwich. Aber Collie wurde immer erregter und grimmiger, bis Wolfsblut seine Würde vergaß und floh.

Scott sagte, dass er es seinem Hund auch noch beibringen werde, dass er die Hühner in Ruhe zu lassen habe. Zwei Tage später hatte er dazu Gelegenheit.

Als sich nachts alle zur Ruhe gelegt hatten, kletterte Wolfsblut auf einen Holzhaufen, erreichte von dort aus das Dach des Hühnerstalls, kroch darüber hinweg und sprang auf der anderen Seite in den Hof. Einen Augenblick später war er im Stall und dann begann das Gemetzel.

Am Morgen präsentierte der Stallknecht Scott fünfzig weiße gerissene Hühnchen. Dieser pfiff leise vor sich hin, halb aus Überraschung, halb aus Bewunderung. Dann begrüßte ihn Wolfsblut stolz, als hätte er ein lobenswertes Werk vollbracht. Der Herr sprach streng mit dem Missetäter, und Wolfsblut plünderte von da an nie wieder einen Hühnerhof.

Aber es gab auch noch so viele andere Tiere, die er nicht anrühren durfte, wie Katzen, Kaninchen und Puten. Eines Tages sah er allerdings, wie Dick auf der Wiese ein wildes Kaninchen aufscheuchte und jagte. Der Herr forderte Wolfsblut auf, an der Verfolgung teilzunehmen. So lernte er, dass die wilden Kaninchen vogelfrei waren, genau wie Eichhörnchen, Wachteln und andere wildlebende Tiere. Sie waren für einen Hund rechtmäßige Beute. Die zahmen Tiere aber schützte der Mensch.

War Wolfsblut mit dem Herrn in der Stadt, so musste er ebenfalls oft seinen natürlichen Trieben zuwiderhandeln. Da gab es Fleischerläden, wo das Fleisch im Bereich seiner Zähne hing; dennoch durfte er es nicht anrühren. Vor den Häusern gab es Katzen, die er in Ruhe lassen musste und Hunde, die ihn anknurrten, an denen er sich aber nicht vergreifen durfte. Am schlimmsten für ihn waren die Hände fremder Menschen, die ihn streichelten.

Manche Dinge fielen ihm sehr schwer. Manchmal gab es kleine Jungen, die mit Steinen nach ihm warfen. Er durfte sie nicht verfolgen, aber er war damit nicht einverstanden. Sein Gerechtigkeitsgefühl meldete sich, und es empörte ihn, dass er sich gegen sie nicht verteidigen durfte. Eines Tages sprang der Herr bei einer solchen Begebenheit hinzu und verabreichte den Knaben eine tüchtige Tracht Prügel. Wolfsblut war zufrieden, dass dieser ihn beschützte und verteidigte. Von nun an hörten die Steinwürfe auf.

Es gab aber auch ein Erlebnis ganz anderer Art. Auf dem Weg zur Stadt waren vor einem Wirtshaus stets drei Hunde, die sich jedes Mal ein Vergnügen daraus machten, über Wolfsblut herzufallen. Der hatte aber von seinem Herrn gelernt, dass er nicht kämpfen durfte, denn Scott kannte ja seine tödliche Kampfweise. Die Leute in der Wirtschaft machten sich bald ein Vergnügen daraus, die Hunde auf Wolfsblut zu hetzen; und eines Tages taten sie das ganz offen.

Da hielt der Herr den Wagen an und rief ihm zu: "Nimm sie!" Wolfsblut wollte es nicht glauben. Er blickte den Herrn an, dann die Hunde und schaute wieder fragend zu Scott zurück. "Nimm sie, mein Alter!", sagte der und nickte mit dem Kopf. "Friss sie auf mit Haut und Haar!"

Da zögerte Wolfsblut nicht länger. Er kehrte um und sprang ohne einen Laut unter die Feinde. Alle drei griffen ihn an. Ein furchtbares Knurren und Grollen ließ sich hören, die Zähne blitzten, die Leiber drehten sich wild durcheinander. Der Staub auf der Straße erhob sich in dichten Wolken und verhüllte den Kampf.

Nach wenigen Minuten lagen zwei Hunde in den letzten Zügen am Boden, und der dritte hatte eilig die Flucht ergriffen. Wolfsblut folgte ihm nach Wolfsart eilig und lautlos über einen Graben.

 


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