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关于13-16岁女孩的德语故事:Heimlichkeiten-10
日期:2024-09-14 08:27  点击:277

Seit vielen Jahren schon war Pfarrer Kern Fräulein von Zimmerns treuer Berater in allen Schulangelegenheiten. Auch heute folgte er gerne der Bitte der Vorsteherin, zu kurzer Besprechung in ihr Zimmer zu kommen.

 

„Haben Sie wohl Fräulein Geldern kennen gelernt?“ fragte Fräulein von Zimmern.

 

„Nein, ich habe sie nur in ihrer Klasse begrüßt und habe sie aufgefordert, meine Frau und mich zu besuchen, aber bis jetzt ist sie noch nicht gekommen.“

 

„Sie wird auch nicht kommen, sie vermeidet den Verkehr, der für sie passen würde, und schließt sich an unsere Großen an, hauptsächlich an Gretchen und Hermine.“

 

„So sucht sie sich wenigstens die besten unter den Großen aus.“

 

„Aber ich glaube, daß ihr Einfluß kein guter ist. Hermine ist ja gegenwärtig krank, von ihr kann ich nichts sagen, aber Gretchen ist anders, als sie war; es ist etwas Unaufrichtiges, Verstecktes in dem sonst so offenherzigen Kind, sie muß irgendwie in Heimlichkeiten mit Fräulein Geldern verstrickt sein.“ Der Pfarrer wurde aufmerksam. „In Heimlichkeiten, meinen Sie? Das könnte wohl sein. Wissen Sie wohl etwas über Fräulein Gelderns Verhältnisse? Ist sie unbemittelt?“

 

„Darüber kann ich nichts sagen. Sie spricht sich nicht aus und ich konnte mich nicht mit der nötigen Sorgfalt nach ihr erkundigen, da ich froh sein mußte, rasch jemand zur Aushilfe zu bekommen, auch hoffte ich, es würde nur für kurze Zeit sein. Aber ich habe heute den Entschluß gefaßt, sie zu entlassen.“

 

„Sie können sie doch kaum entbehren?“

 

„Kaum, aber es muß doch gehen. Ich will lieber selbst eine Anzahl Stunden übernehmen, als einen schlechten Einfluß auf meine Schülerinnen dulden.“

 

Der Pfarrer ging sinnend auf und ab. „Warten Sie noch acht Tage, vielleicht klärt sich die Sache von selbst,“ sagte er.

 

„Vielleicht, aber sicherer ist’s, ich mache ein Ende. Wie viel Schlimmes kann in einer Woche angerichtet werden!“

 

„Ist Gretchen in der Arbeit lässig?“

 

„Das nicht; sie hat sehr gute Arbeiten geliefert in der letzten Zeit.“

 

„Das ist doch immer ein gutes Zeichen. Ich würde warten, wenigstens noch drei Tage, und zusehen, ob Gretchens gerader Sinn sie nicht selbst wieder auf den rechten Weg führt. Man muß doch den Menschen Zeit lassen, sich selbst zurechtzufinden, ehe man einschreitet.“

 

„So will ich noch drei Tage zusehen.“

 

„Gut; ich komme ja Donnerstag in die fünfte Klasse, dann wollen wir wieder darüber sprechen.“

 

Während der Pfarrer mit Fräulein von Zimmern dies Zwiegespräch führte, ging Gretchen in Gedanken versunken ihren Weg von der Schule heim. Es klangen ihr noch die letzten Worte des Pfarrers in den Ohren: Macht euch frei von Heimlichkeiten, um jeden Preis! Sie wußte jetzt, was recht war, und wollte es tun, aber wie? Sie erschrak ordentlich, als ihr unvermutet aus einem Torweg diejenige entgegentrat, mit der sich all ihre Gedanken beschäftigten. „Ich habe hier auf Sie gewartet, liebes Gretchen,“ sagte Fräulein Geldern; „wie froh bin ich, daß ich Sie allein treffe! Ich möchte Ihnen noch danken für das, was Sie mir vor der Schule gebracht haben, Sie treue Seele. Was finge ich an, wenn ich Sie nicht hätte? Und nun habe ich schon wieder eine Bitte, aber ich weiß ja, Sie tun gern Gutes an mir, nicht wahr?“ Gretchen fühlte, daß der Augenblick gekommen war, wo sie sprechen mußte. „Ja,“ sagte sie, „ich tue gern alles, aber nicht mehr heimlich. Ich habe mir schon immer gedacht, daß es nicht recht ist, und jetzt weiß ich’s ganz gewiß. Bitte, Fräulein Geldern, erlauben Sie mir jetzt, daß ich der Mutter alles sage. Denn, sehen Sie, die Heimlichkeiten sind wie ein schmutziger Deckmantel, mit dem edle Menschen sich nicht bedecken mögen, und helfen kann ich Ihnen doch nicht recht, so wie’s sein sollte; dazu gehört so viel Verständnis und Menschenkenntnis, wie nur ältere Leute haben können.“ 

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