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关于13-16岁女孩的德语故事:Eine Einladung-8
日期:2024-09-20 10:32  点击:298

Fünf Minuten später war Gretchen mit ihrem Nachtzeug unter dem Arm unterwegs. „Was soll ich machen, wenn sie es nicht annehmen wollen?“ fragte Gretchen ihren Vater.

 

„Sie machen dir vermutlich keine großen Schwierigkeiten.“

 

„Die andern nicht, aber Hermine vielleicht.“

 

„Der sagst du, ihr müßtet euren Vätern gehorchen, und diese würden es heute abend so miteinander verabreden. Ich treffe Herrn Braun und werde ihm im Heimweg ein paar Worte über die Sache sagen.“

 

Gretchens erste Frage im Haus Braun war: „Ist Hermine noch auf?“ und dann: „Ist Herr Braun schon ausgegangen?“ und als das beides bejaht war, ging sie sehr befriedigt auf das Wohnzimmer zu. Hermine kam ihr unter der Türe entgegen: „Ich habe doch gleich deine Stimme erkannt,“ sagte sie, „aber niemand wollte glauben, daß du so spät noch kommst.“

 

Gretchen trat ein. Die jüngsten Kinder waren schon zu Bett gebracht, die älteren und Frau Braun saßen gemütlich an dem großen, runden Tisch, und alle sahen sehr erstaunt auf den späten Gast. Richard wagte nicht, sich zum zweitenmal so unhöflich zu zeigen, doch sah er gleich wieder in sein Buch. „Was bringt dich denn so spät noch zu uns?“ fragte Frau Braun, und alle warteten neugierig auf Gretchens Antwort. Wie sollte diese nun die Angelegenheit einleiten? Es war eigentlich eine unangenehme Sache. „Wie komisch, daß du so dastehst und nicht sagst, was du willst,“ sagte Hermine.

 

Da lachte Gretchen und die Kinder lachten mit; das Eis war gebrochen, Gretchen faßte Hermine, schüttelte sie und rief: „Kannst du’s denn gar nicht erraten, weshalb ich komme? Du darfst zum Fest statt meiner! Ja, staune nur, es ist ganz gewiß; dein Vater und meiner, die machen es jetzt gerade miteinander aus, und wir beide müssen gehorsam sein, verstehst du? Ist dir’s jetzt recht, daß ich so spät noch komme?“ Hermine war diesmal nicht erblaßt, nein, dunkelrot wurde sie in freudiger Erregung und alle Kinder drängten sich um die beiden Freundinnen.

 

Richard war der erste, der Worte fand: „Bravo, Gretchen, du sollst hochleben!“ und Otto stimmte mit ein. Aber Hermine hatte sich jetzt gefaßt und sagte: „Seid doch still, das kann ich doch gar nicht annehmen!“ Richard fiel ihr eifrig ins Wort: „Hermine, nur keine Umstände gemacht, es ist einfach dein gutes Recht, daß du zum Fest kommst, und du nimmst es an.“ Frau Braun, die bei der Aufregung der Kinder noch gar nicht zu Wort gekommen war, entgegnete Richard sehr bestimmt: „Nein, ihr Recht ist’s nicht, das Recht ist auf Gretchens Seite. Aber wir wollen jetzt nicht vom Recht reden, sondern von Freundschaft, und die Freundschaft kann man annehmen und kann sie auch vergelten durch ein ganzes Leben hindurch.“ Bewegt zog sie Gretchen an sich und küßte sie. Auch Mathilde drängte sich zu ihr und sagte bittend: „Du bist doch nicht so traurig darüber, wie Hermine war?“ Und Gretchen lachte sie freundlich an und sagte: „Sehe ich traurig aus?“

 

Frau Braun stellte noch manche Frage, aber sie machte sich keine Bedenken, das Opfer anzunehmen. Die ganze Familie war zu sehr unter dem Eindruck gestanden, daß durch einen glücklichen Zufall Gretchen genießen sollte, was Hermine durch jahrelange Arbeit verdient hätte.

 

Nun richtete Gretchen aus, was ihr Frau Reinwald wegen der Kleidermacherin und des Kleiderstoffs aufgetragen hatte, und während sie mit Frau Braun das alles besprach, stand Hermine wie in einem schönen Traum verloren neben ihr und hielt ihre Hand fest. 

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11/24 22:08