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德语小说:汤姆·索亚历险记-Tom und das fremde Mä
日期:2011-01-25 13:58  点击:35

Tom ging zu Tante Polly. Sie saß am offenen Fenster in der nach hinten gelegenen Stube. Die milde Sommerluft hatte ihre Wirkung nicht verfehlt; Tante Polly war über ihrem Strickzeug eingenickt, die schlafende Katze auf dem Schoß.

 



"Darf ich jetzt spielen gehen?" fragte Tom bescheiden.

Überrascht öffnete die alte Dame die Augen. "Was? Wie weit bist du gekommen?"

"Alles fertig, Tante Polly!"

Natürlich glaubte Tante Polly ihm nicht. Schließlich kannte sie ihren Tom ja gut genug. So ging sie hinaus, um sich von dem Stand der Streicharbeiten zu überzeugen. Als sie den ganzen langen Zaun gestrichen sah, kunstvoll mit mehreren Anstrichen versehen, da war sie unbeschreiblich erstaunt. "Nein, so was!" sagte sie kopfschüttelnd. "Das hätte ich nie für möglich gehalten! Siehst du, wenn du willst, dann kannst du auch arbeiten." Als wäre das zuviel des Lobes, fügte sie hinzu: "Das geschieht leider äußerst selten. Na los, geh spielen. Aber komm nicht zu spät zurück, sonst kannst du was erleben."

Tante Polly war so überwältigt von Toms Leistung, dass sie ihm einen besonders schönen Apfel schenkte. Dabei erklärte sie ihm, wie viel köstlicher diese durch ehrliche Arbeit erworbene Frucht schmecke. Während sie mit einem Bibelwort schloss, stibitzte Tom einen Pfannkuchen und schlüpfte hinaus.

Sid stieg gerade die Außentreppe hinauf. Tom sah die Erdklumpen herumliegen. Im Nu sausten die Klumpen durch die Luft. Wie bei einem Hagelsturm prasselten sie auf Sid nieder. Bevor sich Tante Polly einschalten konnte, hatten sechs oder sieben Klumpen ihr Ziel erreicht. Tom sprang über den Zaun und verschwand. Er war zu sehr in Eile, um die Gartentür zu benutzen. In seiner Seele herrschte Frieden; er hatte mit Sid abgerechnet!

Leichten Herzens lief er zum Marktplatz, wo sich zwei Gruppen von Jungen verabredet hatten. Tom war der General der einen Armee und sein Busenfreund Joe Harper befehligte die andere. Die Schlacht konnte beginnen. Wobei die beiden großen Heerführer nie selbst am Kampfgeschehen teilnahmen, nein. Sie saßen zusammen auf einer Bodenerhebung und leiteten von dort aus die Operationen. Nach langem, hartem Kampf errang Toms Armee einen berauschenden Sieg. Dann zählten sie die Toten, tauschten die Gefangenen aus und bestimmten die Dauer des Waffenstillstands. Die Truppen formierten sich und zogen ab. Tom ebenfalls.

 

Als er am Haus vorüber kam, in dem Jeff Thatcher wohnte, stand im Garten ein fremdes Mädchen. Sie sah bezaubernd aus in ihrem weißen Sommerkleid und den blonden, zu dicken Zöpfen geflochtenen Haaren. Der siegreiche Held, der eben eine Schlacht gewonnen hatte, fiel - ohne dass ein Schuss abgefeuert wurde.

Seine bislang große Liebe, eine gewisse Amy Lawrence, entschwand spurlos aus seinem Herzen. Dabei hatte er Monate gebraucht, um das Mädchen für sich zu gewinnen. Erst vor einer Woche hatte sie ihm ihre Liebe gestanden. Er war der stolzeste, glücklichste Junge auf der ganzen Welt gewesen. Und jetzt? Innerhalb von Sekunden löste sich seine Liebe in Nichts auf.

Tom betrachtete schmachtend diesen eben erschienenen Engel, bis er feststellte, dass auch sie ihn bemerkt hatte. Dann begann er, sich in typischer Jungenart vor ihr zu produzieren. Eine Weile zeigte er verschiedene Kunststücke und gerade, als er in einer schwierigen Turnübung steckte, sah er, dass sie sich zur Haustür gewandt hatte.

Tom lehnte sich an den Zaun und hoffte, sie würde noch ein wenig draußen bleiben. Doch sie ging weiter. Tom seufzte. Sein Gesicht hellte sich jedoch auf, als sie ihm ein Stiefmütterchen über den Zaun warf, bevor sie verschwand. Außer sich vor Freude hob er das Blümchen auf und befestigte es an der Innenseite seiner Jacke, dicht am Herzen. Es konnte auch der Magen sein, so genau kannte Tom sich in Anatomie nicht aus. Den Kopf voll herrlichster Träume ging er heim.

