Bald darauf saß die kleine Gesellschaft um den Tisch und Lene schenkte den Kaffee ein. Der Pfarrer saß zwischen den zwei Kutschern, ihm gegenüber Gretchen zwischen den Kutscherfrauen, oben und unten die Buben. Der Pfarrer nickte seinem Gegenüber freundlich zu und sagte: „Ich erinnere mich nicht, schon einmal eine so junge Patin bei der Taufe gehabt zu haben, und ebensowenig,“ sagte er, sich an den Hofkutscher wendend, „habe ich jemals einen so schönen, scharlachroten Paten gesehen.“
„Das glaube ich,“ sagte Plitt, „ich habe es auch schlau anstellen müssen, um die Erlaubnis zu erhalten, daß ich meine Livree bei dieser Gelegenheit tragen darf. Es ist für gewöhnlich nicht erlaubt.“
„Das dachte ich mir. Was haben Sie denn für Gründe vorgebracht?“
„Ich habe mir erlaubt, mich gelegentlich einer Ausfahrt direkt an Ihre Majestät die Königin zu wenden. Ich habe gehorsamst vorgebracht, daß doppelte Beziehungen zwischen Ihrer Majestät und der Familie des Täuflings bestehen, nämlich erstens: daß Majestät die Gnade hatte, der Mutter des Kindes, der Frau Lene Bauer, vor einigen Jahren die Medaille für langjährige, treue Dienstzeit zu verleihen. Zweitens habe ich mir gehorsamst erlaubt zu unterbreiten –“
„Laß jetzt deine Sprüch,“ unterbrach ihn Bauer, „und red’ wie unsereins!“
„Und zweitens?“ frug der Pfarrer.
„Und zweitens habe ich vorgebracht, daß Fräulein Reinwald, die Patin, schon eine Audienz bei der Prinzessin gehabt habe.“
„Und darauf haben Sie die Erlaubnis bekommen, am Tauffest die Livree zu tragen? Sie schmückt auch wirklich unsere Tafel, es wäre ja sonst die ganze Gesellschaft schwarz.“
Frau Plitt, die sich bis dahin mehr schweigend verhalten hatte, wollte jetzt auch noch etwas zur Sache sprechen: „Sein schwarzer Anzug ist nämlich nimmer gut,“ sagte sie zum Pfarrer.
Der Pfarrer und sein Gegenüber lächelten, aber der Kutscher wehrte: „Was brauchst du das zu sagen, das gehört doch nicht daher.“ Damit machte er’s nur schlimmer, denn jetzt geriet seine Frau in Eifer: „Es ist doch aber wahr! Er spiegelt schon!“ „So schweig doch!“ rief der Hofkutscher ärgerlich; aber der Pfarrer ging ganz freundlich auf die Worte der Frau ein.
„Ja, ja, Frau Plitt,“ sagte er, „das fatale Spiegeln, das kennen wir Pfarrer auch an unsern schwarzen Röcken, wenn das nur nicht wäre.“
Fröhlich ging das Gespräch hin und her, der Kutscher Bauer hatte inzwischen Wein eingeschenkt und der Pfarrer erhob sich jetzt und sagte, er müsse sich verabschieden. Aber in demselben Augenblick wurde die Türe aufgerissen und die Buben, die den Kuchen zur base getragen hatten, stürzten herein mit dem Ruf: „Die Bas stirbt!“