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德语小说:Wolfsblut-Heulender Hunger
日期:2011-02-01 11:49  点击:15

Am folgenden Morgen war kein Hund verschwunden. In besserer Stimmung begaben sich die Männer auf die Fahrt durch das Schweigen, die Dunkelheit und die Kälte.

Als an einer schlechten Wegstelle der Schlitten umkippte, war die Verwirrung fürchterlich. Der Schlitten war zwischen einem Baumstamm und einem Felsblock eingeklemmt, und die Männer mussten die Hunde ausspannen, um ihn wieder aufzurichten. Dabei bemerkte Heinrich, dass Einohr zur Seite schlich. Er rief ihn, aber Einohr lief über den Schnee, denn dort stand die Wölfin und wartete auf ihn. Als er ihr näher kam, wurde er vorsichtig und blieb stehen.

Er betrachtete sie aufmerksam und misstrauisch, doch voller Verlangen. Sie schien ihm zuzulächeln, indem sie ihm die Zähne mehr schmeichelnd als drohend zeigte. Sie machte spielend ein paar Schritte auf ihn zu und blieb dann stehen. Einohr ging näher, mit gespitzten Ohren, erhobenem Schwanz und dem Kopf hoch in der Luft. Er machte den Versuch, sie zu beschnuppern, aber sie sprang scheu, wie spielend, rückwärts und lockte ihn so Schritt für Schritt immer weiter von den Männern weg. Sie riefen ihn, aber nur noch einmal drehte er sich zu ihnen um. Dann gehörte seine Aufmerksamkeit wieder der Wölfin.

Bill erinnerte sich wieder an seine Büchse, aber bevor sie diese unter dem umgekippten Schlitten hervorgeholt hatten, waren Einohr und die Wölfin außer Schussweite.

Plötzlich sah Einohr scheinbar seinen Fehler ein, drehte sich um und begann, auf die Männer zuzulaufen. In diesem Augenblick sprangen ein Dutzend hagere, graue Wölfe über den Schnee und schnitten ihm den Rückweg ab. Sofort verschwand die spielerische Laune der Wölfin. Wild knurrend sprang sie auf Einohr los. Er versuchte sich noch zu retten, aber immer mehr Wölfe erschienen und nahmen die Verfolgung auf.

Bill sprang mit der Flinte in der Hand in ein Gebüsch an ihrer Bahn, und Heinrich konnte ihn nicht mehr sehen. Einohr rannte um sein Leben genau in diese Richtung, verfolgt von den Wölfen.

Dann hörte Heinrich einen Schuss und wusste, dass Bill mit den Tieren zusammengetroffen war. Noch zwei Schüsse ertönten rasch hintereinander, und er wusste, dass Bills Munition aufgebraucht war. Es erhob sich ein fürchterlicher Lärm, ein wütendes Knurren und Kläffen. Heinrich erkannte Einohrs gellendes Todesgeschrei, er hörte das Wehgeschrei eines sterbenden Wolfes, dann war alles aus. Das wütende Geknurr hörte auf, das wilde Gekläff erstarb, und tiefes Schweigen senkte sich über das einsame Land.

Heinrich blieb noch eine Weile auf dem Schlitten sitzen. Er brauchte nicht hinzugehen, um zu sehen, was sich zugetragen hatte. Er wusste es, als wäre es vor seinen Augen geschehen. Die beiden übrigen Hunde schmiegten sich zitternd an ihn.

Endlich erhob er sich müde. Alle Kraft war aus seinem Körper gewichen. Er spannte die Hunde vor den Schlitten, aber sie wanderten nicht weit. Sobald die Dunkelheit hereinbrach, schlug er schnell das Lager auf und sorgte für einen reichlichen Holzvorrat. Er fütterte die Hunde, kochte das Abendessen und machte das Bett dicht neben dem Feuer zurecht.

Aber er fand keine Ruhe. Die Wölfe kamen sehr nah. Man brauchte sich nicht mehr anzustrengen um sie zu sehen. Sie waren alle in engem Kreise dicht um das Feuer. Er ließ die Flammen hell auflodern, denn er wusste, dies war das einzige Mittel, ihre gierigen Zähne von seinem Leib fernzuhalten.

