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关于13-16岁女孩的德语故事:Eine Einladung-2
日期:2024-09-20 09:22  点击:280

„Bemerkungen während der Locierung sind verboten,“ sagte Fräulein von Zimmern zu Gretchen, „du weißt das seit vielen Jahren. Ich muß leider meiner Ersten gleich eine schlechte Note geben.“ Lautlose Stille unter den Schülerinnen. Manch teilnehmender Blick fiel auf die beiden Freundinnen. Hermine war ein wenig erblaßt. „Nimm dir das nicht zu sehr zu Herzen,“ sagte Fräulein von Zimmern wohlwollend zu ihr, „dein längeres Unwohlsein mag etwas ausgemacht haben. Übrigens waren deine Arbeiten gut, nur die von Gretchen noch etwas besser.“ Diese Worte taten Hermine wohl und nachdem die beiden Freundinnen ihre Plätze gewechselt hatten, fanden sich ihre Hände unter dem Tisch zu freundschaftlichem Gruß.

 

Ein weiterer Trost für Hermine mochte es sein, daß neben sie, als dritte, Elsbeth May kam; denn auch Ottilie war um einen Platz zurückgekommen. „Du bist diesmal die vierte geworden,“ sagte Fräulein von Zimmern zu ihr, „deine Arbeiten im letzten Halbjahr waren gut, aber die Probearbeiten sind dir teilweise mißlungen. Du sahst auch nicht gut aus, warst du unwohl?“ Ottilie stürzten die Tränen aus den Augen und schluchzend rief sie: „Ich hatte so furchtbar Kopfweh, schon am Tag vorher, am Sonntag, wo ich gearbeitet hatte von früh bis spät abends.“

 

„Den ganzen Sonntag hast du gearbeitet, Ottilie? Hast du denn am Werktag so viel Gutes gehört und gelesen, so für deine Erbauung gesorgt, daß du es am Sonntag gar nicht mehr nötig hattest? Oder meinst du, es stehe so gut mit dir, daß du dich ganz über das Gebot der Sonntagsheiligung hinwegsetzen kannst? Ich glaube, das dürfen nur solche Gotteskinder tun, deren ganzes Leben ein Gottesdienst ist.“ Ottilie weinte still vor sich hin. Noch manche Veränderung gab es am grünen Tisch, aber Elise Schönlein behielt ihren alten Platz.

 

Obwohl Fräulein von Zimmern durch lange Jahre die Erfahrung gemacht hatte, daß dieses Mädchen keinen bessern Platz erobern konnte, war sie doch nicht gleichgültig gegen sie. „Elise,“ sagte sie, „daß du wieder die letzte bist, nehme ich dir nicht übel, denn die andern lernen leichter als du. Daß du aber deine Probearbeiten schlechter gemacht hast als sonst, das hat mich sehr betrübt. Du sollst diese Woche jeden Abend zu mir kommen, und diese Arbeiten so oft bei mir machen, bis sie so gut werden, als ich von dir erwarten kann. Du darfst nicht eine schlechtere Schülerin werden, du kannst und mußt eine bessere werden!“

 

Als Gretchen an diesem Abend ihren Eltern von den Erlebnissen in der Schule erzählte, fiel es ihr auf, daß ihr Vater aufmerksamer zuhörte als sonst bei derartigen Berichten. Nachdem sie alles erzählt hatte, fragte Herr Reinwald: „Nun? Das Beste kommt doch noch? Nicht? Gibt’s nicht noch eine wichtige Neuigkeit?“

 

„Ich weiß nichts weiter, Vater, was meinst du?“

 

„Ich will nichts ausplaudern, ihr werdet wohl morgen in der Schule hören, was ich zufällig schon heute erfuhr. Aber das kann ich dir sagen, du bist ein Glückskind, daß du gerade jetzt den ersten Platz bekommen hast.“

 

Auf diese geheimnisvolle Andeutung hin ging Gretchen am nächsten Morgen voll Erwartung in die Schule. Sie war kaum in das Schulhaus eingetreten, als ihr auch schon etwas Ungewohntes in die Augen fiel. An der Türe des Zeichensaals hing recht augenfällig eine große Tafel, auf der mit deutlicher Schrift geschrieben stand: Die Schülerinnen sämtlicher Klassen haben sich um zehn Uhr im Zeichensaal zu versammeln.

 

Mädchen aus allen Klassen umstanden die Tafel, und die verschiedensten Vermutungen wurden ausgesprochen. „Gewiß ist’s wegen eines Schulspaziergangs,“ sagte die eine, „wegen der Handarbeitsausstellung,“ meinte eine andere, und eine dritte versicherte, sie wisse es ganz genau, das Hausmädchen von Fräulein von Zimmern habe sie alle verklagt, weil sie die Stiefel nicht abstreiften vor dem Schulhaus. 

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