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埃布纳-埃申巴赫德语故事:Propheten-Loos
日期:2024-08-22 15:57  点击:299
Ein Prophet, eine Leuchte der Welt, war fern von seiner Heimath hochbetagt gestorben. Tausende hatten ihm das letzte Geleite gegeben und sich dann zerstreut. Seine Jünger jedoch blieben trauernd an seinem Grabe stehen, und Einer von ihnen sprach:
 
»Wie gern wüßte ich, ob sich auch an diesem Großen, diesem Weisen und Guten, an diesem Wohlthäter der Menschheit das gewöhnliche Propheten-Loos erfüllt! Wie gern wüßte ich, ob auch er daheim nichts gegolten hat!«
 
»Ueberzeugen wir uns davon an Ort und Stelle,« versetzte ein Zweiter. »Ich sehne mich sehr, die heilige Stätte kennen zu lernen, an welcher er geboren ward und seine besten Mannesjahre verlebt hat.«
 
Die Beiden traten die Wanderung an, und feierliche Wehmuth ergriff ihre Herzen, als sie in der Nähe ihres Reisezieles anlangten, eines hübschen Städtchens, das zwischen grünen Hügeln und wohlbebauten Feldern dalag und in der Morgensonne schimmerte.
 
Die Jünglinge begaben sich nach dem Marktplätze, wo das Rathhaus stand, und wollten eben an die Thür pochen, als sie sich öffnete und der Bürgermeister, begleitet von einem Dutzend Räthen, heraustrat. Er ließ einen flüchtigen Blick über die Fremden gleiten und schien unangenehm verwundert, als diese es wagten, ihn ohne weiters anzureden.
 
Mit halbem Ohre hörte er ihre Mittheilung an, daß sie die Ueberbringer einer erschütternden Botschaft seien, sagte: »Bedaure, bedaure,« und wollte vorübergehen. Aber einer der Jünglinge hielt ihn am Aermel fest, und der andere sagte:
 
»Der größte Mann, den Eure Stadt je hervorgebracht hat, ist in unserer Weltstadt verschieden.«
 
Bei diesen Worten verbreitete sich ein patziges Lächeln über die Züge des Bürgermeisters und über die aller seiner Beamten. Dreizehn Gesichter nahmen plötzlich denselben Ausdruck an, in dreizehn Köpfen stieg ein und derselbe Gedanke auf: Der größte Mann ist nicht gestorben, denn ich lebe!
 
Nun riefen die Jünglinge der stumpfen Gilde den Namen des Verehrten zu; er brachte nicht den geringsten Eindruck hervor. Die Rathe zuckten die Achseln, und der Bürgermeister sprach:
 
»Von seiner Berühmtheit ist hier nichts bekannt. Uebrigens, seht die alte Frau, die daher kommt, die gehört zu seiner Familie, die wird Euch bessere Auskunft über ihn geben sönnen als wir. Sprecht aber laut, denn sie ist halb taub.«
 
Voll Ehrfurcht gingen die Jünglinge der Greisin entgegen, die eines Blutes mit dem geliebten Meister war, meldeten ihr in schonender Weise seinen Tod und beklagten, daß er in seiner Vaterstadt nichts gegolten habe.
 
»Nichts gegolten?« wiederholte die Alte, die von der ganzen Rede nur die letzten Worte und den Namen des Verewigten verstanden hatte. Und sehr geschmeichelt durch die Aufmerksamkeit, welche die Fremden ihr erwiesen, und durch die Spannung, mit welcher sie ihrer Antwort harrten, setzte sie mit vertraulichem Schmunzeln hinzu: »In seiner Familie hat er wohl für etwas gegolten, nämlich für einen armen Tropf.« 

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