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德语小说:汤姆·索亚历险记-Tom in der Sonntagssch
日期:2011-01-25 14:02  点击:25

Die Sonne ging auf und sandte ihre wärmenden Strahlen auf den friedlichen Ort. Tante Polly hielt nach dem Frühstück ihre Familienandacht ab. Anschließend begann Tom, die längst fälligen Verse für die Sonntagsschule zu lernen. Sid hatte das natürlich schon Tage vorher erledigt.

 


Tom bemühte sich, fünf Verse auswendig zu lernen. Er wählte sie aus der Bergpredigt, weil er in der ganzen Heiligen Schrift keine kürzeren finden konnte.

Seine Gedanken schweiften beim Lernen ständig ab und er zappelte rum. Nach einer halben Stunde hatte er wenigstens eine vage Vorstellung von seiner Lektion. Seine Cousine Mary fragte ihn ab und Tom versuchte, sich durch den Nebel der Bibelverse zu tasten. Es war grauenvoll. Nicht einen ganzen Vers brachte er zustande.

"Ach Tom, du weißt doch, dass ich dich nicht ärgern will. Aber du wirst die Sprüche lernen müssen. Setz dich noch mal hin, du schaffst das schon. Und dann kriegst du auch etwas ganz Tolles von mir! Okay?"

"Na schön… Was schenkst du mir denn, Mary? Gib mir einen Tipp!"

"Nein. Wenn ich sage es ist etwas Tolles, dann ist es etwas Tolles."

"Klar, Mary. Geht in Ordnung."

Tom lernte weiter, und unter dem Druck der Neugier war er mit solchem Feuereifer am Werk, dass der Erfolg nicht lange auf sich warten ließ. Deshalb schenkte Mary ihm ein funkelnagelneues Taschenmesser. Tom brachte vor Freude kein Wort mehr heraus. Es war ein echtes Barlow-Messer und das war sehr viel wert. Mit dem Messer konnte man zwar nicht richtig schneiden, aber es reichte aus, um einige Kerben in den Schrank zu schnitzen.

Gerade als er sich an die Kommode machen wollte, wurde er unterbrochen. Mary stellte eine Schüssel mit warmem Wasser und ein Stück Seife draußen vor der Tür auf die Bank. Tom tauchte die Seife ins Wasser und legte sie neben der Schüssel ab. Danach goss er das Wasser aus, lief in die Küche und trocknete sich mit dem Handtuch das Gesicht ab.

"Schäm dich!", sagte Mary und nahm ihm das Handtuch ab. "Wasser tut nicht weh!"

Tom sah verlegen zu, wie sie die Schüssel von neuem füllte. Er seufzte tief auf, sammelte Mut, hielt die Luft an und machte sich ans Werk. Kurze Zeit später trat er wieder in die Küche, die Augen fest zugekniffen. Er tastete nach dem Handtuch, während Wasser und Seife von seinen Wangen tropfte. Doch die saubere Fläche endete am Kinn; der Hals schien unberührt. Jetzt nahm Mary sich den Jungen selbst vor und als sie ihr Werk beendet hatte, glänzte Tom wie ein polierter Apfel.

Dann holte Mary den guten Anzug aus dem Schrank, legte ihm den riesigen Kragen über die Schultern, knöpfte seine Jacke bis zum Kinn zu, bürstete ihn ab und setzte ihm zur Krönung noch den Strohhut auf den Kopf. Tom sah jetzt zwar ordentlicher aus, aber ausgesprochen unglücklich. Der sonntägliche Aufzug war ihm unbequem. Er hoffte, dass Mary wenigstens die Schuhe vergessen würde. Doch sie zog sie bereits aus dem Schrank und fettete sie mit Talg ein. Tom schimpfte wie ein Rohrspatz.

"Ach bitte, Tom", schmeichelte Mary, "es sind ja nur noch die Stiefel." Tom fuhr zähneknirschend in die Schuhe. Bald darauf machten sich alle auf den Weg zur Sonntagsschule. Sid und Mary gingen gerne hin, doch Tom hasste sie von ganzem Herzen.

An der Kirchentür sprach Tom einen ebenfalls sonntäglich gekleideten Jungen an: "Sag mal, Bill, hast du einen gelben Zettel für mich?"

