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Briefwechsel mit Goethes Mutter:Am 14. März 1807.
日期:2024-08-30 15:48  点击:274
Ich habe mir meine Feder frisch abknipsen lassen und das vertrocknete Tintenfaß bis oben vollgegossen, und weil es denn heute so abscheulich Wetter ist, daß man keinen Hund vor die Tür jagt, so sollst Du auch gleich eine Antwort haben. Liebe Bettine, ich vermisse Dich sehr in der bösen Winterzeit; wie bist Du doch im vorigen Jahr so vergnügt dahergesprungen kommen? – Wenn's kreuz und quer schneite, da wußt' ich, das war so ein recht Wetter für Dich, ich braucht' nicht lange zu warten, so warst Du da. Jetzt guck' ich auch immer noch aus alter Gewohnheit nach der Ecke von der Katharinenpfort', aber Du kommst nicht, und weil ich das ganz gewiß weiß, so kümmert's mich. Es kommen Visiten genug, das sind aber nur so Leutevisiten, mit denen ich nichts schwätzen kann.
 
Die Franzosen hab' ich auch gern – das ist immer ein ganz ander Leben, wenn die französische Einquartierung hier auf dem Platz ihr Brot und Fleisch ausgeteilt kriegt, als wenn die preußische oder hessische Holzböck' einrücken.
 
Ich hab' recht meine Freud' gehabt am Napoleon, wie ich den gesehen hab'; er ist doch einmal derjenige, der der ganzen Welt den Traum verzaubert, und dafür können sich die Menschen bedanken, denn wenn sie nicht träumten, so hätten sie auch nichts davon und schliefen wie die Säck', wie's die ganze Zeit gegangen ist.
 
Amüsiere Dich recht gut und sei lustig, denn wer lacht, kann keine Todsünd' tun.
 
Deine Freundin
Elisabeth Goethe.
 
Nach dem Wolfgang frägst Du gar nicht; ich hab' Dir's ja immer gesagt: wart' nur bis einmal ein andrer kommt, so wirst Du schon nicht mehr nach ihm seufzen 

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