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关于13-16岁女孩的德语故事:Lehrerin und Schülerin-3
日期:2024-09-04 10:08  点击:290

Gretchen reichte Fräulein von Zimmern die Hand und sagte bewegt: „Bitte, verzeihen Sie mir doch, es ist mir ja so leid.“

 

„Das weiß ich und ich verzeihe dir, mein Kind. Du hast einen sauern Gang vor dir, das wollen wir als Sühne betrachten.“

 

Gretchen eilte heim. „Ist die Mutter zu Hause und kein Besuch bei ihr?“ fragte sie Franziska, die ihr die Türe öffnete. „Sie ist zu Hause und ich darf auch keinen Besuch einlassen, weil Frau Reinwald heftiges Kopfweh hat.“ Dies war für Gretchen eine unwillkommene Mitteilung. Sie mochte die Mutter, wenn sie leidend war, nicht aufregen; aber dann blieb ihr nichts anderes übrig, als mit dem Vater zu sprechen.

 

Sie überlegte. Viel lieber hätte sie mit der Mutter gesprochen, aber nein, das ging nicht an; also nur keine Zeit verlieren! Sie überwand die Scheu und trat bei ihrem Vater ein. „Darf ich dich stören, Vater, ich habe eine schlimme Geschichte angestellt und möchte sie der Mutter ersparen, solange sie Kopfweh hat.“ Herr Reinwald legte die Feder aus der Hand. „Was ist’s?“

 

Gretchen erzählte alles, der kleinen Ruth Benehmen, ihr eigenes, Fräulein von Zimmerns schreckliche Äußerungen über die möglichen schlimmen Folgen einer Ohrfeige und ihre Befürchtungen für den Ruf der Schule; zuletzt den Entschluß, Abbitte bei Ruths Eltern zu tun.

 

„Das letztere ist jedenfalls das beste, was in dieser Sache geschehen kann und für meine ungestüme Tochter eine heilsame Buße,“ sagte Herr Reinwald; „ich denke übrigens, daß damit die Sache auch beigelegt sein wird, Fräulein von Zimmern sieht doch wohl zu schwarz.“

 

„Meinst du? O Vater, so schrecklich mir’s ist, daß ich als Lehrerin so abgesetzt werde und daß auf die Schule ein schlechtes Licht fällt, so ist es mir doch noch viel, viel ärger, wenn ich denke, daß die Kleine vielleicht einen dauernden Schaden erlitten hat, taub wird, oder so etwas!“

 

„Nun, nun, so schlimm ist die Sache nicht! Die Fälle sind doch gottlob selten! Die Kinder sind im allgemeinen so eingerichtet, daß ihnen eine Ohrfeige mehr gut tut, als schadet.“ Diese Worte beruhigten Gretchen einigermaßen.

 

Herr Reinwald sah auf seine Uhr. „Wenn du jetzt gleich gehst, wirst du die Mutter des Kindes vermutlich allein treffen. Der Vater ist nämlich bis sechs Uhr auf seiner Kanzlei, und ich denke mir, es ist dir lieber, wenn du nur mit der Mutter zu tun hast.“

 

„Kennst du denn die Eltern, Vater?“ fragte Gretchen erstaunt. „Nicht persönlich, ich habe nur von ihm reden hören. Er ist erst dieses Jahr als Forstrat hiehergekommen, muß ein sehr tüchtiger Beamter sein, aber ein wenig heftig. Besser ist’s, du sprichst bloß mit der Frau. Er wird von der Angelegenheit wohl noch gar nichts wissen; kommt er dann heute abend zu seiner Familie, so wird die Frau dich wohl entschuldigen, wenn das Kind die Sache noch nicht verschmerzt hat.“

 

Gretchen war gerührt, daß der Vater ihr die Sache so erleichtern wollte. Sie küßte ihn und dankte ihm. Als Herr Reinwald allein war, schritt er in seinem Zimmer auf und ab: „Daß ihr auch gerade mit dem Kind dieser Leute so etwas vorkommen muß. Der Forstrat, der Hitzkopf, wird nicht übel aufbrausen! Aber Gretchen ist auch ein Hitzkopf! Wie konnte es ihr nur gleich so in die Hand fahren, daß sie dem Kinde einen solchen Treff gibt! Schön ist’s aber, daß sie so tapfer geht, Abbitte zu tun; ich möchte es ihr gönnen, daß der Alte nicht da wäre!“

 

„Franziska,“ sagte Gretchen, während sie gute Handschuhe anzog, „wenn die Mutter nach mir fragt, so sagen Sie, ich müsse noch geschwind zu der kleinen Ruth gehen.“

 

„Ja, ich muß aber später auch noch fort, den großen Pack dort auf die Post schleppen!“

 

„O Franziska, ich wollte lieber zehn solche Päcke forttragen, als den Gang machen, den ich machen muß!“ rief Gretchen im Fortgehen, und Franziska sah verwundert ihrem jungen Fräulein nach.

 

Gretchen hatte einen weiten Weg zu machen bis zu dem Hause des Forstrats, und sie eilte, so sehr sie konnte, denn um sechs Uhr wollte sie schon wieder auf dem Heimweg sein. 

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