Frau Rat! Geh' Sie doch mit Ihren Vorwürfen; – das antwort' ich Ihr auf Ihre Nachschrift, und sonst nichts.
Jetzt rat' Sie einmal, was der Schneider für mich macht. Ein Andrieng? – Nein! – Eine Kontusche? – Nein! Einen Joppel? – Nein! Eine Mantille? – Nein! Ein paar Boschen? – Nein! Einen Reifrock? – Nein! Einen Schlepprock? – Nein! Ein Paar Hosen? – Ja! – Vivat – jetzt kommen andre Zeiten angerückt – und auch eine Weste und ein Überrock dazu. Morgen wird alles anprobiert, es wird schon sitzen, denn ich hab' mir alles bequem und weit bestellt, und dann werf' ich mich in eine Chaise und reise Tag und Nacht Kurier durch die ganzen Armeen zwischen Feind und Freund durch; alle Festungen tun sich vor mir auf, und so geht's fort bis Berlin, wo einige Geschäfte abgemacht werden, die mich nichts angehn. Aber dann geht's eilig zurück und wird nicht eher haltgemacht bis Weimar. O Frau Rat, wie wird's denn dort aussehen? – Mir klopft das Herz gewaltig, obschon ich noch bis zu Ende April reisen kann, ehe ich dort hinkomme. Wird mein Herz auch Mut genug haben, sich ihm hinzugeben? – Ist mir's doch, als ständ' er eben vor der Tür! – Alle Adern klopfen mir im Kopf; ach wär' ich doch bei Ihr! – Das allein könnt' mich ruhig machen, daß ich säh', wie Sie auch vor Freud' außer sich wär', oder wollt' mir einer einen Schlaftrunk geben, daß ich schlief', bis ich bei ihm erwachte. Was werd' ich ihm sagen? – Ach, nicht wahr, er ist nicht hochmütig? – Von Ihr werd' ich ihm auch alles erzählen, das wird er doch gewiß gern hören. Adieu, leb' Sie wohl und wünsch' Sie mir im Herzen eine glückliche Reis'. Ich bin ganz schwindlig.
Bettine.