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Der unsichtbare Kaspar.-2
日期:2024-03-29 10:38  点击:299
„Der Kaspar schreit draußen,“ riefen seine Schwestern und schauten hinaus, erstaunt, daß der Bruder nicht da war.
 
„So ein Wildfang,“ sagte die ältere, „nichts als Dummheiten hat er im Kopf. Er könnte wahrlich schon dem Vater helfen.“
 
„Ja, es ist schlimm mit ihm, er ist ein rechter Tunichtgut,“ erwiderte die jüngere.
 
Da lief Kaspar wütend fort; patschnaß war er, und gescholten wurde er auch noch, das ging ihm doch über den Spaß. Er legte sich in das Burggärtlein und schaute sich die Wolken an. Es sah ja niemand, daß er faulenzte.
 
Zum Abendessen kam er erst wieder. „Jetzt sollen sie einmal alle staunen,“ dachte er und nahm sich vor, sich eiligst die besten Bissen aus der Schüssel zu nehmen. Seite 215Er setzte sich vergnügt auf seinen Platz. Der Vater sprach das Tischgebet und sagte dann: „Nehmt Kaspars Stuhl weg! Wer nicht zur rechten Zeit kommt, braucht nicht zu essen.“
 
Schweigend nahm der Knecht Hermann den Stuhl mit dem unsichtbaren Kaspar und stellte ihn in eine Ecke. „Potzwetter, ist der Stuhl schwer,“ rief er verblüfft und schüttelte ihn ordentlich, da plumpste Kaspar ziemlich unsanft herunter. Alle sahen erstaunt auf. Was war das eben gewesen?
 
Kaspar stand wütend auf. Er hatte sich den Arm verrenkt, dazu war er noch immer naß, sein Bein tat ihm weh, und sein Magen knurrte gewaltig. An den Tisch wagte er sich nicht mehr, obgleich er sehr hungrig war. Er schlich sich hinaus, suchte sich ein Stück Brot in der Küche, und dann dachte er patzig: „Nun werde ich Hermann zur Strafe recht ärgern!“ Er legte sich also in das Bett des Knechtes und schlief auch bald ein. So fest schlief er, daß er gar nicht hörte, als der Knecht in die Kammer kam, sich auszog und sich auch in das Bett legte. „Uff!“ stöhnte Kaspar, denn Hermann hatte sich ihm gerade auf das Bäuchlein gelegt.
 
Hui, fuhr der Knecht empor. „Zum Kuckuck, was ist denn das hier?“ schalt er. „Das schreit ja, und Seite 216etwas liegt im Bett, und dabei seh' ich doch nichts!“ Bums, drehte er sich rechts herum, bums, links herum, er puffte und stieß, und Kaspar flog jäh in einem weiten Bogen wie ein Federball zum Bett hinaus. Er rollte an die Kammertür, die flog auf, der Bube rollte hinaus, die Treppe hinunter, und auf einmal lag er jämmerlich zerschlagen und zerbleut im Hausflur.
 
Oben schrie der Knecht: „Hier spukt es im Hause!“ Unten jammerten die Schwestern und die Magd, vom Hofe her tönte der Mutter Stimme: „Kaspar, Kaspar, wo bist du denn?“
 
Der blieb stumm, er dachte: „Wenn ich mich jetzt melde, muß ich alles erzählen, und erzählen darf ich nichts, sonst verliert der Farnsamen seine Kraft.“ Er seufzte tief, er fand es eigentlich ziemlich schwer, unsichtbar zu sein. „Es ist am besten, ich gehe in die weite Welt zu einem König. Vielleicht kann ich in eine Schatzkammer kommen und mir viel Geld holen,“ dachte er. Vorläufig kroch er in eine Scheune; dort schlief er, bis es Tag wurde, dann nahm er sich noch ein Stück Brot und wanderte ziemlich niedergeschlagen in die weite Welt hinaus. 

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