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Der Jungbrunnen:Veilchenprinz.-2
日期:2024-04-07 10:05  点击:203

Eines Morgens in aller Frühe, als die Veilchen noch schliefen, aber die Sonne schon lustig auf den Wellen des Wassers tanzte, hörte Veilchenprinz leichte Schritte den Weg daherhüpfen, und eine helle, frische Stimme sang eine gar muntre Melodie. Die Worte verstand er nicht, denn die Stimme war zu weit entfernt, und er konnte[131] auch von der Gestalt nichts erblicken, als ein weißes Kleidchen, das durch die Zweige sich bewegte. Er horchte mit verhaltenem Athem, und die Stimme kam näher, so daß er ganz deutlich folgende Worte hören konnte:

 

Mühlen still die Flügel drehn,

Ueber die Stoppeln pfeift der Wind;

Arme Hütten im Grunde stehn,

Fensterlein sind schmal und blind.

Bald da kommt ein Sonnenschein,

Blickt so lustig wie er kann;

Mühlenflügel und Fensterlein

Fangen ein Tanzen und Glitzern an.

Dürftig Herz, so bist du ganz,

Blöd' und blind viel Tag und Nacht,

Bis ein leiser Liebesglanz

Dich unsäglich fröhlich macht.

Die Stimme schwieg. Veilchenprinz strengte alle Kräfte an, um durch die Bäume zu sehen; aber plötzlich bogen sich die Zweige auseinander und ein junges Mädchen näherte sich dem Springbrunnen. Das weiße Kleidchen, das vorher schon verrätherisch durch die Büsche geschaut hatte, war mit blauen Schleifen zierlich garnirt, und im Haar trug sie ein Band von derselben Farbe, das zu beiden Seiten über die Schultern herunter hing. In der Hand hielt sie ein weißes Morgenhäubchen, das sie eben abgenommen zu haben schien, und ein unendlich reizender Zug von[132] Unbefangenheit und unschuldiger Freude ging über ihr junges Gesicht. Veilchenprinz aber sah nichts von dem allen; er sah nur ihre Augen, die ihn wie mit einem gewaltigen Zauber gebannt hatten. Das war ihm auch nicht übel zu nehmen, denn sie funkelten und glänzten wie Gazellenaugen, und Veilchenprinz hatte noch nie schwarze Augen gesehen. Er selbst hatte blaue, und sein langweiliges Cousinchen auch, und so das ganze Veilchenvolk. Das Mädchen aber stand eine ganze Zeit am Brunnen und schien eine große Freude zu haben über das Geplätscher des Wassers und wie die kleinen Wellen sich jagten und hin und her hüpften. »Hier ist es einmal schön!« rief sie aus und klatschte erfreut in die weißen Händchen. Mit einem Male bückte sie sich, setzte sich nieder auf den schwellenden Rasen und zog einen ihrer blauseidenen Schuhe aus, daß das zarte Füßchen unter dem weißen Kleide neugierig hervorsah; bald folgte der andere Fuß, und nun steckte sie einen nach dem andern in das klare Wasser und ergötzte sich an der angenehmen Kühle und wie sich die Kreise der Wellen an ihren Füßchen wie an kleinen Felsen brachen. Plötzlich rief eine Stimme aus dem Garten her ihren Namen, und im Nu waren die Füßchen heraus, die Schuhe angezogen, und mit hocherröthendem Gesicht schlüpfte sie wieder durch die Zweige hin und eilte fort.

 

Veilchenprinz sah ihr betrübt nach und verfolgte mit den Augen den Schimmer ihres weißen Kleides, bis er nichts mehr sah; da ließ er seine Blicke nach der Stelle[133] gehen, wo sie gesessen hatte, und dachte an ihre funkelnden Augen, und in seinem Herzen war's, wie wenn's auf einmal Tag geworden wäre. Allmählich wachten die Veilchen alle auf und keines hatte etwas gesehn. Heute aber hatte der König besonders viel an seinem Sohn zu hofmeistern, der seine Cousine mehr als je vernachlässigte und ganz verwirrt in Gedanken war. Er hoffte den ganzen Tag, das Mädchen würde wiederkommen, aber vergebens; und der Abend brach herein, und sie war noch nicht dagewesen. Veilchenprinz schlief vor vielem Denken und Sinnen ein, und im Traum sah er die funkelnden Augen und das ganze liebe Mädchen, wie es die zarten Füßchen in dem Springbrunnen badete.

 

Am folgenden Morgen war er mit dem ersten Sonnenstrahl wach; aber seine Sehnsucht wurde nicht gestillt. Im Lauf des Tages hörte er viele Stimmen im Garten, und es kamen Leute sogar vorbei, den Weg daher, der zur Fontäne führte; ja einmal glaubte er sogar ihre Stimme zu hören, dann aber war Alles wieder still und die Klänge verloren sich in die Tiefen des Gartens. Ganz spät aber, als schon Alles rings dämmerig verzaubert dalag und die weißen Nebel sich aus den Bäumen erhoben, vernahm Veilchenprinz einen bekannten Ton und hörte dann ganz deutlich, wie sie herzukam; aber sie schien nicht allein zu sein. Veilchenprinz durchschauerte ein süßes Gefühl, und sein kleines Herz schlug gar gewaltig, als wollt' es ihm zerspringen. Die Zweige bogen sich wieder aus[134] einander, und sie war es wirklich, aber Arm in Arm mit einem jungen Manne, mit dem sie in vertraulichem Gespräch war. Der volle Mond küßte leise ihre weiße Stirn, und die Sterne schienen neidisch auf den Glanz der süßen Augen, die wie damals funkelten und Veilchenprinz immer fester bannten. 

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