Die beiden Hunde hielten sich dicht bei ihm, wie um Schutz flehend. Wenn ein Wolf sich zu nah heranwagte, knurrten sie wütend oder winselten erschrocken. Allmählich wurde der Kreis der Wölfe immer enger, und Heinrich konnte sich nur retten, indem er immer wieder brennende Holzscheite zwischen die Wölfe warf.

Am Morgen war er müde und matt. Als um neun Uhr der Tag anbrach, und das Rudel sich zurückzog, machte er sich an die Arbeit, die er in der Nacht geplant hatte. Er hieb junge Tannenbäume um und machte daraus Stangen, die er hoch oben in den Kronen einiger Bäume zu einem festen Gerüst verband. Dann zog er mit Hilfe der Hunde und mit den Schlittenriemen, die er als Seil benutzte, den Sarg auf dieses Gerüst hinauf.

"Sie haben Bill gekriegt, und sie mögen auch mich bekommen, aber, junger Mann, dich sollen sie nicht haben", sagte er zu der Leiche auf dem Baum.

Dann machte er sich auf den Weg. Die Wölfe wurden in ihrer Verfolgung immer dreister. Sie trabten lässig im Rücken und zu beiden Seiten daher, während ihre roten Zungen heraushingen und die Rippen in den mageren Körpern bei jeder Bewegung zu sehen waren. Sie waren wirklich nur noch Haut und Knochen, und Heinrich wunderte sich, wie sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnten.

Er wagte es nicht, bis zum Dunkelwerden zu wandern, sondern begann zeitig mit dem Sammeln von Brennholz. Mit der Nacht kehrten die Schrecken wieder. Heinrich litt unter der Schlaflosigkeit. Mit den Decken um die Schultern, dem Beil zwischen den Knien und den Hunden zu beiden Seiten schlummerte er immer wieder ein. Einmal erwachte er und erblickte vor sich, keine zwölf Schritte entfernt, einen großen grauen Wolf, einen der größten des Rudels. Er zählte noch zwanzig Wölfe, die ihn alle hungrig anstarrten.

Als er ein anderes Mal erwachte, sah er die rötliche Wölfin vor sich. Sie saß nur ein halbes Dutzend Schritte von ihm entfernt im Schnee und blickte ihn unverwandt an. Es lag keine Drohung in ihrem Blick, aber er wusste, dass dieser Ausdruck nur die Folge großen Hungers war. Er war für sie eine Speise. Ihr Maul öffnete sich, der Speichel floss heraus, und sie leckte sich das Maul im angenehmen Gefühl der Vorfreude.

Eine wilde Angst durchzuckte ihn. Er wollte ein brennendes Holzscheit nach ihr werfen, aber bei seiner Bewegung sprang sie schnell zurück. Dabei knurrte sie und entblößte ihre weißen Zähne bis zur Wurzel.

Die ganze Nacht scheuchte er das hungrige Rudel mit Feuerbränden zurück. Wenn er einschlummerte, weckte ihn das Geknurr und Gewinsel der Hunde. Der Morgen kam, aber zum ersten Mal verscheuchte das Licht des Tages die Wölfe nicht mehr. Als er sich auf den Weg machen wollte und den Schutz des Feuers verließ, sprang der kühnste Wolf auf ihn los, doch zu kurz. Heinrich rettete sich dadurch, dass er zurückwich. Nur durch Feuerbrände, die er rechts und links um sich warf, trieb er die Wölfe in eine respektvolle Entfernung zurück.

Selbst am hellen Tag wagte er nicht, das Feuer zu verlassen, um Holz zu hauen. Zum Glück befand sich gleich neben seinem Feuer eine große Tanne.

Die nächste Nacht verlief wie die vorige, nur dass das Bedürfnis nach Schlaf überwältigend wurde. Die Hunde knurrten jetzt stets, aber seine halb erstarrten Sinne nahmen es nicht mehr wahr. Einmal schreckte er empor, als die Wölfin kaum einen Meter von ihm entfernt war. Mechanisch ergriff er ein brennendes Holzscheit und schleuderte es ihr in den offenen Rachen. Sie sprang zurück und heulte gellend vor Schmerz. Zornig knurrend schlenkerte sie ihren Kopf hin und her.

Als er wieder einschlief, träumte er, er wäre in Fort McGurry. Dort war es warm und gemütlich, und er spielte Karten. Dabei schien es ihm, als sei das Fort von Wölfen umzingelt. Plötzlich gab es einen Krach, und die Tür sprang auf. Er konnte sehen, wie die Wölfe in das Wohnzimmer eindrangen. Der Traum war zu Ende, aber das Geheul blieb.

