61.
Man bleibt jung so lange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und einen Widerspruch ertragen kann.
62.
Da zuletzt doch alles auf den Glauben hinaus läuft, müssen wir jedem Menschen das Recht zugestehen, lieber das zu glauben, was er sich selbst, als was Andere ihm weiß gemacht.
63.
Gutmüthigkeit ist eine alltägliche Eigenschaft, Güte die höchste Tugend.
64.
In der Jugend meinen wir, das Geringste, das die Menschen uns gewähren können, sei Gerechtigkeit. Im Alter erfahren wir, daß es das Höchste ist.
65.
Genug weiß Niemand, zu viel so Mancher.
66.
Verlegenheit äußert sich bei unerzogenen Menschen als Grobheit, bei nervösen Menschen als Schwatzhaftigkeit, bei alten Jungfern und Junggesellen als Bissigkeit. Phlegmatische Menschen macht die Verlegenheit stumm.
67.
Wo Geschmacklosigkeit daheim ist, wird auch immer etwas Rohheit wohnen.
68.
Der Verstand macht Märtyrer so gut wie die Phantasie, doch er verläßt die seinen am Ende; sie bleibt den ihren getreu.
69.
Bis zu einem gewissen Grade selbstlos sollte man schon aus Selbstsucht sein.
70.
Die Rücksichten, die uns in der Welt erwiesen werden, stehen meistens in näherer Beziehung zu unseren Ansprüchen als zu unseren Verdiensten.
71.
Herrschaft behaupten wollen, heißt kämpfen wollen. Nutzen stiften wollen, heißt freilich auch kämpfen wollen, aber — um den Frieden.
72.
Das Feuer läutert, verdeckte Gluth frißt an.
73.
Hab' einen guten Gedanken, man borgt Dir zwanzig.
74.
Es giebt Menschen im Zopfstyl: viele hübsche Einzelheiten, das Ganze abgeschmackt.
75.
Das Gefühl schuldiger Dankbarkeit ist eine Last, die nur starke Seelen zu ertragen vermögen.
76.
Die Menschen der alten Zeit sind auch die der neuen, aber die Menschen von gestern sind nicht die von heute.
77.
Die Kunst ist im Niedergang begriffen, die sich von der Darstellung der Leidenschaft zu der des Lasters wendet.
78.
Man darf anders denken als seine Zeit, darf sich nicht anders kleiden.
79.
Grobheit — geistige Unbeholfenheit.
80.