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德语小说:汤姆·索亚历险记-Tom steht vor Gericht
日期:2011-01-30 13:09  点击:22

Die heiß ersehnten Ferien brachten nicht nur Vergnügen sondern auch gähnende Langeweile. Aus Verzweiflung fing Tom an Tagebuch zu führen. Als jedoch an drei aufeinander folgenden Tagen nichts Außergewöhnliches geschah, gab er es wieder auf.

 


Dann vertrieben sich Tom und Joe ihre Zeit mit der Kommödiantentruppe, die nach St. Petersburg kamen. Das dauerte auch nur zwei Tage. Der Unabhängigkeitstag am 4. Juli war total verregnet, so dass nicht einmal der Umzug stattfinden konnte. Danach kam ein Zirkus; und so ging es alle paar Tage mit neuen Attraktionen weiter, die jedoch nur dazu führten, dass die Pausen dazwischen immer schmerzlicher wurden.

Becky Thatcher verbrachte mit ihrer Familie die Ferien in Constantinople. So bot das Leben für Tom keinerlei Glanzpunkte. Dann bekam er die Masern.

Als er nach zwei Wochen wieder auf den Beinen war, hatte sich nichts im Ort verändert. Nein, es war trauriger und langweiliger denn je. Bereits am nächsten Tag bekam Tom einen Rückfall, der ihn endlose drei Wochen im Bett hielt.

Dann kam endlich Bewegung in die schläfrige Ferienatmosphäre des Städtchens. Der Mordfall Muff Potter kam zur Verhandlung. Er wurde sofort das Hauptgesprächsthema aller Einwohner, dem Tom nicht entgehen konnte. Jedes Mal wenn davon gesprochen wurde, schauderte es ihn bis ins Mark. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn sehr. Er fühlte sich beobachtet und das Gerede ließ ihm keine Ruhe.

Als er so unsicher wurde, dass er vor Angst zitterte, ging er zu Huck. Jetzt konnte Tom die Last des Schweigens für eine kurze Zeit ablegen. Er vergewisserte sich, dass Huck auch wirklich keiner Menschenseele etwas von ihren nächtlichen Beobachtungen erzählt hat. Doch Huck konnte ihn beruhigen. Er wäre ja nicht lebensmüde, erklärte er.

Dann erzählte er, dass Muff Potter schlechte Karten hätte. Die Menschen wären davon überzeugt, dass Muff diesen Mord begangen hätte. Und das, obwohl Muff Potter niemandem etwas Böses getan hatte.

"Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, ihn aus dem Gefängnis herauszuholen", gestand Tom seinem Mitwisser.

"Das würden wir nie schaffen!"

So unterhielten sich die beiden Jungen noch eine Weile. Als die Dämmerung hereinbrach, gingen sie zum kleinen Gefängnis, um Potter Tabak und Streichhölzer durchs Zellenfenster zu reichen. Seine Dankbarkeit rührte sie zutiefst und bereitete ihnen gleichzeitig ein unsagbar schlechtes Gewissen.

Muff Potter freute sich über die heimlichen Besucher und nutzte diese Zeit, um den Jungen gute Ratschläge zu erteilen. Sie sollen sich nur nie besaufen, riet er ihnen, sonst würde ihnen gleich Schlimmes passieren wie ihm. Je länger er sprach, umso mehr fühlten sich Tom und Huck als Verbrecher. "Ihr habt Muff Potter sehr geholfen, und ich weiß, ihr würdet auch noch mehr tun, wenn ihr könntet!", sagte er, kurz bevor die Jungen sich auf den Heimweg machten.

Tom fühlte sich elend und ihn plagten während der Nacht die schrecklichsten Träume. An den nächsten beiden Tagen drückten sich Tom und Huck ständig vor dem Gericht herum, jedes Gespräch vermeidend. Am Ende des zweiten Verhandlungstages berichteten die Leute, die Aussage von Indianer-Joe stehe fest und es gebe keinerlei Zweifel über das ausstehende Urteil.

Spätabends verließ Tom noch einmal das Haus und kletterte erst tief in der Nacht wieder durchs Fenster in sein Zimmer. Er war so aufgeregt, dass es Stunden dauerte, bis er einschlafen konnte.