Während des ganzen Abendessens war er so guter Laune, dass Tante Polly fast schon wieder misstrauisch wurde. Sie schimpfte tüchtig, weil er Sid mit Erdklumpen beworfen hatte. Aber das machte ihm natürlich nichts aus. Er versuchte sogar, unter ihrem strengen Blick ein paar Stückchen Zucker zu stibitzen und bekam dafür eins auf die Finger. "Sid schlägst du nie, wenn er sich Zucker nimmt!"

"Sid ist ja auch nicht so ungezogen wie du!" erwiderte die Tante. Sie stand auf und ging in die Küche. Triumphierend sah Sid seinen Halbbruder an und griff nach der Zuckerdose. Doch sie rutschte ihm aus den Fingern und zerbrach. Toms Freude darüber war so groß, dass er sogar seine Zunge im Zaum hielt. Er beschloss, kein Wort zu sagen. Nicht einmal, wenn seine Tante hereinkäme. Erst wenn sie fragte, wollte er den Übeltäter preisgeben. Eine herrliche Vorstellung! Endlich würde sich der Musterknabe Sid auch mal ein paar Ohrfeigen einfangen.

Als Tante Polly erschien und auf die Scherben blickte, schossen Zornesblitze aus ihren Augen. Jetzt kommt es, dacht er bei sich. Im nächsten Augenblick lag er schon am Boden und Tante Polly hatte den Arm bereits wieder erhoben.

"Halt!" schrie Tom. "Sid hat doch die Dose kaputtgemacht!"

Verblüfft hielt die alte Dame inne und Tom erwartete entschuldigendes Mitgefühl. Aber Tante Polly sagte nur: "Na, verdient hast du es bestimmt; für all die Male, wo ich dich nicht erwischt habe!"

Doch im Grunde ihres Herzens war ihr nicht ganz wohl… Einerseits hatte sie ein schlechtes Gewissen und hätte Tom gerne etwas Tröstliches gesagt. Damit hätte sie allerdings ihren Irrtum eingestanden und das wollte sie keinesfalls tun. Sie begann mit kummervollem Herzen den Tisch abzuräumen.

Tom schmollte. Er wusste genau, was seine Tante jetzt dachte und dieses Bewusstsein gab ihm eine finstere Befriedigung. Er würde ihr auf keinen Fall entgegenkommen! Keinen ihrer tränenumflorten Blicke wahrnehmen! Selbst wenn er todkrank im Bett läge und die Tante sich über ihn beugte, ihn um Verzeihung anflehte… Er würde sich zur Wand drehen und sterben, ohne das erlösende Wort gesprochen zu haben. Wie würde sie sich dann erst fühlen!

Beim Gedanken an seinen eigenen Tod, stiegen Tom selbst die Tränen in die Augen. Um nichts in der Welt, hätte er sich in seinem Selbstmitleid jetzt stören lassen. Sein Schmerz war ihm zu heilig.

Als seine Cousine Mary ins Zimmer getanzt kam, übersprudelnd vor Freude und Neuigkeiten, stand Tom still auf und ging leidend hinaus. Er suchte die Einsamkeit, um in Ruhe seinen trüben Gedanken nachhängen zu können. Dazu setzte er sich auf die äußerste Kante eines am Fluss liegenden Floßes. Er blickte über die Weite des Stromes. Dabei wünschte er zu ertrinken, rasch und ohne etwas zu spüren.

Dann fiel ihm das fremde Mädchen wieder ein, und er holte die Blume hervor. Ihre Blätter hingen welk herunter. Tom fragte sich, ob sie wohl Mitleid mit ihm empfinden würde. Ob sie ihn wohl trösten und die Arme um ihn legen würde? Oder würde sie ihn allein lassen, wie alle anderen auch.

Gegen zehn Uhr abends erreichte er die verlassene Straße, in der seine Angebetete wohnte. Nichts regte sich… Eine flackernde Kerze warf ihr trübes Licht auf den Vorhang eines Fensters im zweiten Stock. War dies das Zimmer seines Engels? Tom schlich leise durch die Büsche bis unter das erleuchtete Fenster. Er legte sich flach auf den Boden, die welke Blume in der Hand. So wollte er sterben - allein.

Während er in Selbstmitleid versank, öffnete sich das Fenster. Die misstönende Stimme eines Dienstmädchens entweihte die heilige Stille und eine Sintflut schmutzigen Wassers durchtränkte die sterblichen Überreste des Märtyrers.

Prustend sprang Tom auf. Er hüpfte über den Zaun, fluchte und verschwand in der Dunkelheit.

Als Tom später, bereits zum Schlafen umgezogen, seine durchnässten Kleider betrachtete, erwachte Sid. Er verkniff sich jedoch jegliche Anspielung auf die Geschehnisse des Abends, denn aus Toms Augen blitzte Gefahr. Dieser schlüpfte ins Bett, ohne das lästige Nachtgebet zu sprechen, was Sid erneut im Geiste notierte.

 


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