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Das Märchen von Musje Morgenroth und Jungfer Abendbrod.Viertes Kapitel.
日期:2024-04-07 09:21  点击:293
Wie es Musje Morgenroth wider seinen Willen nach Wunsch geht.

Als Musje Morgenroth am andern Morgen in seiner Kammer saß, war ihm recht betrübt zu Muth. Seine schönsten Luftschlösser waren zerstört, seine jahrelange Mühe umsonst. Ach! seufzte er halb ärgerlich, halb traurig, ich wollt' daß ich wäre wo der Pfeffer wächst! – Der Wunsch soll Euch erfüllt werden, sagte Excellenz Claribella, die eben in die Kammer trat. Da fiel dem armen Musje Morgenroth erst wieder ein, daß heute das Jahr um sei und er einen Wunsch frei habe; aber so hatte er's gar nicht gemeint. Doch wußte er, daß die Fee ihren Willen haben mußte, auch wenn's einem Andern einmal nach[98] Wunsch gehn sollte, sagte also, es wär' ihm ganz recht so; und halb recht war's ihm auch; denn es lag ihm an gar nichts mehr viel, seit er Jungfer Abendbrod nicht haben sollte. Die Fee aber war heimlich sehr froh, daß sie Musje Morgenroth so belauert hatte, führte ihn in eine Rumpelkammer, wo viele alte verstaubte Zaubersachen herumlagen, und nachdem sie einige diamantene Schwerter, Drachen, Wünschelruthen und Quecksilberseen bei Seite geschoben hatte, holte sie einen alten Stuhl hervor, der gar seltsam aussah. Statt der vier Beine hatte er vier Gänseflügel; ein kleiner Schornstein war an der Rückenwand befestigt, und unter dem Sitz saß eine ganz kleine Dampfmaschine. Auf der Lehne aber stand mit goldnen Buchstaben: Concessionirter Dampfstuhl zur Reise ins Pfefferland.
 
Wie Musje Morgenroth des Dampfstuhls ansichtig ward, verschwand sein Trübsinn. Ei, sagte er, wie bequem muß sich's da reisen lassen! Aber wißt Ihr was, Excellenz? wollt Ihr einmal ein christlich Werk thun, so kümmert Euch, wenn ich fort bin, ein bischen um Jungfer Abendbrod und schreibt mir, wie ihr's geht. – Ich habe schon die ganze Geschichte im Morgenblatt gelesen, sagte die Fee. Wenn Ihr ein paar Zeilen an Euren Schatz schicken wolltet zum Valet, so könnt Ihr ihr vorschlagen, während Ihr auf Reisen geht, an Eurer Stelle in meinen Dienst zu treten. Nachher geb' ich ihr einen guten Schein; dann wird sie wohl nichts dagegen haben, Euch zu heirathen. Freilich bekommt sie keinen Lohn, hat aber alles[99] frei, wie Ihr, und das Hungertuch laßt ihr nur auch hier. – Da war denn Musje Morgenroth wie im Himmel, und was das Hungertuch betraf, dacht' er: Sie hat ja die Cousine hier, die Jungfer Gretchen Leisegang, da wird sie's wohl nicht nöthig haben; setzte sich also hin und schrieb seinem Schatz folgenden schönen Brief:
 
Liebste Jungfer Abendbrod!
Dein getreuer Morgenroth
Reiset, weil du ihn nicht magst,
Dahin wo der Pfeffer wachst.
Woll' indessen dich bequemen,
Dienst bei Excellenz zu nehmen.
Was zu thun ist, weißt du schon;
Doch bekommst du keinen Lohn,
Aber Holz und Essen frei,
Auch das Hungertuch dabei.
Fürchte nicht die Geographie!
Lori ist ein gutes Vieh,
Und die Fee hält ihm die Stange;
Drum, mein Feinslieb, sei nicht bange!
Werd' ich einstens wiederkehren,
Darfst du dich nicht länger wehren,
Stell' ich mich als Freier ein;
Kriegst auch einen guten Schein.
Nun ade, herzliebster Schatz!
Habe nimmer Zeit noch Platz,
Bitt' indeß, noch vor dem Schließen,
Gretchen Leisegang zu grüßen.
Punktum. Streusand. Bis zum Tod
Dein getreuer Morgenroth!
[100]
 
Diesen Brief siegelte er zu, schrieb die Adresse drauf: »An Jungfer Abendbrod, Wohlgeboren, wohnhaft bei Jungfer Gretchen Leisegang, ihrer Cousine, Allhier«, und gab ihn einem kleinen zerlumpten Straßenjungen, und seinen letzten Dreier dazu, er sollt's auch pünktlich ausrichten. Denn, hatte ihm die Fee gesagt, Reisegeld braucht Ihr nicht; ich weiß, Ihr werdet im Pfefferland Euer Glück machen. Da trug denn Musje Morgenroth den Dampfstuhl in den Garten, heizte die Maschine, und als er Guitarre und Rohrstöckchen hatte und das Bündel mit den drei Hemden und drei Paar Socken, zog er die Liverey von Weihnacht an, setzte das Hütchen aufs linke Ohr und sich in den Stuhl, und nun – hast du nicht gesehn, so siehst du nicht – in die blaue Luft und in die weite Welt.
 
