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德国海员用语词典:G.-9
日期:2024-05-07 10:41  点击:203
Gischt, der, heißt eine Sprühsee, die vom Sturm schäumend gemachte Oberfläche des Meeres, namentlich da wo sie sich bricht, mit milchartiger Farbe und eigentümlich verklingendem Geräusch verbunden. Um dieses Geräusches willen könnte man an Lautmalerei denken, wenn es nicht ein Zeitwort gischen gäbe, das mit dem mittelhochdeutschen jesen und dem althochdeutschen jësan = „gären machen‟ verwandt ist, von der Sanskritwurzel yas, sieden, kochen. Indessen ist auch dieses lautmalend, wie das ähnlich klingende zischen, („und es wallet und siedet und brauset und zischt‟.) Daß bei gischen auf den Laut und nicht auf die Bewegung oder die Farbe geachtet ist, beweist der hochdeutsche Gebrauch des Zeitwortes beim Plätten. Da tupfen die Frauen mit nassem Finger an den Bolzen, um zu prüfen, ob er heiß genug sei, was er ist wenn „es gischt.‟ Man nennt auch gischen das Geräusch, das heißes Eisen, bezw. das Wasser macht, wenn ein Schmied die Zange mit dem eben geschmiedeten Stück zum Abkühlen in kaltes Wasser hält, („wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt, bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt‟).
 
Gissen, heißt in der Seemannssprache „vermuten‟ und wird nur in ganz bestimmter Verbindung gebraucht: „gegißtes Besteck‟. [172]Wenn das Wetter unsichtig ist, so daß genaue astronomische Beobachtungen unmöglich sind, so wird das Besteck gegißt, d. h. es wird nach dem Loggen, nach der in den letzten 24 Stunden durch das Loggen festgesetzten Geschwindigkeit der Fahrt mit Berücksichtigung von Abtrift, Strömung und andern in Betracht kommenden Umständen ungefähr berechnet, auf welchem Längs-und Breitegrade am Mittag eines gegebenen Tages man sich befindet. Geschieht dies vom Koch und seinen Freunden in der Kambüse, oder sonst von Unberufenen ohne die nötige Unterlage und Genauigkeit, so wird es zum Kambüsenbesteck, geschieht es von Schiffs wegen durch den Navigationsoffizier, so heißt es „gegißtes Besteck.‟ Gissen ist ein allgemein-niederdeutsches Wort, das im Hochdeutschen nicht vorkommt, aber in dem Zeitwort vergessen steckt; es heißt denken, sinnen, meinen, raten, glauben, hoffen, mutmaßen, wähnen; englisch guess, schwedisch gisse, norwegisch gissa. Die Grundbedeutung ist halten (dafür halten). „Gissen maket bewillen missen‟ ist ein alter niederdeutscher Seemannsspruch; buten gissen = wider Erwarten, wider Vermuten; „alle unsalighen pleghen ere geiselen swaerer gissen den andern lude gheiselen.‟ „Wen men ock dagelikes Achtinge gifft, wo veel Fahrt dat Schip dorch dat Water hefft, und sick solckes inbildet, und entholt (einprägt und behält), dat he mit solcken Fortganck, daß dat Schip maket, so veel Milen in dat Etmahl segelen mag, alß he dorch Verandering der Brede und angesegelde Korß befunden hefft, so kan man mit der Tydt tho gode Gissinge kamen‟, „Kunst der Seefahrt‟ 1673.
 
Glasen, nennt man das Anschlagen der halben Stunden an der Schiffsglocke. Noch vor hundert Jahren wurde von den Leuten am Ruder die Zeit nicht nach der Uhr, sondern nach dem (Stunden- oder vielmehr Halbstunden-) Glas gemessen. Wenn eine neue Wache aufzog, fing eine neue Rechnung an und der Steuermann drehte das Glas um. War es abgelaufen, also war eine halbe Stunde vorbei, so ward gemeldet: „ein Glas!‟ und ein Schlag an die Glocke getan und das Glas aufs Neue gedreht, war es wieder abgelaufen, so erfolgte die Meldung: „zwei Glas,‟ es wurde zweimal angeschlagen und das Glas abermals gedreht, und so fort bis die vierstündige Wache vorbei war, also bis das Glas achtmal abgelaufen, bis acht Glas an der Glocke angeschlagen waren. Dann zog eine neue Wache auf und die [173]Rechnung begann wieder von vorne. Hieran hat sich in der Neuzeit wenig geändert, nämlich nur das, daß man an Stelle der Gläser Uhren hat, aber die alte Benennung ist geblieben und die Mehrzahl von Glas bildet der Seemann auch heute noch nicht Gläser sondern Glasen, oder vielmehr er gebraucht das Wort nur in der Einzahl: „acht Glas‟; hierin dem deutschen Zecher oberdeutscher Zunge gleich, der auch nicht acht Gläser, sondern acht Glas Bier trinkt.  —  Nach dem Gesagten könnte ein jeder Nichtseemann sich eigentlich leicht ausrechnen, daß „fünf Glas‟ entweder morgens halb sieben, oder vormittags halb elf, oder nachmittags halb drei, oder abends halb sieben, oder spät abends halb elf, oder nachts halb drei sein muß. Es soll aber Leute geben die das niemals lernen. Jedenfalls wirkt diese Rechnung zunächst befremdend auf den, der die Planken eines Schiffes betritt, soll auch, wie erzählt wird, so auf den General von Caprivi als er Chef der Admiralität geworden war, gewirkt haben. 

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