"Ja, wieso?"

"Du kriegst auch ein Stück Lakritze und einen Angelhaken dafür!"

"Zeig mal her."

Tom kramte in seiner Hosentasche und die Schätze wechselten den Besitzer. So tauschte Tom noch mit mehreren Kindern seine Habseligkeiten in verschiedenfarbige Zettel ein. Dann betrat er mit einem Schwarm lärmender Jungen und Mädchen endlich die Kirche, ging an seinen Platz und begann umgehend mit dem nächst besten Jungen einen Streit.

Der Lehrer, ein ernster, älterer Herr, versuchte, den Streit zu schlichten. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Immer wenn er sich wegdrehte, zog Tom den einen Jungen an den Haaren oder piekste einen anderen mit einer Nadel, sodass er laut "Aua" rief und erneut vom Lehrer ermahnt wurde. Diese Klasse war für den Lehrer eine wahre Plage.

Keiner konnte die Bibelsprüche ohne Stottern aufsagen. Trotzdem schafften sie es mit ‚Ach und Krach', ihre übliche Belohnung zu erhalten. Es gab blaue Zettel, auf denen jeweils ein weiterer Bibelspruch stand. Man bekam sie, wenn man zwei Bibelsprüche aufgesagt hatte. Zehn blaue Zettel waren so viel wert wie ein roter. Für zehn rote bekam man einen gelben Zettel. Und wer zehn gelbe besaß - was nur selten jemand schaffte - dem überreichte der Kirchenvorsteher eine einfach gebundene Bibel.

Mary hatte nach zwei Jahren geduldiger Arbeit auf diesem Weg schon zwei Bibeln erworben. Ein deutscher Junge hatte es sogar schon zu fünf Bibeln gebracht. Trotz dieser außergewöhnlichen Belohnung, machte es Tom bisher zu viel Mühe, die dafür notwendigen zweitausend Bibelverse zu lernen. Allerdings, den mit der Übergabe verbundenen Ruhm hätte er schon verlockend gefunden.

Zur üblichen Zeit erhob sich der Kirchenvorsteher mit dem Gesangbuch in der Hand, stellte sich vor die Kanzel und bat um Aufmerksamkeit. Weshalb er das Gesangbuch in der Hand hielt, blieb allen ein Rätsel, denn er benutzte es nie. Mr. Walters war ein magerer Mann von etwa fünfunddreißig Jahren mit sandfarbenem Ziegenbart und hellen, kurz geschnittenem Haar.

Er war ein äußerst gewissenhafter und ehrlicher Mensch. Mit seiner Sonntagsschulstimme, die wesentlich klangvoller war als seine Alltagsstimme, sagte er: "Jetzt, Kinder, setzt euch ordentlich und gerade hin und hört für ein paar Minuten aufmerksam zu." Sein Blick schweifte durch die Reihen. "Ja, so ist es schön. Ich möchte euch sagen, dass es mich freut, so viele saubere, strahlende kleine Gesichter an einem Ort wie diesem versammelt zu sehen, wo das Rechte und das Gute zu tun gelehrt wird…" und so weiter. Die Ansprache verlief genau wie immer und war allen hinreichend bekannt.

Mit der Zeit begann aber wieder das Zischen, Kichern und Zappeln. Es wurde so heftig, dass es sogar Mary und Sid erreichte, die normalerweise wie Felsen in ihrer Bank saßen. Aber plötzlich herrschte absolute Ruhe. Ein recht seltenes Ereignis unterbrach die Ansprache des Kirchenvorstehers. Besucher hatten die Kirche betreten.

Es war Rechtsanwalt Thatcher, begleitet von einem alten Herrn. Ihm folgte ein stattlicher Vierziger nebst Ehefrau. Die Dame führte ein Mädchen an der Hand - Toms Engel!

Bis dahin hatte er noch Gewissensbisse empfunden, wenn er die liebevollen Blicke sah, die Amy Lawrence ihm zuwarf. Aber jetzt füllte sich sein Herz im Nu mit flammender Freude. Er begann, sich mächtig aufzuspielen, Grimassen zu schneiden, kurz, er tat alles, um die Aufmerksamkeit des Mädchens auf sich zu lenken.

