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Der unsichtbare Kaspar.-4
日期:2024-03-29 10:39  点击:215
Kaspar hatte sich ängstlich in eine Ecke geflüchtet. Einen einzigen Apfel hatte er aufzuheben gewagt, er hielt ihn in der Hand und dachte bedrückt: „Wenn ich ihn esse, hören sie es vielleicht.“ Wie er nun so stand und sich ängstlich im Saale umschaute, fiel sein Blick auf den goldenen Baldachin über dem Platz des Königspaares. Wenn er dort oben säße, dann würde er sicher ganz ungestört das ganze Fest mit ansehen können. Er sah sich den Baldachin an und fand, daß es gar nicht so schwer war hinaufzukommen, und während sich die Seite 221Diener noch gegenseitig stritten, kletterte er geschwind hinauf. Dabei verlor er aber seinen Apfel; das dröhnte ordentlich, als der herunterfiel und durch den ganzen Saal rollte. „Hier spukt es, o Himmel, hier spukt es!“ schrie der alte Haushofmeister. „Hier ist doch kein Apfelbaum, von dem die Äpfel herunterfallen können!“
 
„Nein, ein Apfelbaum ist wirklich nicht hier,“ sagte der Obertellerabwischer und drehte sich wie ein Kreisel auf seinen Absätzen herum, „ich sehe keinen.“
 
„Seht doch nur, wie der Thronhimmel wackelt,“ schrie plötzlich der Obermesserputzer so laut, daß Kaspar beinahe von seinem hohen Sitz heruntergefallen wäre. Vor Schreck blieb er mucksstill sitzen, und als alle Diener hinaufsahen, wackelte der Baldachin nicht mehr. „Du hast geträumt, lieber Obermesserputzer,“ sagte der Obermesserbänkchenverwahrer spöttisch.
 
„Ich bin noch nicht so kurzsichtig wie du, der neulich einer echten Prinzessin nur ein silbernes Messerbänkchen hingelegt hat,“ höhnte der Obermesserputzer.
 
„Sputet euch, sputet euch!“ schrie der Haushofmeister erschrocken, „in zwei Minuten kommt der König. Geschwind, geschwind! Oh, die Schande, wenn nicht alles zu rechter Zeit fertig ist!“
 
Da vergaßen der Obermesserputzer und der Obermesserbänkchenverwahrer ihren Streit, und alle rannten Seite 222aufgeregt durcheinander, hierhin und dahin, – nach dem Thronhimmel sah niemand mehr. Darüber war Kaspar herzlich froh. Er setzte sich behaglich zurecht, und wenn er nur etwas zu essen gehabt hätte, dann wäre ihm die ganze Sache recht gemütlich gewesen. Er staunte aber und vergaß ein Weilchen allen Hunger, als endlich der König und die Königin mit ihrem ganzen Hofstaat und vielen edlen Gästen in den Saal zogen. Potzwetter, das war eine Pracht! Der König und die Königin trugen Kronen, die funkelten wie zwei Sonnen, und es war ein solches Rauschen von Seide im Saal, ein solches Funkeln von edlen Steinen, daß dem Kaspar ordentlich Ohren und Augen weh taten. Das war doch eine andere Sache als das Erntefest daheim im Dorf! Neben dem König saß seine Tochter, eine wunderholde, liebliche Prinzessin, schön wie ein Frühlingsmorgen. An der konnte sich Kaspar gar nicht satt sehen. Ganz verwegen dachte er, die möchte ich mal heiraten; es hat doch schon mancher arme Bube später eine Prinzessin bekommen, warum soll es mir nicht gelingen? Darüber wurde er so lustig, daß er zu pfeifen begann. Unten an der Tafel sahen sich die edlen Herren und Frauen ganz erstaunt um, auch der König horchte auf. „Ist denn hier eine Amsel im Saal?“ 

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