„Nun hört aber endlich auf,“ sagte Laura und schwang drohend einen nassen Lappen, „sonst bekommt ihr den an den Kopf!“
„Erst treffen!“ rief Heine Peterle schnippisch und stellte sich breit und keck vor den Brunnen hin.
Ritsch! riß Annchens Haar entzwei und damit auch ihre Geduld. Sie besann sich einen Augenblick, Seite 155sollte sie spritzen oder ihr Röckchen den Buben an die Köpfe werfen. Da fiel ihr Blick auf Lauras Eierkorb. Hastig griff sie hinein und – platsch! flog ein Ei Heine Peterle gerade mitten auf seine kleine, dicke Stupsnase. Das halbe Gesicht wurde gelb, es sah aus, als hinge dem Buben ein Eierkuchen an der Nase. Ehe sich die andern noch besannen, ergriff das zornmütige Annchen zwei andere Eier. Platsch! flog das eine dem dicken Friede in den offenen Mund, der Bube schluckte und pustete, und da hatte Schulzens Jakob schon ein Ei gerade vorn auf seinem Bäuchlein, als hätte er eine große Sonnenblume vorgesteckt.
„Bist du denn närrisch, Mädel?“ schrie Laura erbost und rettete jammernd ihren Eierkorb. „Nä, zum Kuckuck, was fällt denn dir ein? Das ist ja wohl eine neue Mode, mit Eiern Fangball zu spielen? Warte, ich werde dir zeigen, was es heißt, Eier aus Vergnügen andern an die Köpfe zu werfen!“ Ehe Laura aber noch ausgeredet und die Buben sich von ihrem Schreck erholt hatten, war Annchen Amsee schon auf und davon. Wie gejagt eilte sie nach Hause, Trude rannte schluchzend hinterdrein. Annchen raste, Trude raste, und so kamen sie unbemerkt in Amsees Holzstall hinein. Dort kauerten sich beide Mädel in den dunkelsten Winkel und heulten erst ein Weilchen um die Wette. Hörte Annchen einmal Seite 156auf, so schluchzte Trude „Huhuhu!“ und hörte Trude auf, dann jammerte Annchen „Achachachach!“ Eigentlich hatte es Krämers Trude doch gar nicht nötig zu weinen, sie war jedoch eine viel zu gute Freundin, um Annchen in ihrem Kummer allein zu lassen.