Den Gästen wurden die Ehrenplätze zugewiesen. Mr. Walters stellte die Neuankömmlinge am Ende seiner Rede vor. Der stattliche Herr mittleren Alters war der Kreisrichter. Er war die höchstgestellte Persönlichkeit, die die Kinder je gesehen hatten. Der Richter war ein weit gereister Mann, immerhin kam er aus dem zwölf Kilometer entfernten Constantinople. Ehrfürchtig starrten die Kinder den großen Richter Thatcher an, den Bruder des ortsansässigen Rechtsanwaltes Jeff Thatcher. Der ließ sich natürlich um den vertrauten Kontakt von der ganzen Sonntagsschule beneiden.

Selbst Mr. Walters begann, sich wichtig zu machen. Ebenso der Bibliothekar und die jungen Lehrerinnen; plötzlich wandten sie sich freundlich den Kindern zu, denen sie kurz zuvor noch Ohrfeigen gegeben hatten. Mädchen und Jungen versuchte, sich gegenseitig zu übertrumpfen.

Über all dem thronte der berühmte Mann mit seinem majestätischen richterlichen Lächeln und sonnte sich in seiner eigenen Größe. Zu Mr. Walters vollkommenem Glück fehlte nur noch eins: Ein Musterkind, dem er einen Bibelpreis verleihen könnte. Er dachte nach. Gerade als er die Hoffnung bereits begraben hatte, trat Tom Sawyer nach vorne. Er hielt ihm neun gelbe, neun rote und zehn blaue Zettel hin und forderte eine Bibel. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch es ließ sich nicht leugnen, die Zettel waren echt.

So bekam Tom einen Ehrenplatz beim Richter und den anderen Gästen. Es war die Sensation des Jahrhunderts. Natürlich ärgerten sich diejenigen, die ihm ihre Zettel verkauft hatten, zutiefst.

Tom wurde nun wortreich der Preis verliehen. Trotzdem wurde der Kirchenvorsteher das Gefühl nicht los, dass hinter diesem Bibelpreis ein dunkles Geheimnis steckte. Dieser Lausejunge kannte nie und nimmer zweitausend Verse auswendig.

Amy Lawrence sah ihren Tom stolz und glücklich an. Doch er schaute nicht zu ihr. Und schon bald bemerkte sie den verstohlenen, zärtlichen Blick, den Tom dem fremden Mädchen zuwarf. Sie meinte, ihr Herz müsse vor Kummer zerspringen. Tränen stiegen in ihre Augen, und in diesem Moment hasste sie Tom.

Nun wurde Tom dem Richter vorgestellt. Gnädig legte der Richter Tom die Hand auf den Kopf und nannte ihn einen prächtigen jungen Mann. Er fragte ihn nach seinem Namen. Tom schnappte nach Luft, stotterte und nach mehreren Anläufen hatte er endlich "Tom Sawyer" über die Lippen gebracht. Er sah den Blick des Richters und verbesserte sich sofort: "Thomas Sawyer".

"So ist es richtig. Du bist ein braver Junge. Zweitausend Bibelverse, die zu lernen muss eine Menge Mühe gekostet haben. Doch es wird sich eines Tages lohnen und du wirst ein großer, berühmter Mann sein. Diese zweitausend Bibelsprüche sind nicht mit Geld aufzuwiegen. Und nun wirst du sicher gerne etwas von dem vortragen, was du so eifrig gelernt hast. Sicher kennst du die Namen der zwölf Apostel. Wie hießen die ersten beiden, die zu Jüngern des Herrn wurden?"

Tödlich verlegen fingerte Tom an einem Knopf herum und sah den Richter ratlos an. Mr. Walters rutschte das Herz in die Hose, als er bemerkte, dass der Junge nicht einmal die einfachsten Fragen beantworten konnte. Wie Peinlich! Pflichtschuldig stellte er sich neben Tom und forderte: "Antworte dem Richter, Thomas. Du brauchst keine Angst zu haben!"

Tom zögerte, bis die Frau des Richters sich an ihn wandte: "Aber mir verrätst du sie doch. Die ersten beiden Apostel hießen…"

"David und Goliath!"

Über den Schluss dieser Szene wollen wir lieber barmherzig schweigen.

 


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