Er wurde vollständig wach und musste erkennen, dass der Lärm Wirklichkeit war. Mit furchtbarem Geheul und Gekläff stürzten die Wölfe über ihn her. Die Zähne des einen hatten sich über seinem Arm geschlossen. Als er instinktiv zum Feuer sprang, fühlte er, wie die Zähne eines anderen ihm ins Bein drangen. Er warf verzweifelt glühende Holzscheite nach allen Seiten, aber bald versengte ihm die Hitze das Gesicht. Die Augenbrauen und Wimpern waren verbrannt, und an den Füßen war die Glut unerträglich. Das Lagerfeuer glich einem Vulkan, und so hatte er die Wölfe vertrieben.

Überall, wohin das Feuer gefallen war, zischte es im Schnee und von Zeit zu Zeit verkündete ein knurrendes Gebrumm und ein wilder Satz, dass ein fliehender Wolf auf eine glühende Kohle getreten war.

Nachdem Heinrich noch ein paar feurige Brände den letzten Feinden nachgeschickt hatte, warf er die rauchenden Pelzhandschuhe in den Schnee und stampfte umher, um sich die Füße abzukühlen. Die beiden letzten Hunde waren fort, und er wusste, dass auch sie gefressen wurden. Wahrscheinlich würde er selbst der letzte Gang dieser Mahlzeit sein. "Aber ihr habt mich noch nicht!", schrie er und ballte die Fäuste gegen die hungrigen Bestien. Bei dem Ton seiner Stimme geriet das ganze Rudel in Aufregung. Die Wölfin schlich wieder heran und betrachtete ihn neugierig.

Jetzt führte er eine neue Idee aus. Er dehnte das Feuer zu einem großen Kreis aus und ließ sich innerhalb desselben auf den Schlafdecken nieder. Die Wölfe legten sich in die Nähe des Feuers und dehnten ihre mageren Glieder in der ungewohnten Wärme.

Dabei richteten sie ihre Nasen zu den Sternen empor und ließen ein lautes Hungergeheul erklingen.

Die Morgendämmerung kam und endlich das Tageslicht. Heinrich machte den Versuch, den Flammenkreis zu verlassen, aber die Wölfe stürzten über ihn her. Er taumelte in den Flammenkreis zurück. Dabei sprang ein Wolf auf ihn los, doch zu kurz. Er fiel mit allen vieren in die Kohlen, schrie erschrocken auf, fletschte die Zähne und hinkte zurück.

Heinrich kauerte sich auf den Decken nieder und schien den Kampf aufgegeben zu haben. Einmal sah er in einer Lücke zwischen den Flammen die Wölfin stehen, die ihn unverwandt anblickte. Dann übermannte ihn wieder der Schlaf.

Als er wiederum erwachte, war eine merkwürdige Veränderung eingetreten. Die Wölfe waren fort, aber der zertretene Schnee ringsum zeigte, wie nah sie ihm gewesen waren.

Plötzlich hörte er Menschenstimmen, das Knirschen des Schnees unter dem Schlitten, das Knarren von Lederriemen und das Bellen von Hunden. Vier Schlitten kamen heran. Ein halbes Dutzend Leute umstanden den Mann, der mitten in dem ersterbenden Feuer hockte. Sie rüttelten ihn und brachten ihn mit Gewalt zu sich. Er blickte sie wie ein Betrunkener an und lallte schlaftrunken: "Rothaarige Wölfin - kam mit den Hunden zum Füttern - fraß zuerst das Hundefutter - dann die Hunde - und hernach Bill."

"Wo ist Lord Alfred?", schrie ihm einer der Männer ins Ohr.

"Den haben sie nicht bekommen. Der ist oben in den Bäumen am letzten Lagerplatz."

"Tot?", fragte der Mann.

"Ja und im Kasten", antwortete Heinrich und fuhr dann fort: "Lass mich in Ruhe, ich bin ganz kaputt." Damit fielen ihm die Augen zu, sein Kinn sank auf die Brust und sein Schnarchen erklang.

Doch ein anderer Ton ließ sich noch vernehmen, schwach und in weiter Ferne - das Geheul der hungrigen Wölfe, die auf anderen Raub ausgingen, da der Mensch ihnen entgangen war.

 


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11/28 13:57