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Fünfzehn heitere Erzählungen:Das zornmütige Annchen.-1
日期:2024-03-25 14:22  点击:284
„Was ist immer munter, geht bei Tag und Nacht und wird von allen gern gelitten?“ Dieses Rätsel gab einmal Schuster Pechdraht etlichen Buben und Mädeln auf, und selbst die, die eigentlich keine guten Rater waren, riefen gleich: „Unser Dorfbrunnen.“ Schulzens Jakob fügte ganz hochmütig hinzu: „Solche leichte Rätsel sollte man gar nicht aufgeben.“
 
Schuster Pechdraht konnte, so oft er wollte, sagen, er hätte die Turmuhr gemeint, die Kinder glaubten es ihm doch nicht. Das Brünnlein auf dem Dorfplatz, das Tag und Nacht leise plätscherte, war ihnen allen viel, viel lieber als die Turmuhr, die dummerweise immer anzeigte, wann Schulzeit war. Was hatten die Buben und Mädel schon für lustige Sachen am Brunnen erlebt! Welch ein prächtiger Rettungshafen war der bei Ritter- und Räuberspielen! Am Brunnen konnte man spritzen, da wagte sich die feindliche Partei nicht so leicht heran. Wollten sich ein paar Mädel oder Buben Seite 150treffen, immer hieß es: „Am Brunnen.“ Da war schon mancher dumme Streich erdacht worden, und wie oft war schon ein Bube oder Mädel, ein Schulbuch, eine Wasserkanne, ein Puppenkind oder eine Schürze, eine Bubenmütze oder gar ein Vesperbrot in den großen Seite 151Steintrog des Brunnens gefallen. Ja, der Brunnen konnte etwas erzählen. Lustige und ernsthafte, kurze und lange Geschichten wußte er, viel dumme, aber herzlich wenig kluge. Hans Rumps hatte ordentlich Mitleid mit dem vielgeplagten Brunnen; er hatte oft gesagt, es sei unausstehlich, daß die Kinder fortwährend am Brunnen herumspielten. An einem linksaufstehtag hatte er einmal den Schulzen so lange gebeten, bis der wirklich das Spielen am Brunnen verbot. Hans Rumps selbst hatte stöhnend und seufzend ein Plakat geschrieben, auf dem stand: „Es is ferbohden hiher zu schpieln un Uhnsinn un Lerm magen. Wär das nich duht wirtt beschtrafft. Di Ohrdsbollezeih.“
Dorfbrunnen
Mit der Rechtschreibung standen die Oberheudorfer Kinder nun zwar selbst manchmal auf dem Kriegsfuß, Hans Rumps' Plakat erregte aber doch ihr allergrößtes Vergnügen. Sogar Heine Peterle, der es meist unter zehn Fehlern im Diktat nicht tat, sagte: „Na, wenn das der Herr Lehrer sieht!“
 
Der bekam es aber nie zu sehen, denn als Hans Rumps diese schöne Verordnung eben am Brunnen befestigen wollte und dazu auf den Rand des Troges trat, verlor er plötzlich das Gleichgewicht und plumpste mit seinem Plakat ins Wasser. Er kam wieder heraus und wurde auch wieder trocken, seine schöne Verordnung Seite 152aber war aufgeweicht, die Schrift ineinander gelaufen und alles unbrauchbar geworden. Hans Rumps schrieb kein zweites Plakat, der Schulze dachte: „Ach, mögen sie doch spielen!“ und so blieb der Brunnen den Kindern unverboten. 

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