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德语小说:Wolfsblut-Der tolle Gott
日期:2011-02-12 14:34  点击:8

Nur eine kleine Anzahl weißer Leute lebte in Fort Yukon, und sie waren schon seit langer Zeit dort ansässig. Sie blickten hochmütig auf die neuen Ankömmlinge herab und freuten sich, wenn es ihnen übel erging. Deshalb amüsierten sie sich über das Unheil, das Wolfsblut und sein Anhang unter den Hunden anrichtete. Sie kamen extra zu den ankommenden Dampfern, um sich den Spaß anzusehen. Dabei sahen sie auch, wie schlau und mordlustig sich Wolfsblut gebärdete.

Vor allem ergötzte sich ein Mann an dem Schauspiel und blickte mit begehrlichen Augen auf Wolfsblut. Die Leute im Fort nannten ihn den Schönen. Aber er war nicht schön, ganz im Gegenteil. Er war klein und auf dem hageren Körper saß ein winziger Kopf, der nach oben spitz zulief. Das Gesicht war breit, die Augen groß und weit voneinander entfernt. Der Kiefer sprang breit und massig vor, und die beiden Augenzähne ragten wie Stoßzähne zwischen den schmalen Lippen hervor. Weit und breit war er als erbärmlicher Feigling bekannt.

Im Fort musste er die Küche, das Aufwaschen und alle anfallenden Arbeiten besorgen. Dieser Mann war von Wolfsbluts Tapferkeit und Blutdurst so entzückt, dass er wünschte, ihn zu besitzen. Wolfsblut gefiel der Mann nicht, er witterte in ihm Schlimmes und fürchtete seine ausgestreckte Hand und die sanften Worte.

Als der Schöne zum ersten Mal den Grauen Biber besuchte, lag Wolfsblut bequem auf seinem Lager. Rasch stand er auf und entfernte sich. Während Schmitt - so war der Name des Schönen - mit dem Finger auf ihn wies, zeigte er knurrend die Zähne. Allein der Graue Biber hatte keine Lust, den Hund zu verkaufen. Wolfsblut war für ihn ein wertvolles Tier, der stärkste Schlittenhund, den er je gehabt hatte. Nein, Wolfsblut war um keinen Preis zu haben.

Doch Schmitt kannte die Indianer. Er besuchte den Grauen Biber oft und brachte jedes Mal versteckt unter seinem Rock ein paar Flaschen Branntwein mit. Der Graue Biber verlangte immer mehr von der brennenden Flüssigkeit, und sein Gehirn, durch den ungewohnten Alkohol verstört, trieb ihn an, alles zu tun, um noch mehr davon zu bekommen. Das Geld, das er für die Felle, die Handschuhe und die Mokassins eingenommen hatte, fing an zu schwinden, bis es ganz zu Ende war.

Übrig blieb der Durst. Da redete Schmitt wieder mit ihm über Wolfsblut. Bezahlen würde er ihn in Flaschen. Der Graue Biber spitzte die Ohren. "Wenn du den Hund greifen kannst, so magst du ihn haben", war des Grauen Bibers letztes Wort. Die Flaschen wurden übergeben, aber zwei Tage später hatte der Schöne noch keinen Erfolg gehabt und sagte: "Greif du den Hund!"

Wolfsblut wusste nicht, was ihm von dem Mann drohte, aber sein Instinkt befahl ihm, sich von Schmitt fernzuhalten. Seit Tagen war er nicht im Lager gewesen, aber nun legte er sich darin nieder. Da taumelte der Graue Biber auf ihn zu und schlang ihm einen ledernen Riemen um den Hals. Dann setzte er sich nieder; in der einen Hand das Ende des Riemens, in der anderen eine Flasche.

Nach einer Stunde kam Schmitt und blieb vor Wolfsblut stehen. Dieser knurrte und schnappte nach der ausgestreckten Hand. Dafür bekam er vom Grauen Biber ein paar kräftige Ohrfeigen, so dass er sich gehorsam tief zur Erde duckte.

Schmitt nahm den Riemen, aber Wolfsblut widersetzte sich. Er wollte auf den Mann losspringen, aber dieser gebrauchte einen Stock so tüchtig, dass er im Sprung zu Boden geworfen wurde. Der Graue Biber lachte. Da schlich Wolfsblut mit gesenktem Kopf und Schwanz hinterdrein. Wolfsblut war zu klug, um sich noch einmal zu wehren. Verdrossen und leise knurrend folgte er.

Im Fort angekommen, band ihn Schmitt fest an und ging schlafen. Wolfsblut wartete eine Stunde, dann biss er den Riemen in wenigen Sekunden durch und trabte ins Lager des Grauen Biber zurück.

Am folgenden Tag verabreichte ihm Schmitt eine tüchtige Tracht Prügel mit Stock und Peitsche. Da Wolfsblut angebunden war, musste er sich der Strafe unterwerfen. Nie in seinem Leben war er so geschlagen worden. Alles, was ihm bisher angetan wurde, war nichts dagegen, und Schmitt hatte seine Freude daran. Wie alle Feiglinge war er grausam.

Wolfsblut wusste wohl, warum er geschlagen worden war, aber seine Treue gehörte dem Grauen Biber. Er wurde wieder ins Fort zurück geschleppt. Diesmal band ihn Schmitt mit einem Stock fest. Aber der Hund gab nicht so leicht auf. Der Graue Biber hatte ihn zwar verraten, aber er war sein Herr. Also machte er sich nachts daran, den Stock durchzunagen. Das Holz war hart und trocken und der Stock fest an seinem Hals angebunden, dennoch gelang es ihm durch unendliche Geduld, sich zu befreien.

Seine Treue zwang ihn, zum Grauen Biber zurückzukehren, der ihn schon zweimal verraten hatte. Wieder ließ er sich den ledernen Riemen um den Hals binden, wieder kam Schmitt ihn zu holen, wieder wurde er schlimmer als je zuvor geprügelt. Der Graue Biber sah unbewegt zu. Der Hund gehörte ihm nicht mehr, also kümmerte er sich nicht um ihn. Ein anderer Hund wäre an den Verletzungen gestorben, aber Wolfsbluts Lebensschule war hart gewesen. Halb blind und taumelnd schleppte er sich hinter Schmitt ins Fort. Diesmal wurde er an eine Kette gebunden.

Ein paar Tage später machte sich der Graue Biber bankrott, aber nüchtern auf die Heimreise zum Mackenzie. Wolfsblut blieb am Yukon, das Eigentum eines Menschen, der halb verrückt und durch und durch grausam war. Aber für ihn war Schmitt nun sein Herr, und er wusste, dass er sich dem Willen dieses neuen Herrn unterwerfen musste.

 


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