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Der Kalendermann.-2
日期:2024-04-02 11:00  点击:214

Der arme Wetterprophet aber saß noch immer da und schlief; er mochte wohl im Traume sehen, was um ihn her vorging, denn er wand sich und stöhnte in seinem Lehnstuhl, als wäre ihm all das Unwetter des verflossenen Jahres in die Glieder gefahren.

 

– Nun laßt uns nachdenken, was für eine Strafe wir über ihn verhängen! sagte der Frühling, und da setzten sie sich alle Vier um den armen Sünder und hielten einen großen Rath, in welchem sie beschlossen, es solle ihm Jeder ein Andenken zurücklassen, damit er wisse, wer bei ihm gewesen sei.

 

Gesagt, gethan. Der Frühling stand auf, trat zu dem Kalendermann und baute ihm unter jede seiner Augenwölbungen ein kleines Schwalbennest; in jedem saßen zwei ganz kleine, junge Schwalben, die piepten und schrien, streckten ihre Hintertheile zum Nest heraus und machten ihm etwas – nun, Ihr wißt ja! – gerade in seine weite Kravate.

 

– So, sagte der Frühling, jetzt kannst Du in Deinen Kalender schreiben, daß eine Schwalbe noch lange keinen Frühling macht!

 

Und der Sommer trat zu ihm und ließ ihm eine große Gurke an seine Nase und dichtes, grünes Spargelkraut aus den beiden Taschen seines Schlafrocks wachsen.

 

– So, sagte er. Der Sommer läßt grüßen! Da hast Du Spargel und Gurkensallat auf einmal; laß sie Dir gut schmecken!

 

Und der Herbst trat zu ihm und ließ ihm eine essigsaure Weintraube an jedes Ohr, ein paar große Astern aus seinen Westentaschen und einen kleinen Zwetschenbaum aus jedem seiner neben ihm stehenden Stiefel wachsen.

 

– So, sagte er; das schenkt Dir der Herbst, und wenn Dir selbst die Trauben auch sauer sind, so läßt er sie für Andre doch desto süßer reifen!

 

Und auch der Winter trat zu ihm; er machte ihm eine Schlittenbahn auf seinen glatten Schädel, setzte ihm in jede seiner Hände einen kleinen Schneemann, zog ihm die Morgenschuhe aus und schnallte ihm dafür Schlittschuhe an; alsdann überzog er den ganzen Boden mit einer Eisdecke, ließ seine Waschschüssel dick voll Eis frieren und blies mit seinem kalten Athem das Feuer im Kamin aus.

 

– So, sagte er. Der Winter läßt grüßen; jetzt hast Du Gefrornes für das ganze Jahr!... Und dann ging er zur Stubenthür und schrieb mit seinen weißen Fingern große Schneebuchstaben an dieselbe.

 

Eine Minute später waren sie auf demselben Wege wieder verschwunden.

 

Nun dauerte es auch nicht so lange, da erwachte der Kalendermacher. Ein Fieberfrost schüttelte ihn und zugleich ging es ihm so heiß durch die Adern, daß er nicht wußte, ob er im Backofen oder im Eise stecke; ihn schwitzte und fror zugleich, denn alle Jahreszeiten wirkten ja mit einem Male auf ihn ein.

 

– Herr Gott im Himmel, was ist das? rief er aufspringend. So ist mir ja noch nie zu Muthe gewesen! Aber ebenso schnell lag er am Boden, denn er wußte ja nicht, daß er seine Morgenschuhe nicht mehr anhatte... Wie ist das möglich! rief er; bin ich etwa im Traum Schlittschuh gelaufen?...

 

Damit schleuderte er die letzteren von sich und ebenso die Schneemänner, die ihm wie ein paar Puppen in die Hände gewachsen waren. Er faßte sich nach den Augen, da aber fingen die jungen Schwalben an zu piepen; er griff sich nach der Nase und faßte die große Gurke, die mit jeder Minute in die Länge und Breite wuchs; er griff nach den Ohren und da schwollen die schönsten Trauben; er fuhr sich mit den Händen über den Schädel, da war die schönste Schlittenbahn; und dabei schwitzte und fror ihn noch immer ganz entsetzlich.

 

In seiner Angst rannte er zum Waschbecken, um seine glühenden Hände zu feuchten, aber das Wasser war dick zugefroren und als er das Eis anfaßte, durchschauderte ihn wieder ein jäher Frost, so daß ihm die Zähne im Munde klapperten. Da eilte er zum Ofen, um sich zu wärmen; aber der war eisig kalt.

 

Jetzt litt es ihn nicht mehr im Zimmer; er mußte hinaus auf die Straße, um sich Luft zu verschaffen. Aber als er seine Stiefel anziehen wollte, lächelten ihn die schönsten kleinen Zwetschenbäume an... Ganz wild rannte er im Zimmer umher; überall um ihn war es Winter, in und an ihm Frühling, Sommer, Herbst und Winter zugleich; der Arme hatte seinen ganzen Kalender im Leibe.

 

Endlich kam er vor den Spiegel... Himmel, da erblickte er die ganze Bescheerung, und vor Allem die große Gurke, die ihm an die Nase gewachsen war. Entsetzt sank er in den Lehnstuhl zurück und verfiel in eine tiefe Ohnmacht.

 

Am Morgen spät, als schon die Neujahrsglocken zur Kirche läuteten, erwachte der arme Kalendermann aus seiner Betäubung. Ihn fror erschrecklich, denn er hatte in der Nacht, als er mit dem Sternegucken fertig gewesen, das Fenster zu schließen vergessen; der kalte Wind blies herein und das Feuer im Kamin war längst erloschen.

 

Noch von dem bösen Traume zitternd, öffnete er die Augen. Nichts war zu sehen von Allem, was er im Traum erlebt hatte; die große Gurke, die Schlittenbahn, die Trauben, die Schneemänner, die Schwalben und die Zwetschenbäume... Alles war verschwunden.

 

– Also war es nur ein Traum... Gott sei Dank! rief der Kalendermann und rieb sich die Augen.... Nein, und dennoch war es kein Traum! setzte er, die Stubenthür anstarrend, hinzu. Und richtig, dort an der Thür stand mit weißen Buchstaben groß und breit geschrieben:

 

»Du Narr, Du machst zwar den Kalender,

Doch's Wetter macht der liebe Gott!«

Der Kalendermann sprang auf; er rieb und rieb an der Thür und verbrauchte vergeblich zehn Wischtücher, um die häßliche Schrift fortzureiben; die aber war nicht zu löschen und sie steht heute und diesen Tag noch da.... Ob sie 'was nutzen und der Kalendermann sich diese Lehre merken wird, das müssen wir nun erleben. 

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