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Glückspilzchen-Siebentes Kapitel. Das Märlein von Perlemutter und Perlevater.
日期:2024-04-03 14:35  点击:243
Unten tief auf dem Meeresgrunde, wo es ganz klar und stille ist, liegt eine große Wiese von Meergras, und auf der Wiese steht das Haus von Perlemutter und Perlevater. Das sind zwei uralte wunderliche Leute, können das Wasser vertragen wie die auf der Erde die Luft, und[65] der Perlevater hat einen langen Bart von Schilfgras, aber die Perlemutter trägt ein glänzendes Kleid und eine Haube von silbernen Fischschuppen. In ihrem Hause ist ein großer Saal und stehen unzählige Bettlein darin; da schlafen die Nacht über alle ungebornen Kindlein, so noch nicht ans Tageslicht gekommen sind, und warten bis der Storch sie abholt. Tagsüber jedoch sitzen sie auf kleinen Sandbänkchen um Perlemutter und Perlevater im Kreise auf der großen Meergraswiese, und Perlemutter erzählt den Mädchen traurige Märlein, Perlevater aber den Buben, bis sie alle die Thränen nicht mehr halten können. Alle Thränen aber werden zu Perlen, die die Alten Nachts, wenn die Kinder zu Bett sind, aufsammeln, in die Perlenmuscheln thun und noch vom Mond ein bischen versilbern lassen.
 
So geht es tagaus tagein, bis für Jedes die Stunde schlägt, daß es auf die Welt kommen soll. Die weiß aber Perlevater und Perlemutter ganz genau, und da nehmen sie das Kind Nachts aus dem Bettchen und steigen damit hinauf an die Meeresfläche, wo der Storch schon wartet mit hübschen trocknen Windeln und es warm eingewickelt davon trägt. Am Morgen vermissen die andern das entführte Gespiel wohl; aber sie haben keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn sie müssen gleich wieder die Märlein von Perlemutter und Perlevater hören und Perlen weinen.
 
Das Kind aber, das nun droben in der Wiege liegt,[66] ist von dem hellen Sonnenglanz und den vielen Menschen, die es auf den Arm nehmen und herzen und küssen, ganz betäubt und blöde worden, und weil es kein Wort versteht – denn der Perlevater und die Perlemutter haben eine ganz andre Sprache geredet – weint es und schläft es den ganzen Tag. Allmählich aber wird es inne, daß es ihm doch noch nirgends so wohl gewesen ist, als auf dem Schoß der Mutter, und da klammert es sich mit den kleinen Armen fest an sie an und hört sorgfältig auf jedes ihrer Worte, bis es alle gelernt hat. Darüber vergißt es aber alle die Märlein, die es unten auf der Schilfgraswiese gehört hat, und weiß gar nichts mehr von seinem früheren Leben, außer daß es eine Sehnsucht behält nach dem Meer, und wenn es auf einem Schifflein schwankt, lehnt es sich über Bord und kann sich gar nicht satt sehen an der blauen Tiefe.
 
Es ist einmal ein armer alter Mann mit schlohweißen Haaren gewesen, dem träumte von Perlemutter und Perlevater, daß er ganz bekümmert aufstand und ans Meer ging. Da setzte er sich in einen Kahn und fuhr ganz allein hinaus, und seine alten Arme erlahmten fast am Ruder. Er kam auch wirklich so weit, daß er unten das Haus auf dem Meeresgrunde sehen konnte und die beiden Alten, die den Kindlein erzählten, und es faßte ihn ein so heftiges Verlangen, wieder hinabzusteigen und über den rührenden Märlein sein ganzes Erdenleben zu vergessen, daß er die Arme ausbreitete und hinabstürzte. Aber in die Tiefe[67] gelangt Keiner zurück; zwei mitleidige Wellen nahmen ihn und trugen ihn ans Ufer. –
 
Wenn du aber fleißig und fromm und artig bist, sagte der Bach zu mir, kommst du in den Himmel und wirst ein Englein, und da erzählt dir das Christkindlein tausendmal schönere Märchen, als Perlemutter und Perlevater, und keine, über die du zu weinen hast, sondern fröhliche selige Geschichten, daß du vor lauter Glückseligkeit einen goldnen Schein übers ganze Haupt bekommen wirst, der nie wieder vergeht.
 
Damit war des Bachs Erzählung zu Ende, schloß die kleine Käke, und das Uebrige wißt ihr, wie mich der gute Schusterjunge aufgefischt hat. 

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