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Wir wollen die Bahn!-2
日期:2024-03-28 09:13  点击:275
„Nun wird's Ernst,“ sagte in dieser Zeit einmal der Oberheudorfer Schulze, „die Bahnlinie soll jetzt vermessen werden.“
 
Die gleichen Worte sagte an diesem Tage der Niederheudorfer Schulze, und mehr noch als sonst wurde nun in den Dörfern vom Bahnbau gesprochen. Als Seite 167ein reisender Handwerksbursche durch Oberheudorf kam, dachten sogar etliche Buben und Mädel, der Mann könnte vielleicht etwas mit dem Bahnbau zu tun haben, und dem armen Handwerksburschen wurde himmelangst, weil ihm auf Schritt und Tritt eine Anzahl Buben und Mädel nachliefen. In Niederheudorf ging es zur gleichen Zeit einem Handelsmann nicht besser, aber der war ein Schelm und erzählte den Kindern: „Ja freilich, ihr kriegt schon die Bahn, paßt nur ordentlich auf! Wenn einer von der Bahn kommt, dann müßt ihr ihm nur gut zureden.“ Eine Stunde später sagte der Handelsmann dies auch zu den Oberheudorfern, und seitdem warteten sämtliche Buben und Mädel in Ober- und Niederheudorf auf den Mann, dem sie gut zureden konnten.
 
In diesen Sommertagen wurde es einem Studentlein in einer großen Stadt zu schwül. Er packte seinen Rucksack und zog hinaus ins weite Land, ging über die Berge und durch Wälder, um sich einen recht stillen Erdenwinkel auszusuchen, wo er in aller Ruhe arbeiten konnte. Das arme Studentlein mußte im Herbst sein Examen machen, und nun zuguterletzt fiel ihm ein, daß er recht, recht oft das Studieren vergessen hatte. Es galt nun, das Versäumte nachzuholen, und weil ihn in der Stadt allerlei von der Arbeit abgezogen hatte, Seite 168wanderte er mit sehr ernsthaften Fleißgedanken auf das Land hinaus. Er wanderte etliche Tage hin und her und gelangte an einem besonders warmen Nachmittag an eine Wassermühle, die ein wenig abseits von einem freundlichen, schmucken Dorf im Tale lag. Wie ein silbernes Band, das irgend eine Riesenjungfrau verloren hatte, floß das Bächlein durch den grünen Wiesengrund, die Mühle klapperte, das Wasser rauschte, und im blühenden Gärtchen neben der Mühle saß eine freundliche Frau und nähte. Sie grüßte den Studenten mit einem so guten Lächeln, daß er stehen blieb und rasch fragte, wie der Ort heiße. „Oberheudorf,“ sagte die Frau. Ob er hier wohl etliche Wochen wohnen könnte, forschte der Fremde weiter. „Wir sind kein Gasthaus,“ sagte die Frau freundlich, „was will denn der Herr?“
 
„Arbeiten,“ sagte das Studentlein, „studieren. Das ist eine sehr wichtige Sache, und Ruhe muß ich dazu haben.“
 
„Freilich schon, das stimmt, Ruhe muß eins zur Arbeit haben,“ gab die Frau zu.
 
„Und ruhig ist's hier, noch nicht einmal die Bahn fährt,“ sagte das Studentlein und lachte.
 
„Der ist von der Bahn,“ dachte die Müllerin, „dem muß ich schon ein Quartier geben, sonst läuft er noch nach Niederheudorf.“ Sie erklärte sich also bereit, Seite 169den Studenten aufzunehmen, räumte ihm eine geräumige Stube im Oberstock ein und sorgte für den Gast, als sei das ein lieber heimgekehrter Sohn. Dem Studenten gefiel es sehr in der Mühle. Er packte seinen Rucksack aus, schrieb in die Stadt, man sollte ihm Bücher nachschicken, und dachte: „Na, das habe ich mal gut getroffen!“ 

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