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Fünfzehn heitere Erzählungen:Das Hünengrab.-8
日期:2024-03-22 09:34  点击:239
Wenn die Oberheudorfer Mädel aber einmal heulten, dann besorgten sie das gleich gründlich. Mit drei Tränlein vielleicht war bei ihnen die Sache nicht abgetan, Taschentuch und Schürze mußten zum Ausringen naß sein, und an Geschrei durfte es auch nicht fehlen. Zum Überfluß stand noch Mine an der Türe und heulte mit, Kastor, der Haushund, bellte dazu, die Buben schnitten grimmige Gesichter, und draußen auf der Dorfstraße schnatterten die Gänse, bellten die Hunde, und Schuster Pechdraht schaute zu dem offenen Fenster hinein und fragte: „Was haben denn die Mädel, was fehlt ihnen denn?“
 
Der Geheimrat sah sich ratlos um: der Lärm war ja gräßlich, die Ohren hätte man sich zuhalten mögen bei diesem Geschrei. Ihm riß schließlich die Geduld, und er schrie empört: „Hinaus, macht, daß ihr alle hinauskommt!“
 
„Er haut!“ schrie Anton Friedlich erschrocken, und hops! war er an der Tür. Er rannte Mine und Kastor beinahe um, und wie die wilde Jagd folgten ihm die andern. Ein Scheuereimer wurde umgeworfen, ein Stück Seife flog in eine Ecke, eine Scheuerbürste fiel dem Geheimrat vor die Füße, und der alte Herr Seite 94fing da plötzlich an zu lachen, laut und herzlich. „Er ist übergeschnappt,“ jammerte Mine und flüchtete in die Küche. Dem Geheimrat aber kam die Geschichte nun doch sehr komisch vor, er lachte noch, als seine beiden Gefährten zurückkamen. Er zeigte ihnen die Putzversuche und sagte: „So etwas ist mir auch noch nicht vorgekommen, nein, so dumme Mädel!“
 
Im Dorf sagten ihm später dies Wort nur etliche Leute nach, die meisten fanden, die Mädel wären doch aber sehr brav gewesen, und dem schmutzigen, alten Kram wäre das Putzen schon recht gewesen; viel dümmer sei es, ihn schmutzig zu lassen!
 
„Nä, schmutzig müssen die in der Stadt aber sein,“ sagte Heine Peterle verächtlich und wischte sich mit seinem Jackenärmel seine kleine Stupsnase ab. „Pfui, nicht mal putzen lassen die die alten Sachen!“
 
„Pfui!“ riefen auch die Mädel verächtlich, die noch immer tief beleidigt waren.
 
Die drei gelehrten Herren aber packten ihre ausgegrabenen Sachen geschwind sorgsam ein; sie hatten Angst, es könnte sie noch jemand mit Sand und Seife abscheuern wollen. Am nächsten Morgen, der sonntäglich hell und schön war, ging der Geheimrat noch einmal nach dem Hünengrab hinaus, das wieder sorgfältig zugeschüttet worden war. Als er hinaus kam, Seite 95fand er Friede draußen. Der Bube saß auf den Steinen, er hatte den Stachelbeerstrauch, den man achtlos beiseite geworfen hatte, neben sich liegen und weinte bitterlich.
 
„Warum weinst du denn?“ fragte der alte Herr den Knaben mitleidig.
 
Der hob seine blauen Augen zu dem gelehrten Herrn empor und sagte leise, zaghaft: „Der Busch hier ist ausgerissen worden und alles zerstört. Und – es war doch so schön!“ Dann sprang er rasch auf, nahm den Stachelbeerbusch und lief davon.
 
Kopfschüttelnd sah der Geheimrat ihm nach: „Eine wunderliche Gesellschaft, diese Oberheudorfer Kinder, höchst merkwürdig! Ein Bube, der weint, weil man ein paar Büsche ausgerissen hat, ist wirklich sehr merkwürdig; ich glaube beinahe, in dem steckt ein Dichter. Na, ich werde den Kindern eine große Zuckertüte schenken!“ Das tat der Geheimrat auch, und seitdem finden ihn alle Oberheudorfer Buben und Mädel sehr nett. Annchen Amsee aber sagte: „Er hat sich halt doch über unsere Putzerei gefreut.“
 
In Muhme Lenelies' winzigem Garten fand der Stachelbeerbusch von dem Hünengrab noch ein Plätzchen, und Friede pflegte ihn, als sei er der kostbarste Strauch der Welt. 

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