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德语小说:艾凡赫-Das Turnier
日期:2010-12-06 10:08  点击:5

Die Lage des englischen Volkes war damals elend. Ihr König Richard befand sich in österreichischer Gefangenschaft und sein Bruder, Prinz John, setzte alles daran, dass das auch so blieb. Er verbündete sich mit Philip von Frankreich und vermehrte seine Anhängerschaft, um dem rechtmäßigen Erben den Thron streitig zu machen.

 


Der legitime Erbe war Arthur, der Sohn ihres ältesten Bruders, Geoffrey Plantagenet. Zu all dem kamen eine Menge Geächteter, die sich unter dem Druck des Adels und der strengen Gesetze zu Banden zusammenschlossen. Sie nahmen Wälder und unbewohnte Gebiete in Besitz und widersetzten sich den Adligen.

Und wie um dieses Elend noch zu steigern, breitete sich eine höchst ansteckende Krankheit im Land aus, die vielen das Leben kostete.

Trotz dieser Verhältnisse erregte die Veranstaltung eines Turniers bei Armen und Reichen größtes Interesse. Die berühmtesten Ritter sollten, in Gegenwart des Prinzen John, zum Kampf antreten. Und so strömte eine ungeheure Menschenmenge am Morgen zum Turnierplatz.

Der Kampfplatz war ungefähr tausend Schritte lang und halb so breit. Auf einer Anhöhe waren fünf prächtige Zelte errichtet worden. Es waren die Zelte der Turnierritter. Das mittlere war als Ehrenplatz dem Ritter Brian de Bois-Guilbert zugewiesen worden. Zwei weiter Zelte gehörten den ungeliebten Nachbarn Cedrics Front de Boeuf und Malvoisin. Des weiteren traten ein Baron aus der Gegend und ein Ritter des Johanniterordens an.

Für den Prinzen war ein besonderer Balkon errichtet worden. Ihm gegenüber befand sich ein weiterer Balkon, dekoriert mit Fahnen und Herzen mit der Inschrift "Königin der Schönheit und der Liebe". Für wen dieser Ehrenplatz vorgesehen war, sollte der Sieger des ersten Turniertages bestimmen.

Die Zuschauermenge drängte sich an die für sie vorgesehen Plätze, was mitunter zu größeren Reibereien führte.

"Verfluchter Jude!", schrie ein Lehensbauer mit Pfeil und Bogen. "Wie kannst du es wagen, mich anzurempeln?"

Diese rauen Worte galten niemand anders als dem Juden Isaak. Bekleidet mit einem Pelz besetzten Mantel, bemühte er sich um einen Platz in der vordersten Reihe für sich und seine schöne Tochter Rebekka. Er hatte sich mit ihr in Ashby getroffen. Jetzt hing sie erschrocken am Arm ihres Vaters.

Doch Isaak wusste, dass er hier unter dem Schutz der Gesetze stand. Außerdem war Prinz John anwesend, und der hatte sich bei den Juden von York einen schönen Batzen Geld geliehen. Isaaks Anteil an diesem Geschäft war nicht unwesentlich, und so fühlte er sich gut beschützt.

Während der Jude weiter suchte, erschien Prinz John mit seinem Gefolge. Darunter befand sich auch der Prior von Jorvaulx, der prachtvoller denn je gekleidet war. Dahinter ritten die Ritter der Templer und der Johanniter, die sich ebenfalls von König Richard abgewandt hatten und nun Prinz John dienten.

Sie waren Prinz Johns wichtigste Verbündete und er ließ keine Gelegenheit aus, den wenigen angesehenen angelsächsischen Familien seine Überlegenheit zu demonstrieren.

Durch den Aufruhr, den Isaak allein durch seine Anwesenheit verursacht hatte, wurde auch der Prinz auf ihn aufmerksam. Sofort fiel ihm die wunderschöne Frau am Arm des Juden auf.

"Beim kahlen Kopf des Abraham", sagte er, "die Jüdin ist ein Muster an Vollkommenheit. Was sagt Ihr, Prior Aymer?"

