„Nein; dann sagen wir: mit dem sind wir nicht mehr fertig geworden. Es ist ja alles freiwillig!“
„Nein, Gretchen, das können wir wirklich nicht sagen, es wäre eine Schande vor allen Gruppen! Kannst du’s denn nicht noch lernen? Du lernst doch so leicht und hast nie Kopfweh. Wenn du es nicht übernimmst, dann läßt es mir keine Ruhe, dann zwinge ich mich dazu und lerne die halbe Nacht durch und bekomme rasend Kopfweh.“
„Unsinn, Ottilie, so darf man’s doch nicht machen! Ich will es ja lernen, wenn dir gar so viel daran liegt. Aber dann muß ich jetzt gleich anfangen, denn morgen habe ich noch mit Elise zu repetieren.“
„Ach, laß doch die fallen, die bringt doch nichts zustande.“
„Meinst du? Du wirst staunen über sie und Fräulein von Zimmern wird sich über sie vielleicht am allermeisten freuen.“
Ottilie ging und Gretchen nahm ein wenig grollend ihren Schiller. Sie hatte geglaubt, fertig zu sein, und nun ging das Lernen noch einmal von vornen an!
Am Mittwoch nachmittag, schon bald nach zwei Uhr, versammelten sich die Großen in ihrem Schulzimmer. Fräulein Bertrand, die versprochen hatte, ihnen beim Herrichten zu helfen, fand sich pünktlich ein. Elise hatte die Büsten richtig herbeigeschafft, Blattpflanzen und Efeuranken waren zur Stelle, und nun wußte Fräulein Bertrand auf fünf Tischchen die Sache sehr nett herzurichten und die Mädchen anmutig zu gruppieren. Der große Schultisch war hinausgetragen und für Fräulein von Zimmern ein Sessel so aufgestellt worden, daß sie alle Gruppen im Halbkreis um sich hatte.
Als um drei Uhr die Vorsteherin eintrat, war sie höchst überrascht von dem unerwarteten Anblick. Das Zimmer mit dem vielen Grün, den geschmückten Büsten und den hellgekleideten Mädchen sah ganz verwandelt aus. Fräulein Bertrand forderte die Vorsteherin auf, Platz zu nehmen, stellte ihr die Gruppen vor, und bat sie, den Vertreterinnen der Dichter Gelegenheit zu geben, ihre Meister vorzuführen.