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关于13-16岁女孩的德语故事:Lene-5
日期:2024-08-27 15:46  点击:242

Gretchen dachte nach. „Mir hat sie auch nie erzählt, wenn sie sich über mich hat ärgern müssen, bloß wenn ich brav war. Aber paßt auf! Wischt den Tisch schön ab, macht alles sauber, daß ihr’s gefällt, wenn sie heimkommt, und dann sagt zu ihr: Einen schönen Gruß von deinem Gretchen und du sollst uns heute abend die Geschichte von der Feuersbrunst im Gefängnis erzählen. Dann tut sie’s gewiß und die Geschichte ist wunderschön.“

 

„Was kommt darin vor?“ frug der Kleine.

 

„Ich kann’s jetzt nicht erzählen, ich muß nach Hause, und Lene kann’s viel schöner als ich.“ Gretchen ging.

 

Sie war nicht mehr so entrüstet wie am Anfang ihres Besuchs, sie dachte ein wenig milder über die Buben und über die base, sie fühlte, daß da große Schwierigkeiten zu überwinden waren, und es stand fest bei ihr, die Mutter mußte zu Lene kommen und alles ins gute Geleise bringen.

 

Während sie in diesen Gedanken heimwärts ging, wurde in der Stube des Kutschers der Tisch abgerieben und alles, was in Unordnung geraten war, aufgeräumt. Der dritte Bruder kam nun auch heim. Er ahnte nichts von der neuen Ordnung der Dinge; als er sich aber beikommen ließ, einen Apfelbutzen auf den Boden zu werfen, was die beiden andern noch vor einer Stunde ebenso gemacht hätten, wurde er von seinen Brüdern hart angelassen, so daß er große Augen machte. Sobald er aber erfaßt hatte, um was es sich handelte, daß nämlich die Mutter dafür gewonnen werden sollte, eine Geschichte von der Feuersbrunst im Gefängnis zu erzählen, trat er in das Komplott ein, und so kam es, daß Lene alles in tadelloser Ordnung vorfand, als sie nach einiger Zeit von ihren Ausgängen heimkam. Sie merkte gleich, daß etwas nicht war, wie sonst. Es herrschte Frieden, Ruhe und Ordnung, und sie selbst wurde mit einem gewissen Interesse angesehen, wie wenn sie eine neue Erscheinung wäre. Und in der Tat sahen die Kinder sie daraufhin an, daß sie so innig geliebt wurde von einem jungen, feinen Mädchen. Sie dachten daran, daß dieses Mädchen Tränen vergossen und gesagt hatte, Lene sei unglücklich und sie seien schuld daran.

 

„Was schaut ihr mich so an?“ fragte Lene.

 

„Sag’s doch,“ drängte der Jüngste den Ältesten, und nun kam stockend Gretchens Auftrag heraus. Lene war es sehr leid, daß sie Gretchens Besuch versäumt hatte, und sie wollte genau wissen, was die Kinder mit Gretchen gesprochen hatten, ob sie auch höflich gegen sie gewesen seien. Aber sie bekam nur sehr spärliche Antworten; die Kinder hüteten sich wohl, zu erzählen, daß ihre Unterredung nicht sehr freundlicher Art gewesen sei. Lene gab sich schließlich zufrieden und dachte, sie müßten doch ganz nett miteinander geplaudert haben, wenn die Rede auf Geschichtenerzählen gekommen sei. Sie versprach, nach dem Abendessen ihre Geschichte zu erzählen, wenn es die Buben auch so halten wollten, wie Gretchen Reinwald: vor dem Essen ihre Aufgaben schreiben und lernen und sich überhören lassen, ob alles gut gehe, und nach dem Essen das Zimmer wieder in Ordnung bringen. Diese Bedingungen wurden angenommen, die Erwartungen waren so hoch gespannt, daß die Wünsche der Mutter alle bereitwilligst erfüllt wurden. Der Vater war heute erst spät zu erwarten, die einfache Mahlzeit war bald vorüber, und alle Hände halfen heute den Tisch abzuräumen, das Geschirr in der Küche abzuwaschen und wieder an seinen Platz zu stellen. Der Jüngste, der kleine Fritz, stand sehr unter dem Eindruck ungewohnter Tugend, und als alle so tätig waren, fragte er die Mutter: „War dein Gretchen noch bräver als so?“ „Nein,“ antwortete Lene, „so war sie und so habe ich die Kinder gern!“

 

Bald darauf saßen sie alle eng aneinander gedrängt in einer Ecke der Stube, Lene fing an zu erzählen, und die Buben, die wilden, sie waren gezähmt; regungslos saßen sie da und hörten zu. Nie in ihrem Leben hatte ihnen jemand eine Geschichte erzählt, gelesen hatten sie auch nicht viel. So lauschten sie in atemloser Spannung, und Lene, da sie all die Augen auf sich gerichtet sah, machte die Sache noch fesselnder und schauriger als sonst. Zuletzt ging alles gut hinaus, die Bösen wurden bestraft, die Guten belohnt; es war ganz herrlich!

 

An diesem Abend fühlte sich Lene nicht unglücklich; die Freude, die sie bereitet hatte, war das erste Band zwischen ihr und ihren drei Wilden. 

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