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关于13-16岁女孩的德语故事:Ausgeliehen-7
日期:2024-09-12 14:45  点击:243

„Mit Oskar haben wir solch eine Not, seit Mama nicht mehr bei uns ist,“ erklärte Rudi in seiner altklugen Weise; und in der Tat hörte Gretchen, daß ihr Vetter Oskar dem Mädchen sehr unbotmäßige Antworten gab. Im nächsten Augenblick aber trat er ganz vergnügt ins Zimmer. Er war schon einen Kopf größer als Rudi, ein strammer Schulbub und ein hübscher Bursche. Gretchen begrüßte er sehr fröhlich; dann wandte er sich an die Kleine: „Was gibt’s zu Mittag? Heute bin ich hungrig.“

 

Da dachte sich Gretchen, es werde wohl Zeit sein, den Tisch zu decken. Auf ihre Aufforderung waren die Kinder gern bereit, ihr zu helfen; und als Rieke mit den Tellern ins Zimmer kam und dies Geschäft schön besorgt sah, machte sie doch ein gnädiges Gesicht. Wie aber eine Viertelstunde um die andere verging, ohne daß der Herr zum Essen heimkam, war sie sehr ungehalten. Auch die Kinder wurden verdrießlich und verlangten einstweilen zu essen, und als Rieke nicht für sie allein anrichten wollte, wurde Oskar unartig gegen sie. Es war eine ungemütliche Stunde, und Gretchen dachte daran, wie bei ihr zu Hause die Essenszeiten so pünktlich eingehalten wurden, und sehnte sich nach Hause.

 

Endlich erschien Herr van der Bolten. Er gab für sein spätes Kommen keinen andern Grund an, als daß er vergessen habe, rechtzeitig auf die Uhr zu sehen. Er war aber bei Tisch so liebenswürdig gegen Gretchen, so heiter mit den Kindern, daß sie bald alle in fröhlicher Stimmung waren. Nur Rieke machte noch ein böses Gesicht, als sie den Tisch wieder abräumte.

 

Herr van der Bolten bemerkte es. „Immer Regenlandschaft, Rieke,“ sagte er, „oder gar Gewitterschwüle?“

 

Rieke war nicht zum Spaßen aufgelegt.

 

„Es ist aber auch keine Ordnung mehr im Haus, seit die gnädige Frau nicht mehr da ist.“

 

„Da haben Sie einmal ein ganz wahres Wort gesprochen,“ sagte Herr van der Bolten mit voller Überzeugung.

 

„Und dann soll man noch immer lachen und ein freundliches Gesicht machen, wenn man so viel zu tun hat wie ich und immer putzen muß.“

 

„So machen Sie sich’s eben leichter, Rieke,“ sagte Herr van der Bolten gutmütig.

 

„Das ist schnell gesagt, aber wie sieht’s dann aus im Haus? Spinnweben in allen Ecken!“

 

„Spinnweben? Das ist etwas sehr Malerisches, Rieke, die lassen Sie nur alle stehen und wühlen Sie nicht immer im Staub. Setzen Sie sich manchmal ein Stündchen hin und sehen Sie die illustrierten Zeitschriften an, dann werden Sie gleich heiterer aussehen.“

 

Gretchen machte große Augen bei diesem Vorschlag, Rieke fast noch größere. „Ach,“ rief sie, „der gnädige Herr versteht doch schon rein gar nichts!“ und damit ging sie hinaus. Herr van der Bolten lachte nur, er nahm das nicht übel.

 

Kaum war das Essen abgetragen, als er das Klavier aufschlug und ein paar laute Akkorde spielte. „Das ist unser Signal,“ erklärten die Kinder, „Mama hört es droben in der Krankenstube und dann kommt sie an das Kammerfenster und schaut zu uns herunter in den Hof.“

 

Die ganze Gesellschaft begab sich nun hinunter, Gretchen mit Betty an der Hand. Die Kleine hatte vielleicht am meisten von den Kindern die Mutter vermißt, denn sie kam nicht recht zur Geltung neben den Brüdern, und nun gab sie sich gerne unter den Schutz von Gretchen und schmiegte sich innig an diese.

 

Drunten im Hof war’s kalt. „Ich hätte den Kleinen etwas Warmes anziehen sollen,“ sagte Gretchen und war eben daran, Betty das Taschentuch um den Hals zu binden, als die Kinder riefen: „Die Mama!“ 

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11/25 07:29