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Traumfriedes Glück.-2
日期:2024-03-29 10:44  点击:296
„Diesmal kommt sie durch eine andere Türe,“ sagte die Gräfin lachend, die von einer großen Veranda aus das Zimmer betrat. Sie reichte der alten Frau und Friede freundlich die Hand und führte beide hinaus auf die Veranda. Dort saßen der Graf, der Pfarrer von Oberheudorf und Friedes geliebter Herr Lehrer. Dem Buben wurde es ganz seltsam feierlich zumute, denn die drei Herren sahen ihn so ernsthaft prüfend an, und geschwind überlegte er, was er alles in der letzten Zeit getan hatte, und atmete erleichtert auf, als ihm kein sonderliches Unrecht einfiel; in der Schule hatte er nur gute Nummern gehabt, das war ihm ein Trost.
 
Seite 232Dann sprach der Herr Graf zu ihm. Friede hörte es, aber doch meinte er, der Graf sagte das alles zu einem andern Buben, ihn konnte er doch nicht meinen. Ihm konnte er doch nicht sagen, daß er in die Stadt kommen sollte auf eine Schule, auf der er viel, viel mehr lernen müßte, und daß er dann später einmal auch ein Pfarrer, ein Lehrer oder sonst ein gelehrter Mann werden könnte. Nein, sicher, das galt nicht ihm, dem armen Waisenjungen, der noch vor einem Jahr der jämmerlichste, schmutzigste Bube von Oberheudorf gewesen war.
 
Doch da rief Muhme Lenelies: „Lieber Gott, das Glück! So gut soll's mal mein Friede haben, mein Junge! Nä, wo soll ich nur da zu danken anfangen!“
 
Nun wagte Friede erst aufzusehen. Er sah, wie ihn alle freundlich anschauten, sah, wie der Herr Lehrer ihm ermunternd zunickte, und da wurde es ihm erst zur Gewißheit, daß er wirklich der Bube sein sollte, dem ein so großes Glück geboten wurde.
 
Lernen sollte er dürfen, soviel er mochte. Schon der Vater des Grafen hatte eine Stiftung für arme begabte Knaben gemacht. Seit vielen Jahren aber hatte kein Oberheudorfer Bube Lust gehabt, etwas anderes als ein tüchtiger Bauer zu werden. Einmal war einer zur See gegangen, und ein anderer war Tischler geworden, Seite 233das bestimmte Geld aber hatte keiner verstudiert. Nun war so viel da, daß Friede in einer Stadt lernen und studieren konnte. „Bis Ostern sollst du noch bei Muhme Lenelies bleiben,“ sagte der Graf, „der Herr Lehrer will dich besonders unterrichten, zu Ostern sollst du dann in die Stadt kommen.“
 
„In die Stadt!“ Plötzlich durchfuhr es Friede: dann mußte er doch von Muhme Lenelies fort, mußte seine Pflegemutter verlassen. Erschrocken sah er zu der Muhme auf, sah in das gute, freundliche Gesicht, und die Stunde fiel ihm ein, in der die Muhme ihn in all ihrer Armut in ihr Haus genommen hatte, fort von dem harten, geizigen Kohlbauern, und an den Winter dachte er, an die Krankheit der Muhme, und wie oft sie da sagte: „Wie gut, mein Friede, daß ich dich habe!“
 
Traumfriede senkte den Kopf, und ganz leise sagte er: „Das geht nicht.“
 
„Schafskopp, Schafskopp,“ kreischte drinnen im Zimmer der Papagei, und der Graf sah den Buben ärgerlich an. „Hör mal, unsere Lola scheint recht zu haben. Was ist denn das für eine dumme Rede: Es geht nicht?“ 

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