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Achtzehntes Kapitel. Schulschluß.-4
日期:2024-11-25 16:40  点击:255
Da sagte Fräulein von Zimmern freundlich: „Dem armen Poeten können wir im Augenblick nicht helfen; wollen wir einmal hören, was Uhland über die Dichter sagt.“ So kamen wieder andere an die Reihe, der peinliche Eindruck war bald verwischt, alles ging glatt, und Fräulein von Zimmern erklärte am Schluß, daß ihre Erwartungen weit übertroffen seien. Stolz und glücklich verließen die Mädchen ihre Tischchen und überreichten ihre Büsten zur Erinnerung an diesen Nachmittag.
 
Und Ottilie holte ihr fein gesticktes Deckchen herbei, breitete es zur Überraschung aller, außer Gretchen, über ein Tischchen und bat Fräulein von Zimmern, es als Andenken anzunehmen. Diese schöne Arbeit wurde gebührend bewundert und Ottilie stand auf der Höhe, sie hatte sich heute ausgezeichnet. Dennoch war sie nicht so fröhlicher Stimmung, wie man hätte erwarten können. Sie war überzeugt, Gretchen würde eine Gelegenheit suchen, um Fräulein von Zimmern zu sagen, wer eigentlich schuld war an dem schlecht gelernten Gedicht. So beobachtete sie mit Mißtrauen Gretchen, so oft sich diese Fräulein von Zimmern näherte. Aber Gretchen hatte ihr Mißgeschick schon verschmerzt, Fräulein von Zimmern war ja sichtlich zufrieden, ja mehr als das, somit war ja die Sache aufs schönste gelungen.
 
Fräulein von Zimmern hatte mit jeder der Schülerinnen besonders gesprochen, und nun erbat sie sich einen Augenblick Stille, da sie etwas mitzuteilen habe. Die Mädchen horchten. „Ich denke mir,“ sprach die Vorsteherin, „daß es euch allen heiß geworden ist bei diesen Leistungen und ich möchte euch alle zu einer kleinen Erfrischung in mein Zimmer laden. Wollt ihr, nachdem ihr hier ein wenig Ordnung gemacht habt, zu mir herunterkommen?“ Freudig und einstimmig wurde die unerwartete Einladung angenommen.
 
Fräulein von Zimmern verließ die Klasse, die Mädchen machten sich eilig daran, aufzuräumen.
 
Nach einer halben Stunde saß die ganze junge Gesellschaft in gehobener Stimmung um einen Tisch, auf dem eine stattliche Torte stand. Fräulein von Zimmern füllte kleine Kelchgläser mit köstlichem Himbeersaft und reichte sie den Mädchen herum, denen es ganz merkwürdig vorkam, von der Vorsteherin bedient zu werden. Ja, die Schulzeit ging stark zur Neige, deutlich kam es jetzt den Schülerinnen zum Bewußtsein. Fräulein von Zimmern ließ die fünf Dichter und ihre wackeren Vertreterinnen leben, und das Gespräch wurde bald lebhaft; die Mädchen erzählten, wie der Pfarrer sie auf diesen Plan gebracht hatte, und auch die kleine Täuschung mit den französischen Spielen wurde eingestanden.
 
„Wie ist’s wohl gekommen, daß dich heute dein sonst so treues Gedächtnis im Stich gelassen hat?“ Mit diesen Worten wandte sich Fräulein von Zimmern an Gretchen. Ottilie wurde dunkelrot – nun mußte die Aufklärung kommen und sie blamiert dastehen. Gretchens Art war es nicht, eine Frage ausweichend zu beantworten, auch war sie der Meinung, daß jetzt, nachdem die ganze Überraschung so schön gelungen war, alles Vorhergegangene offen erzählt werden könne. Schon hatte sie das Wort auf der Zunge, als sie dem ängstlichen Blick Ottiliens begegnete, der ihr klar machte, was diese fürchtete. Einen Augenblick besann sie sich, dann antwortete sie gutmütig: „Ich habe das Gedicht erst vorgestern angefangen zu lernen, und das war zu spät. Es ist mir recht leid, daß ich unsern Schiller so schlecht vertreten habe!“ Nach dieser Antwort entstand eine kleine Stille, Gretchen wußte nicht recht warum. Hermine und die meisten der Mädchen blickten erwartungsvoll auf Ottilie, aber diese schwieg. „Ich weiß übrigens jetzt die Antwort für den armen Poeten,“ fuhr Gretchen fort, „darf ich den Schluß noch hersagen?“ 

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