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Fünfzehntes Kapitel. Eine Gesellschaft.-3
日期:2024-11-12 15:33  点击:248
Sie kämpfte mit den Tränen, als sie ins Zimmer kam. „Du hast lange gebraucht,“ sagte Frau Reinwald und nahm das Messer, „aber du hast es auch recht schön geputzt.“
 
„Ich nicht, Franziska. Ich habe bloß acht Eiweiß in den Ausguß geschüttet.“ Gretchen konnte jetzt ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Acht Eiweiß verschmerzt eine Hausfrau nicht so leicht. Frau Reinwald war sehr ärgerlich und zankte über Gretchens Ungeschick. Als sie aber hörte, wie schlecht Gretchen in der Küche angekommen war, hatte sie doch Mitleid mit ihr. „Warum hast du das Messer nicht selbst geputzt?“ fragte sie, „so meinte ich’s, als ich es dir gab.“
 
„So? Daran habe ich gar nicht gedacht, sonst hätte ich’s schon getan.“
 
„Das war’s wohl, was Franziska geärgert hat. Wenn ein Dienstmädchen alle Hände voll zu tun hat, und es kommt so ein halbes Kind wie du, tadelt die Arbeit und sagt: mach’s besser, dann wird jede verdrießlich.“
 
„Frau Batz war aber noch viel ärger als Franziska.“
 
„Mir scheint eben, Frau Batz hat schon recht fatale Erfahrungen gemacht mit kleinen Fräulein, die nichts können und die Schuld gern auf andere schieben.“
 
„Ja, jedenfalls mag sie mich gar nicht und Franziska will heute auch nichts von mir wissen. Im Zimmer will ich dir helfen so viel ich nur kann, aber bitte, Mutter, schicke mich heute nur nicht mehr in die Küche hinaus!“
 
„Weißt du, was du damit sagst, Kind? Du sagst: Bitte, Mutter, räume mir die Schwierigkeiten aus dem Weg, damit ich sie nicht überwinden muß. Kann ich darauf Ja sagen? Komm, sei mein tapferes Kind, nicht so ein empfindliches Fräulein, geh hinaus, gib noch einmal acht Eier heraus und sage Frau Batz, ich lasse ihr raten, einen großen Zettel an ihren Topf zu binden mit der Aufschrift: „Vorsicht! Eiweiß!“
 
Frau Reinwald gab Gretchen den Speiskammerschlüssel in die Hand – was wollte diese nun anders tun als in die Küche gehen?
 
Kochfrau und Köchin sahen diesmal beide auf, als die Türe geöffnet wurde. Sie hatten nicht anders erwartet, als daß Gretchen sich über sie beklagt habe, und daß nun Frau Reinwald, ärgerlich über sie beide, verstimmt über die verlorenen Eier, in der Küche erscheinen würde. Als sie anstatt der Frau des Hauses Gretchen eintreten sahen und an deren Augen bemerkten, daß es Tränen gegeben hatte, schlug die Stimmung um, und als nun Gretchen die Eier aus der Speiskammer brachte, vor Frau Batz hinlegte und mit einem Versuch zu lächeln ausrichtete: Die Mutter meint, Sie sollten auf den Topf schreiben: Vorsicht! Eiweiß! da lachte Frau Batz und Franziska mit ihr, und tröstend sagte die Kochfrau: „Nehmen Sie sich’s nicht zu Herzen, Fräulein, wenn auch die Frau Mama gezankt hat, so etwas kommt öfter vor.“ „Ja,“ fügte Franziska hinzu, „in so einem tiefen Topf sieht das Eiweiß aus wie Wasser.“ Das tat Gretchen wohl, und ehe sie die Küche wieder verließ, sagte sie: „Wenn ich Ihnen später etwas helfen kann, etwas putzen oder richten, wobei man nichts Dummes machen kann, dann dürfen Sie mir nur rufen.“ „Ganz recht,“ sagte Frau Batz, „nachher, beim Kartoffelschälen,“ und als sie allein waren, sagte sie zu Franziska: „Sie ist nicht so hochmütig wie andere.“ „Nein, man muß sie gern haben,“ meinte Franziska.
 
Auf acht Uhr war eingeladen, alles stand zum Empfang bereit, Herr Reinwald erwartete die Gäste, während seine Frau noch einen letzten Blick in die Küche warf.
 
„Du wirst wohl heute in die Verbannung geschickt?“ fragte Herr Reinwald seine Tochter.
 
„Ja, sobald die ersten Gäste kommen, muß ich verschwinden. Es ist aber ganz nett in meinem Zimmer, die Mutter hat mir eine Lampe hineingestellt, mein Schiller liegt dabei, mein Tischchen ist gedeckt, und von allem, was abgetragen ist, darf ich essen, soviel mir schmeckt. Das hat nämlich die Mutter in Gegenwart von Frau Batz gesagt, sonst würde ich gar nicht wagen, einen Bissen zu holen. – Es klingelt schon – gute Nacht, Vater, – gute Nacht, Mutter!“ 

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