"Sie ist die Rose von Saron, aber vergesst nicht, sie ist nur eine Jüdin", warf der Prior ein.

"Bei ihr ist der Graf des Geldes", mit diesen Worten ritt er auf Isaak zu. "Wer ist sie Isaak, deine Frau oder deine Tochter?"

"Meine Tochter Rebekka, Eure Hoheit!", erwiderte der Jude mit einer tiefen Verbeugung.

"Macht dem Juden unten Platz", befahl Prinz John.

Mit viel Gezeter befolgte die Menschenmenge den Befehl und Isaak nahm mit seiner Tochter Platz.

John nahm seinen Platz auf dem Balkon ein und gab den Herolden, den Ankündigern, den Befehl die Turniergesetze vorzulesen. Sie lauteten: Erstens: Die fünf Herausforderer nehmen es mit allen auf, die sich ihnen stellen. Zweitens: Jeder Ritter, der sich zum Kampf meldet, kann sich einen der fünf Gegner und die Art der Waffen wählen. Drittens: Der Sieger des Turniers gewinnt ein Pferd und hat die Ehre die Königin der Liebe und Schönheit zu ernennen. Viertens: Am zweiten Tag findet ein allgemeines Turnier statt, an dem alle anwesenden Ritter teilnehmen können.

Das Los entschied, welche der fünf Ritter zuerst auf die Herausforderer treffen durften. Sie ritten zu den Schildern und wählten alle die Waffen der Höflichkeit, also eine Lanze an deren Spitze ein Stück Holz befestigt war.

In den ersten drei Runden gewannen nur die Herausforderer. Bereits in der vierten standen nur noch drei neue Ritter zu Verfügung, die ebenfalls alle verloren. Dann entstand eine längere Pause. Als Prinz John das Turnier schon für beendet und Brian de Bois-Guilbert zum Sieger ernennen wollte, kündigte ein Trompetenstoß das Erscheinen eines neuen Kämpfers an.

Er war von mittlerer Größe und eher schlank. Auf seinem Schild stand in spanischen Worten "Desdichado", was so viel bedeutete wie der Enterbte. Unter diesem Namen ließ er sich ins Turnierbuch eintragen.

Der Reiter preschte zu den Schildern der Herausforderer und berührte mit der Eisenspitze seiner Lanze das Schild des Tempelritters. Alle waren erstaunt über die Kühnheit, am meisten aber Bois-Guilbert, der nun zum tödlichen Kampf herausgefordert worden war.

"Habt Ihr noch mal gebeichtet, Kamerad?", fragte der Templer.

Der Enterbte gab seinem Kontrahenten den Rat ein frisches Pferd und eine frische Lanze zu nehmen und ritt zum Kampfplatz, wo er Stellung bezog.

Als die Kämpfer sich gegenüber standen, war das Publikum aufs Höchste gespannt. Niemand glaubte an einen Sieg des Enterbten, aber aufgrund seines Mutes hatte er die Sympathien auf seiner Seite.

Die Trompeten hatten kaum das Zeichen gegeben, als die Ritter blitzschnell aufeinander lossprengten und in der Mitte donnernd zusammenstießen. Die Lanzen zersplitterten bis zum Handgriff und es schien, als wären beide gestürzt, denn die Pferde wichen aus und gingen auf den Hinterbeinen in die Hocke.

Die Reiter brachten sie aber wieder zum Stehen. Dann ritten sie an die Enden des Kampfplatzes und erhielten eine neue Lanze. Die Menge tobte, doch sobald die Kontrahenten bereit waren, trat Stille ein.

Die Trompeter bliesen erneut zum Angriff. Wieder galoppierten die Gegner aufeinander los und prallten mit derselben Gewalt aufeinander. Der Tempelritter hatte auf die Mitte des Schildes gezielt und so genau getroffen, dass der Enterbte in seinem Sattel schwankte.

