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关于13-16岁女孩的德语故事:Der erste Schultag-5
日期:2024-08-27 15:43  点击:261

„Ich tue es sehr gern,“ verbesserte Gretchen, „aber ob es wohl die andern nicht auch alle gern täten? Zum Beispiel Hermine Braun, und sie, als erste, hat doch mehr Recht darauf, als ich.“

 

„Recht hat keine von euch darauf; übrigens hätte ich allerdings Hermine lieber als dich in Vorschlag gebracht, da sie durch ihre kleinen Geschwister mehr Erfahrung mit Kindern hat, als du; aber sie hat Musikstunden und deshalb weniger freie Zeit, als du. So frage denn deine Eltern, ob –“

 

„O, meine Eltern sind jedenfalls –“

 

„Nicht unterbrechen, Kind; es ist eine schlechte Gewohnheit, die bei Gebildeten nicht vorkommen sollte, merke dir das! Frage deine Eltern, und wenn sie einverstanden sind, dann kannst du gleich Donnerstag beginnen, im Klassenzimmer Nro. 3, nachmittags vier Uhr. Was wolltest du vorhin sagen?“

 

„Daß meine Eltern sich jedenfalls nur darüber freuen. Ist es wohl ein nettes Mädchen?“

 

„Ich glaube, daß die kleine Ruth ein gutes, aber etwas verschüchtertes Kind ist, das vielfach falsch behandelt wurde. Du mußt trachten, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zu ermutigen.“

 

„O ja, das will ich tun, ich freue mich schrecklich – ich wollte sagen sehr – auf eine so herzige, kleine Schülerin!“

 

„Nun, so wollen wir das beste hoffen! Ich werde dir mit gutem Rat beistehen.“ Fräulein von Zimmern reichte Gretchen die Hand, diese verneigte sich, wie es in diesem Hause üblich war, ging sehr sittsam zur Türe hinaus und rannte dann nicht ganz so sittsam bis an die nächste Straßenecke, wo Hermine sie erwartet hatte.

 

In großem Eifer erzählte Gretchen von dem Vorschlag, den ihr Fräulein von Zimmern gemacht, und dann sah sie prüfend ihre Freundin an und fragte: „Hätte es dich sehr gefreut, wenn dir der Unterricht übertragen worden wäre?“

 

„Ach nein, wirklich nicht, ich habe so viel mit den Aufgaben meiner Geschwister zu tun, muß zum Beispiel täglich meiner Schwester bei den französischen Lektionen helfen, so daß es mir nichts Neues mehr ist; ich habe mir auch nie gewünscht, Lehrerin zu werden.“

 

„Ja, das weiß ich; dann freut mich’s um so mehr, daß Fräulein von Zimmern gerade an mich kommt. Ich denke es mir ganz reizend!“ Die Freundinnen trennten sich nun und Gretchen kam zu Hause gerade recht zum Mittagessen. Sie fand bei Vater und Mutter volle Teilnahme für all ihre Schulerlebnisse, und sie wußte dies Glück wohl zu schätzen.

 

Frau Reinwald war in den letzten Jahren mehrmals schwer krank gewesen, und so war Gretchen der Gedanke schon wiederholt nahe getreten, daß dies treue Herz bald aufhören könnte, für sie zu schlagen. Gegenwärtig aber war Frau Reinwald gesund, und Gretchen freute sich täglich darüber; es war eine stille Übereinkunft zwischen ihr und dem Vater, daß der Mutter alles Schwere möglichst abgenommen, und sie gehegt und gepflegt würde, obwohl Frau Reinwald selbst nie Rücksicht für sich verlangte. Aus diesem Grund war es auch Gretchen lieb, daß sie nicht mehr so viele Schulstunden hatte wie in den früheren Schuljahren und so der Mutter im Haushalt manches abnehmen konnte. Wenn sie nur schon mehr von den häuslichen Geschäften verstanden hätte, oder wenn Lene noch dagewesen wäre, sie anzuweisen! War auch Lene manchmal etwas grob gewesen, sie hatte doch Gretchen geliebt und wäre für sie durchs Feuer gegangen. Aber vor einigen Wochen hatte sie sich verheiratet.

 

Franziska, die nun draußen in der Küche waltete, war nie grob, nein, sie hatte feine Manieren und redete Gretchen mit „Fräulein“ an; aber Gretchen schien es doch, als ob sie ein wenig spöttisch gegen das junge Fräulein wäre, das sich bisher noch wenig um die Hausarbeit gekümmert hatte. So war es ihr unbehaglich zumute, als sie hörte, daß sie in der nächsten Woche zum erstenmal mithelfen sollte beim Wäsche legen und bügeln. Aber die Mutter machte ihr Mut: „Du bist ja nicht allein mit Franziska,“ sagte sie, „ich bin auch dabei. Wie schnell wird künftig alles erledigt werden, wenn meine große Tochter mithilft! Darauf habe ich mich schon gefreut, wie du noch ein ganz kleines Dirnchen warst!“

 

„Wirklich?“ fragte Gretchen, „dann muß es freilich nett werden, und ich freue mich darauf, trotz Franziska!“ 

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