Heine Peterle war sprachlos über diese Treulosigkeit, Annchen Amsee aber rief fix: „Nein, das tue ich nicht, der Vogel kann ja ebenso gut an der Straße auf einem Baum sitzen. Ich hab's Heine Peterle versprochen mitzugehen und gehe mit!“
Schulzens Jakob schwieg, er schämte sich ein bißchen, die andern Kinder aber sagten alle: „Annchen hat recht.“ Sie zogen also miteinander nach Niederheudorf, liefen sehr still und eilig ins Dorf hinein, kauften Stärke ein und rannten wieder hinaus, sie wollten nicht erst von den Niederheudorfer Kindern gesehen werden. Auf dem Wege nach Niederheudorf hatten sie keinen blaugrünen Papagei gesehen, soviel sie auch geguckt hatten, und auf dem Rückwege durch den Wald war auch kein fremder Vogel zu erblicken.
Nahe am Buchberg, wo Traumfriede seine Herde hütete, kam Hans Rumps den Kindern entgegen. Seite 182„Wißt ihr schon,“ rief er bereits von großer Weite, „daß – –“
„Ja,“ schrieen die Kinder alle, „wir wollen ihn suchen!“
„Suchen, warum denn suchen?“ fragte Hans Rumps verdutzt.
„Ist er denn schon da?“ riefen die Kinder enttäuscht.
„Na freilich ist er da, ist immer dagewesen. Warum sollte er auch nicht da sein? Er hat es doch gesehen, wie der Wagen umfiel,“ erklärte der Nachtwächter.
„Ist denn der Papagei in einem Wagen gefahren?“ Die Kinder sahen Hans Rumps verwundert an, und Hans Rumps sah die Kinder verwundert an und brummte: „Was redet ihr denn da von einem Papagei? Was ist das überhaupt für ein närrisches Ding?“
„Ein Vogel ist das,“ riefen die Kinder und redeten dann alle durcheinander: „Davongeflogen ist er. Manchmal kann ein Papagei auch sprechen, sagt der Herr Lehrer.“ – „Der Frau Gräfin gehört er.“ – „Wenn wir ihn finden, sollen wir was kriegen. Helft uns doch suchen.“
„Na, ich sag's doch,“ rief Hans Rumps höchlichst erstaunt, „bei uns passiert immer mehr, als ein Mensch vertragen kann. Dem Schulzen ist sein Erntewagen Seite 183umgefallen, pardauz! da lag er, und nun fliegt auch noch ein Papagei im Walde herum. Du meine Güte, was soll das nur werden, wenn es so fortgeht!“