Am nächsten Morgen strömte der ganze Ort zum Gerichtsgebäude, denn an diesem Tag sollte das Urteil verkündet werden. Als alle Beteiligten im Saal Platz genommen hatten - die hoheitsvollen Geschworenen, dann der hoffnungslose Potter, anschließend Indianer-Joe mit undurchdringlicher Miene - erst dann erschien das Gericht und die Verhandlung konnte beginnen. Es folgten Aussagen von mehreren Zeugen, viele Fragen von Staatsanwalt und Verteidiger, bis für den Staatsanwalt klar war, dass nur Muff Potter den Mord begangen haben konnte. Potters Stöhnen war im ganzen Saal zu hören.

Dann erhob sich der Verteidiger. "Euer Ehren, zu Beginn der Verhandlung war es unser Ziel, zu beweisen, dass sich der Angeklagte zum Zeitpunkt der Tat, ausgelöst durch übermäßigen Alkoholgenuss, nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befand. Wir wollten auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren. Jetzt haben sich jedoch völlig neue Tatsachen ergeben und die Verteidigung plädiert auf Freispruch. Bitte rufen Sie Tom Sawyer in den Zeugenstand!"

Verblüfftes Murmeln durchzog den überfüllten Saal. Potter hob erstaunt den Kopf. Tom erhob sich langsam und ging zum Zeugenstand. Er sah blass und ängstlich aus, als er vereidigt wurde.

Dann fragte der Verteidiger: "Thomas Sawyer, wo warst du am 17. Juni um Mitternacht?"

Tom sah zu Indianer-Joe hinüber und seine Zunge versagte ihm den Dienst. Erst nach einiger Zeit nahm er all seinen Mut zusammen und sagte leise: "Auf dem Friedhof!"

"Bitte, sprich etwas lauter! Du warst…"

Indianer-Joe lächelte verächtlich. Der Verteidiger befragte Tom über alle Einzelheiten, die er in jener Nacht gesehen hatte und Tom gab wahrheitsgemäß Auskunft. Auf die Frage, ob er alleine war, antwortete er mit nein - verschwieg aber den Namen seines Freundes. Indianer-Joe zuckte kaum merklich zusammen.

Tom begann seinen Bericht. Zunächst zögernd, dann immer flüssiger. Im Saal war kein Laut zu hören. Die Spannung erreichte den Höhepunkt, als Tom sagte: "Der Doktor schleuderte das Brett herum, Potter fiel und Indianer-Joe sprang mit dem Messer…"

Krach! Blitzschnell raste Indianer-Joe zum Fenster und war verschwunden, noch ehe einer der Anwesenden überhaupt reagieren konnte.

Wieder war Tom der Held des Tages, sogar das kleine Lokalblättchen verewigte ihn mit einem begeisterten Artikel. Und wie das immer so ist, wurde Muff Potter mit Freundlichkeiten überhäuft und mit offenen Armen wieder in der Gesellschaft aufgenommen. Die Menschen sind nun mal wankelmütig.

Tagsüber ging es Tom prima, doch nachts schüttelte ihn das Grauen. In allen Träumen erschien Indianer-Joe und schrie nach Rache und Vergeltung. Nichts konnte Tom dazu bewegen, nach Einbruch der Dunkelheit noch aus dem Haus zu gehen. Dem armen Huckleberry erging es nicht besser. Obwohl sein Name bei Gericht nicht gefallen war, befürchtete Huck, seine Beteiligung könne irgendwie durchsickern. Außerdem war seitdem Hucks Vertrauen in Tom schwer erschüttert. Er hatte alle heiligen Schwüre gebrochen.

Die Dankbarkeit Muff Potters zeigte Tom, dass seine Entscheidung richtig gewesen war. Doch in der Dunkelheit wünschte sich Tom, er hätte niemals gesprochen.

Einesteils fürchtete er, Indianer-Joe würde niemals gefunden; doch gerade der Gedanke, er würde gefangen, jagte Tom Angst und Schrecken ein. Er wusste genau, dass er erst durch den Tod von Indianer-Joe seinen Seelenfrieden finden konnte.

Trotz der stattlichen Belohnung, die für das Finden von Indianer-Joe ausgesetzt war, blieb er wie vom Erdboden verschwunden.

 


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