Der Dampfstuhl aber stieg so ein zweihundert Fuß senkrecht in die Höhe, dann machte er linksum und flog über den Berg fort immer in einem Strich. Hei, schrie Musje Morgenroth, das ist einmal eine flinke Fahrt! Es saß sich da ganz behaglich; freilich war's ein bischen warm unter dem Sitz und der Schornstein blies ihm den Rauch gerade in den Nacken; aber man konnte weit in die Thäler hineinsehn und die Häuserchen lagen gar sauber in den grünen Büschen. Wie er nun über das nächste Dorf flog, sah er da im Kruge das hübsche Anneli, die trug drei große Schoppen Landwein. Brrr! schrie er. Halt, Schwager! Halt! Will einen Schoppen mit auf die Reise nehmen! – Ja da schwagerte sich aber gar nichts; der Dampfstuhl[101] flog seinen Weg unaufhaltsam weiter, und Musje Morgenroth mußte sich den Durst vergehen lassen, so viel er auch schimpfte, was das für eine grobe Wirthschaft sei, einen honnetten Reisenden nicht einmal aussteigen zu lassen! – So flog er eine Strecke weiter, gerade über einen großen Wald weg. Da sah er auf der Straße, die durchging, drei kleine Kinderchen kommen, barfuß, ein Jüngelchen und zwei Mädchen, und weil's so schöne Kinder waren, dachte er: willst ihnen was Liebes thun! zog die drei Paar Socken aus seinem Bündel und warf sie ihnen hinunter. Zwei kamen richtig zur Erde, gerade den Mägdlein vor die Füße. Dem Bübchen seine blieben oben in einer Tanne hängen, aber es war gar nicht faul und fing an hinaufzuklettern. Ob es sie noch erwischt hat, erfuhr Musje Morgenroth nicht; denn in der nächsten Minute war er schon weit, weit weg.
 
Da sah er wieder unten am See ein wunderhübsches Dirnlein stehn, die wusch Hemden in den klaren blauen Wellen. Sie hatte genau so flachsblonde Zöpfe, als wie Jungfer Abendbrod, und schöne rothe Wangen. Ach Himmel! seufzte Musje Morgenroth und dachte recht sehnsüchtig an seinen fernen Schatz. Unten das Dirnlein sah zufällig hinauf; wie sie aber das seltsame Fuhrwerk durch die Luft daherkommen sah, that sie einen lauten Schrei und das Hemd, daran sie eben wusch, glitt ihr aus den Händen und schwamm in den See hinaus. Das hatte Musje Morgenroth kaum gesehn, als er in sein Bündel griff, zwei Hemden herausholte und sie eilig hinabwarf. Wozu[102] brauch' ich auch so viel Wäsche? sagte er bei sich; mach' ich doch im Pfefferland mein Glück! Er hatte aber eben nur Zeit, die Kußhände zu sehn, die das Dirnlein ihm nachwarf; dann trug ihn der Dampfstuhl wie der Wind aus dem Bereich ihrer blauen Veilchenaugen.
 
Er griff leise in seine Guitarre, und das nahm sich in der stillen Höhe gar eigen aus. Dann sang er:
 
All meine Herzgedanken
Sind immerdar bei dir;
Das ist das stille Kranken,
Das innen zehrt an mir.
Da du mich einst umfangen hast,
Ist mir gewichen Ruh und Rast;
All meine Herzgedanken
Sind immerdar bei dir.
Der Maßlieb und der Rosen
Begehr' ich fürder nicht;
Wie kann ich Lust erlosen,
Wenn Liebe mir gebricht!
Seit du von mir geschieden bist,
Hab ich gelacht zu keiner Frist;
Der Maßlieb und der Rosen
Begehr' ich fürder nicht.
Gott wolle Die vereinen,
Die für einander sind!
Von Grämen und von Weinen
Wird sonst das Auge blind.[103]
Treuliebe steht in Himmelshut;
Es wird noch Alles, Alles gut.
Gott wolle die vereinen,
Die für einander sind!
Er hatte die letzten Verse immer leiser gesungen und sich schwermüthig zurückgelehnt. Wie nun das Lied verklungen war, schlief er ein, und berührte nur noch im Traum leise die Guitarre. Die prächtige Nacht zog herauf, die Sterne glitzerten und die alten Sterngucker stiegen aufs Dach und besahn sie mit den langen Fernröhren. Da sahn sie auch den Dampfstuhl durch den Himmel kutschieren, und weil sie nicht draus klug werden konnten, auch auf keiner Sternkarte ihn verzeichnet fanden, und ein Komet konnt' es nicht sein, weil er einen schwarzen Schwanz hatte, den Rauch nämlich: prophezeiten sie daraus Wunder und Zeichen, daß viele Menschen in dem Jahr sterben würden, und bei vielen Bäckern würde es kleines Brod geben, und in Spanien wär's wahrscheinlich, daß es zu blutigen Köpfen käme, was Alles nachher richtig eingetroffen; weiß aber nicht, ob zu Ehren Musje Morgenroths und seines Dampfstuhls. Die beiden jedoch kümmerten sich nicht um die Sterngucker und ihre Prophezeiungen, sondern flogen immer weiter in die stille dunkle Welt hinaus. 

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