Dieser hingegen hatte das Visier des Normannen mit der Lanzenspitze getroffen. Trotzdem hielt sich Bois-Guilbert aufrecht im Sattel. Doch mit einem Mal riss der Sattelgurt und er fiel mitsamt Sattel in den Staub. Schnell befreite er sich und außer sich vor Wut über die Demütigung, zog er das Schwert und richtete es gegen den Enterbten.

Der sprang vom Pferd und zog ebenfalls sein Schwert. Doch die Marschälle waren schneller und ritten dazwischen. Die Turniergesetze erlaubten einen solchen Kampf nicht.

"Wir werden uns wieder treffen", sagte der Templer hasserfüllt. "An einem Ort, wo uns niemand stört."

"An mir soll es nicht liegen. Ich bin zu allem bereit."

Sir Brian kehrte zu Fuß zu seinem Zelt zurück und der Sieger bestieg sein Pferd und verlangte nach einem Becher Wein. Als er ihn geleert hatte, sprach er: "Allen treuen englischen Herzen - Untergang den fremden Tyrannen!"

Dann ließ er durch die Herolde verkündigen, dass er bereit war, einen Herausforderer nach dem anderem zu besiegen.

Der erste war Front de Boeuf. Ihn besiegte er ebenso, wie Philip de Malvoisin. Und auch die beiden letzten Gegner waren kein großes Hindernis für den Enterbten. Jubel brach los, als Prinz John die Ehre des Tages dem enterbten Ritter zuerkannte.

Die Marschälle waren die Ersten, die den Sieger beglückwünschten. Sie baten ihn, seinen Helm abzunehmen, bevor er vor den Prinzen trete. Diese Bitte schlug der enterbte Ritter höflich ab und sagte, er könne sein Gesicht nicht zeigen, die Gründe habe er den Herolden genannt.

Es kam öfters vor, dass ein Ritter ein Gelübde ablegte, sich erst nach einer bestandenen Aufgabe erkennen zu geben und so gaben sich die Marschälle zufrieden.

Das Geheimnis, mit dem sich der fremde Ritter umgab, erweckte Unruhe in Prinz John. Als noch Stimmen laut wurden, dass der Enterbte vielleicht König Richard höchstpersönlich sei, mußte ihn sein Anhänger Waldemar Fitzurse beruhigen:

"Erinnert Ihr euch nicht an die riesenhafte Gestalt Eures Bruders? Er kann unmöglich unter dieser Rüstung stecken!"

Trotz der Argumente von Fitzurse konnte Prinz John seine Angst nicht ganz abschütteln. Er hielt dem Ritter eine kurze zurückhaltende Lobrede und befahl ihm das als Preis ausgesetzte Pferd zu übergeben.

Der unbekannte Ritter nickte wortlos. Dann erklärte Prinz John: "Werter Ritter, es ist Eure Pflicht und Euer Vorrecht, die schöne Dame zu wählen, die beim morgigen Turnier als Königin der Schönheit und Liebe den Vorsitz führen soll."

Der Ritter hob die Lanze und der Prinz steckte auf die Spitze eine kleine Krone aus grüner Seide. Dann ritt er die Galerien ab und die hoffnungsvollen Gesichter der jungen Damen waren höchst interessant zu beobachten.

Isaak, der Jude hatte während des Kampfes fleißig mitgerechnet, welchen Wert die Pferde und Rüstungen hatten, die dem Sieger von seinen Gegner zufielen, und lächelte zufrieden.

Cedric, der Sachse war glücklich über die Niederlage des Tempelritters und seiner Nachbarn. Und nun stand der unbekannte Ritter vor der Galerie in der eben diese beiden Männer auf ganz unterschiedliche Weise an seinem Glück teilgenommen hatten.

Endlich senkte er langsam die Spitze seiner Lanze und legte die Krone zu Füßen der schönen Rowena nieder. Trompeten ertönten und die Herolde riefen die Königin der Liebe und Schönheit aus.

Unter den normannischen Damen hörte man unwilliges Gemurmel. Doch sie wurden übertönt durch den lauten Ruf des Volkes: "Es lebe Lady Rowena! Lang lebe die sächsische Prinzessin!"

 


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