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埃布纳-埃申巴赫德语故事:Palemon.
日期:2024-08-16 17:12  点击:215
Palemon, der Maler, halte ein Bild vollendet, welches er »Die Königin des Orients« nannte.
 
Es stellte Zenobia dar, wie sie, umringt von ihren Feldherren, Magiern, Wahrsagern, Künstlern und Gelehrten, die Huldigung der ihr unterworfenen Völker empfing. Das Gemälde erweckte Entzücken bei Laien und bei Kennern. Die letzteren lobten besonders die Charakteristik.
 
»Wenn man,« sagten sie, »die ganzen Figuren sammt Gewändern und Kopfschmuck verdecken, und nur die Gesichter unverhüllt lassen würde, jeder Kenner der ruhmvollen Vergangenheit unseres Vaterlandes müßte ausrufen: Diese ehernen Züge können nur die des Kriegshauptmanns Phuhl, und Jener kann nur Kalassar der Fürst sein, von dessen Thaten unsere Geschichte erzählt, und Dieser Divonibar, der unfehlbare Magier. Und dort — o, das ist sie, Zenobia die Große, die Einzige, deren Anblick uns auf die Kniee niederzwingt. An den Stufen ihres Thrones steht Longinus, der Rhetor. Seht um seine Lippen den Genius der Beredsamkeit schweben!«
 
Palemon lächelte zu diesem Lobe: »Wäret Ihr doch in meine Werkstatt gekommen und hättet meine Modelle gesehen,« sprach er. »Wisset, jener Kopf, von dem Ihr meint, er müsse der des berühmten Redners sein, ist der Kopf meines stummen Pferdelenkers; zum Vorbilde der keuschen Zenobia, vor der Ihr in Anbetung versinkt, hat mir die Tänzerin Myra gedient; zu dem des Magiers ...«
 
Die Kritiker fielen ihm ins Wort: »Um so höher preisen wir Dich, Du Maler des Unsichtbaren. Zweiter Prometheus, der die Gebilde seiner Hand zu beseelen versteht mit Funken himmlischen Feuers. Seht sie leuchten aus der niederen irdischen Form! Seht auf vergänglichen Stirnen unsterbliche Schönheit thronen. Aus den Augen einer Hetäre grüßt uns der Geist der großen reinen Zenobia, der Mund eines stummen Knechtes spricht Worte des Lebens.«
 
Ein fremder Kunsthistoriker, der von weither gekommen war, um das Bild Palemons zu sehen, erhob seine Stimme: »Thoren, veraltete Schwärmer!« rief er, »wo bleibt bei dieser Austastung die Wirklichkeit, die Natur? Glaubt nur: Der Maler, unter besten Pinsel eine Zenobia zur Hetäre und ein feiner Denker zum rohen Tölpel wird, steht der Wahrheit näher als Ihr.«
 
Die einheimischen Kritiker wollten den Fremden sofort steinigen; aber Palemon hielt sie davon ab:
 
»Das wäre das Rechte — todtmachen, den man nicht widerlegen kann. Nicht kann!« donnerte er die Einwendungen seiner Anhänger nieder, »es sei denn, Ihr wüßtet, was vorherrscht auf Erden: Licht oder Schatten, Blüthe oder Fäulniß, das Gute oder daß Böse. Aber Ihr und der und ich, wir wissen es nicht, wir glauben nur, und die Jünger dieses Fremden thun wie die meinen: sie schaffen im Sinne ihres Glaubens. Ihr großer Irrthum jedoch ist, daß sie sich für die einzigen Vertreter der Wahrheit in der Kunst halten, weil sie malen und bilden, was Jeder, auch der Gemeinste, sieht. Ich erhebe denselben Anspruch auf treue Wiedergabe der Natur, wie sie, wenn es mir gelingt, überzeugend darzustellen, was ich allein gesehen habe: einen edlen Zug im Angesicht der Verworfenen, einen Blitz des Geistes im Auge des Einfältigen. Unsere alte und das, was sie die neue Kunst nennen, können übrigens nebeneinander bestehen und sind, wie mich dünkt, Schwingungen desselben Pendels.« 

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