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Siebzehntes Kapitel. Eine traurige Familie.-6
日期:2024-11-25 15:29  点击:268
Diese Antwort wurde am nächsten Tag mit großer Ungeduld von Gretchen erwartet. Frau Reinwald war allein zu Hause, als der Forstrat kam.
 
Sie empfing mit freundlicher Teilnahme den Mann, den sie noch nie gesehen hatte, und von dessen Familienleben sie schon so viel wußte. Er hatte kaum ihrer Aufforderung, Platz zu nehmen, Folge geleistet, als er kurz und fast mit rauher Art sagte: „Aus dem schönen Plan wird nichts, meine Frau will nicht.“ Frau Reinwald sah ihn sehr enttäuscht an. „Aber warum denn nicht?“ fragte sie in ganz schmerzlichem Ton.
 
„Warum? Darauf kann ich nichts antworten.“ Frau Reinwald war fast schüchtern, weiter zu fragen, denn sie merkte dem Mann eine tiefe Verstimmung an. Einen Augenblick schwieg sie, dann sagte sie zögernd: „Wir könnten vielleicht Ihre Frau doch für unsern Plan gewinnen, wenn wir die Gründe wüßten, die sie dagegen einnehmen.“
 
„Gründe,“ wiederholte der Forstrat mit Bitterkeit, „fragen Sie doch nicht darnach. Nicht jede Frau handelt nach Gründen. Sie will eben nicht.“ Bei diesen Worten stand der Forstrat auf und ging aufgeregt im Zimmer hin und her.
 
Frau Reinwald hatte das Bedürfnis, etwas Versöhnendes zu sagen. „Ihre Frau will wohl deshalb nicht, weil sie das zarte Kind nicht Fremden anvertrauen mag, und das kann ihr jede Mutter nachfühlen.“
 
Der Forstrat blieb vor ihr stehen, besänftigt durch ihre freundlichen Worte. „Eine Mutter sollte aber doch tun, was für das Kind so offenbar gut wäre,“ sagte er.
 
„Freilich, aber das stellt sie sich vielleicht nicht so vor. Ich meine, wenn wir ihr recht schildern würden, wie gut es das Kind hätte, dann würde sie nachgeben. Wenn ich ihr erzählte von dem schönen Gebirgsaufenthalt, von den fröhlichen Kindern und der vorzüglichen Pflegerin – soll ich das nicht versuchen?“
 
„Sie verkehrt nicht mit Fremden, und sie wird Ihren Besuch nicht annehmen, wenn Sie kommen.“
 
Frau Reinwald schien erstaunt. „Können Sie nicht verlangen, daß sie mich empfängt?“ fragte sie.
 
Der Forstrat blieb eine ganze Weile die Antwort schuldig, dann sprach er mit gedämpfter Stimme: „Ich sage Ihnen, was ich noch keinem Menschen gesagt habe: meine Frau ist leidend, ihr Gemüt ist verstört, ihre Gedanken sind oft nicht klar.“ Da sah Frau Reinwald voll freundlicher Teilnahme auf zu dem traurigen Mann und entgegnete: „Dann müssen wir nicht nur für das Kind, sondern auch für die Mutter sorgen! Was meint Ihr Arzt?“
 
„Ich habe Ihnen ja gesagt, daß ich keinem Menschen davon gesprochen habe, auch dem Arzt nicht.“
 
„Das begreife ich nicht,“ sagte Frau Reinwald, „warum reden Sie nicht davon? Es ist eine Krankheit wie viele andere, und sehr oft heilbar, wenn man rechtzeitig etwas dagegen tut.“
 
„Glauben Sie das im Ernst?“
 
„Gewiß, ich weiß im Kreis meiner Verwandten und Bekannten mehrere, die gemütlich erkrankt waren und wieder geheilt wurden.“
 
„Wie ruhig und einfach Sie das nehmen! Es kommt mir nun selbst verkehrt vor, daß ich es so in der Stille mit mir herumgetragen habe.“
 
„Wie schwer müssen Sie darunter gelitten haben,“ sagte Frau Reinwald teilnahmsvoll. 

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