21.
Sogar der edelste Mensch ist unfähig, einer Handlung vollkommen gerecht zu werden, die er selbst unter keiner Bedingung zu vollziehen vermöchte.
22.
Wenn wir nur noch das sehen, was wir zu sehen wünschen, sind wir bei der geistigen Blindheit angelangt.
23.
Unser Stolz aus den Besitz irgend einer guten Eigenschaft erleidet einen argen Stoß, wenn wir sehen, wie stolz Andere auf das Nichtbesitzen derselben guten Eigenschaft sind.
24.
Die wahre Ehrfurcht geht niemals aus der Furcht hervor.
25.
Die größte Gleichmacherin ist die Höflichkeit, durch sie werden alle Standesunterschiede aufgehoben.
26.
Wenn Jeder dem Andern helfen wollte, wäre Allen geholfen.
27.
Das Gemüth bleibt jung, solange es leidensfähig bleibt.
28.
Ausdauer ist eine Tochter der Kraft, Hartnäckigkeit eine Tochter der Schwäche, nämlich — der Verstandesschwäche.
29.
Theorie und Praxis sind Eins wie Seele und Leib, und wie Seele und Leib liegen sie großentheils mit einander in Streit.
30.
Die Liebe überwindet den Tod, aber es kommt vor, daß eine kleine üble Gewohnheit die Liebe überwindet.
31.
In der großen Welt gefällt nichts so sehr wie die Gleichgültigkeit darüber, ob man ihr gefällt.
32.
Die Laster sind unter einander näher verwandt als die Tugenden.
33.
Man muß schon etwas wissen, um verbergen zu können, daß man nichts weiß.
34.
Die Palme beugt sich, aber nicht der Pfahl.
35.
Die meisten Menschen ertragen es leichter, daß man ihnen zuwider handelt, als daß man ihnen zuwider spricht.
36.
Die Gelassenheit ist eine anmuthige Form des Selbstbewußtseins.
37.
Begreifen — geistiges Berühren. Erfassen — geistiges Sichaneignen.
38.
Die Unschuld des Mannes heißt Ehre; die Ehre der Frau heißt Unschuld.
39.
Gedanken, die schockweise kommen, sind Gesindel. Gute Gedanken erscheinen in kleiner Gesellschaft. Ein göttlicher Gedanke kommt allein.
40.