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德语小说:艾凡赫-Die Anklage
日期:2010-12-07 13:46  点击:10

Kaum war Isaak fortgegangen, ließ der Großmeister nach dem Präceptor rufen. Albert de Malvoisin war der Bruder jenes Philip de Malvoisin, der in der Nachbarschaft von Rotherwood wohnte. Er war ein enger Verbündeter von Brian de Bois-Guilbert.

 


Nach Außen gab er den asketischen Ordensbruder, aber in Wirklichkeit war das nur Heuchelei. Wie er nun vor dem Großmeister stand, tat er sich überrascht über die Anklage, dass er einem Ordenbruder erlaubt habe seine jüdische Geliebte, eine Zauberin, an diesen heiligen Ort zu bringen.

Albert spielte Verwunderung vor und erklärte, dass der gute Bois-Guilbert unter ihrem Zauber stehen müsse. Nur so könne er sich seine Neigung erklären. Der Präceptor habe die Aufnahme des Mädchens nur erlaubt, um den Bruder wieder auf den rechten Weg zu bringen.

"Diese schändliche Zauberin, die ihren Zauber an einem Bruder unseres Ordens angewandt hat, muss zum Tode verurteilt werden", sagte Beaumanoir, "Lasst die Halle für den Prozess vorbereiten."

Albert de Malvoisin verbeugte sich und ging, aber nicht, um den Befehl auszuführen, sondern um Brian de Bois-Guilbert vorzuwarnen. Er fand ihn schäumend vor Wut, weil Rebekka ihn ein weiteres Mal abgewiesen hatte.

Als Brian erfahren hatte, was der Großmeister vorhatte, bat er seinen Freund, ihm bei der Flucht mit der schönen Jüdin zu helfen. Aber der Präceptor erkläre, dass dieses Unterfangen aussichtslos sei. Das Haus wimmelte von den Leuten des Großmeisters.

Der tapfere Tempelritter schien sich dem Willen seiner Vorgesetzten zu beugen, aber in Wirklichkeit wollte er nichts unversucht lassen, Rebekka zu retten.

Mittlerweile war die Halle zum Gerichtssaal umgebaut worden. Die Glocken hatte gerade die Mittagsstunde geschlagen, als der Vorsteher und der Präceptor höchstpersönlich Rebekka zu ihrem Platz brachten. Im Menschengedränge wurde ihr ein Stück Papier in die Hand gedrückt, das sie ungelesen in der Hand behielt.

Lucas de Beaumanoir erhob sich und begann seine Anklage vorzutragen. Dabei ließ er keinen Zweifel darüber, dass die Jüdin einen bösen Zauber über den Ordensbruder verhängt habee und sie deshalb sterben müsse.

Leises Murmeln ging durch die Versammlung, und einige, die den wahren Hergang kannten lächelten über die Vermutung des "bösen Zaubers".

Nach und nach wurden Zeugen vernommen. Zuerst Albert de Malvoisin, der bereute gegen die Ordensregeln verstoßen zu haben. Dafür bekam er dreizehn Vaterunser zur Morgen- und Mittagsandacht und Fleischverzicht für sechs Wochen als Buße.

Als nächstes wurde Brian de Bois-Guilbert befragt, aber der schwieg sich eisern aus, sodass der Großmeister entnervt weitere Zeugen rief. Dies waren zwei Männer, die abenteuerliche Geschichten über Rebekka zu berichten hatten. Jeder gesunde Menschenverstand hätte bemerken müssen, dass an den Aussagen etwas nicht stimmte, denn die Männer waren vom Großmeister bezahlt worden, solche Falschaussagen zu machen. Beaumanoir wollte ganz sicher gehen, dass der Verurteilung nichts im Weg stehen würde.

Nachdem der Großmeister alle Stimmen eingesammelt hatte, forderte er Rebekka auf, ihren Schleier abzunehmen und gab ihr die Gelegenheit selbst das Wort zu ergreifen. Die Jüdin folgte dem Willen -überraschtes Gemurmel breitete sich aus, aufgrund ihrer Schönheit. Manch einer im Saal kam zu dem Schluss, dass es nicht ihre Hexerei sondern ihre Anmut war, der Brian de Bois-Guilbert erlegen war.

"Gott sei der Richter zwischen mir und ihm", sagte sie. "Ich bin eine wehrlose Gefangene, er aber gehört eurem Glauben an, und das geringste Wort aus seinem Mund wiegt schwerer als die heiligsten Schwüre einer Jüdin. - Höre, Brian de Bois-Guilbert, ich frage dich, kannst du diesen Anklagen so zustimmen?"

Es entstand eine Pause, alle Augen richteten sich auf Bois-Guilbert. Er blieb stumm und schien einen heftigen Kampf mit sich auszufechten. Schließlich stieß er mit erstickter Stimme hervor: "Das Papier!" und sah Rebekka an.

Die Jüdin erinnerte sich an den Zettel, den sie immer noch in der Hand hielt. Sie faltete ihn unbemerkt auseinander und las die arabischen Worte: "Fordere einen Kämpfer!" Sofort ließ sie das Blatt verschwinden und erhob sich.

