61.
Was Menschen und Dinge werth sind, kann man erst beurtheilen, wenn sie alt geworden.
62.
Der Wohlwollende fürchtet Mißgunst nicht.
63.
Wir hätten wenig Mühe, wenn wir niemals unnöthige Mühe hätten.
64.
Es findet nicht nur jeder Odysseus seinen Homer, sondern auch jeder Mahomet seine Chadidscha.
65.
Jeder Weltmann verkehrt lieber mit einem wohlerzogenen Bösewicht, als mit einem schlechterzogenen Heiligen.
66.
Wenn wir an Freuden denken, die wir erlebt haben, oder noch zu erleben hoffen, denken wir sie uns immer ungetrübt.
67.
Nicht jeder große Mann ist ein großer Mensch.
68.
Die uns gespendete Liebe, die wir nicht als Segen und Glück empfinden, empfinden wir als eine Last.
69.
Nichts lernen wir so spät und verlernen wir so früh, als zugeben, daß wir Unrecht haben.
70.
Die Thaten reden, aber den Ungläubigen überzeugen sie doch nicht.
71.
Jeder Dichter und alle ehrlichen Dilettanten schreiben mit ihrem Herzblute, aber wie diese Flüssigkeit beschaffen ist, darauf kommt es an.
72.
Je weiter unsere Erkenntniß Gottes dringt, je weiter weicht Gott vor uns zurück.
73.
Der Genius weist den Weg, das Talent geht ihn.
74.
Die Menschen, die wir am meisten verwöhnen, sind nicht immer die, die wir am meisten lieben.
75.
Dem großen Dichter muß man ein starkes Selbstgefühl zu gute halten. Eine gewisse Gottähnlichkeit ist Dem nicht abzusprechen, der aus seinem Geiste Menschen schafft.
76.
Ueberlege ein Mal, bevor Du giebst, zwei Mal, bevor Du annimmst, und tausendmal, bevor Du verlangst.
77.
Der Maßstab, den wir an die Dinge legen, ist das Maß unseres eigenen Geistes.
78.
Der Künstler hat nicht dafür zu sorgen, daß sein Werk Anerkennung finde, sondern dafür, daß es sie verdiene.
79.
Ein einziges Wort verräth uns manchmal die Tiefe eines Gemüths, die Gewalt eines Geistes.
80.