"Ich habe nur noch ein Mittel, mein Leben zu retten. Ich bestreite die Anklage und behaupte meine Unschuld! Ich appelliere an das Gottesurteil und nehme das Recht in Anspruch, die Wahrheit durch einen Zweikampf zu finden. Ein Kämpfer wird sie für mich ans Licht bringen."

"Wer aber", entgegnete der Großmeister, "wird für eine jüdische Zauberin die Lanze brechen?"

"Gott selbst wird mir einen Kämpfer schicken. Hier ist mein Pfand." Damit zog sie sich einen Handschuh aus und warf ihn voller Stolz vor den Großmeister.

Lucas de Beaumanoir war von Natur aus weder grausam noch hart, aber durch seinen asketischen Lebenswandel hatte sein Gemüt eine gewisse Härte angenommen. Doch Rebekka hatte ihn gerührt. Waren es nun ihre Schönheit oder ihr mutiges Auftreten. Daher entschied er, ihre Bitte zu gewähren.

"Wer, liebe Brüder, soll dieses Pfand bekommen, und damit für unsere Seite kämpfen? Ich denke niemand könnte das besser, als Brian de Bois-Guilbert, nicht wahr? Albert, gib diesen Fehdehandschuh dem Sir Brian."

Malvoisin trat mit dem Handschuh vor Bois-Guilbert und sprach leise, aber eindringlich auf ihn ein. Als der Großmeister bereits ungeduldig wurde, sagte der Präceptor:

"Er hat angenommen, ehrwürdiger Vater. Als Kampfplatz schlage ich die Schranken von St. Georg vor. Sie gehören zu unserem Präceptorium."

"Gut", sagte Beaumanoir, "in diesen Schranken soll dein Ritter erscheinen, Rebekka. Du darfst einen Boten aussenden, der eine Nachricht von dir zu deinen Freunden bringt."

Dieser Bote musste jedoch nicht bis nach York reiten, denn bereits eine Viertelstunde vor dem Tor von Templestowe traf er auf zwei Juden, die sich als Isaak und seinen Freund Nathan herausstellten. Er übergab ihnen den Brief und machte sich auf den Rückweg.

Kaum hielt Isaak das Blatt in den Händen, sank er von seinem Maultier und lag leblos am Boden. Nathan kam ihm zur Hilfe und Isaak fand langsam das Bewusstsein wieder.

"Lies du, mein Bruder", sagte Isaak, "meine Augen sind voller Tränen. Ich fürchte es ist die Nachricht über den Tod meiner geliebten Tochter."

Nathan nahm das Blatt und las: "Mein Vater, ich bin zum Tode verurteilt. Man hat mich der Hexerei angeklagt. Es gibt nur einen Ausweg, ich muss einen starken Kämpfer finden, der für mich vor Gott kämpft. Wilfred, der Sohn des Cedrics, ist der Einzige, der das für mich tun würde. Geh zu ihm und bitte für mich."

Isaak war außer sich vor Kummer. Doch Nathan bestärkte ihn, nach Rotherwood zu gehen. Er selbst würde nach York reiten, und dort Ausschau nach einem tapferen jungen Mann zu halten, der bereit war für Rebekka zu kämpfen.

Die beiden Männer umarmten sich herzlich und ritten in verschiedenen Richtungen davon.

In der Abenddämmerung wurde leise an Rebekkas Tür geklopft.

"Tritt ein, wenn du ein Freund bist, und wenn du ein Feind bist, kann ich nichts dagegen tun."

"Ich bin ein Freund oder Feind, das kommt darauf an, wie unser Gespräch ausgeht", antwortete Bois-Guilbert, der ins Zimmer trat.

Rebekka zog sich in die äußerste Ecke des Raumes zurück.

"Du hast keinen Grund, mich zu fürchten. Draußen stehen die Wachen, die dich beschützen, bis sie dich in den Tod führen."

"Gott sei gelobt. Vor dem Tod fürchte ich mich am wenigsten", stieß die Jüdin hervor.

"Du sollst wissen, dass mein Plan ein anderer war. Die Wahl des verteidigenden Kämpfers sollte auf ein einfaches Ordensmitglied fallen. Dann wäre ich - als dein Kämpfer in die Schranken gezogen, verkleidet als umherziehender Ritter. Ich hätte jeden Gegner besiegt und so deine Unschuld bewiesen."

 

"Eine leere Prahlerei, Ritter", erwiderte Rebekka.

"Nein. Rebekka, wenn ich nicht in den Schranken erscheine, verliere ich Ehre und Rang und die Achtung meiner Brüder. Außerdem verliere ich die Aussicht einmal an die Stelle zu gelangen, die jetzt der fanatische Beaumanoir einnimmt. Das ist mein Los, wenn ich nicht erscheine. Aber all das würde ich auf mich nehmen, sobald du sagst: Bois-Guilbert, ich nehme dich als meinen Geliebten an!" Mit diesen Worten sank er ihr zu Füßen.

"Gebt diesen Wahnsinn auf, Ritter. Wir werden beide in die Schranken treten - Ihr um zu kämpfen, ich um zu leiden. Lebt wohl, ich verschwende keine Worte mehr an Euch!"

"Hätten wir uns nur niemals gesehen", sagte der Templer und verließ das Zimmer.

 


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