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Fünfzehn heitere Erzählungen:Das Hünengrab.-1
日期:2024-03-22 09:20  点击:264
In dem Kuhberger Walde, der Oberheudorfs Felder nach Süden und Westen abgrenzte, lag tief innen auf einer Wiese ein mächtiger Steinhaufen. Es war ein seltsam schöner Platz da mitten im Walde, immer lag es wie eine stille Feierlichkeit darüber; eigentlich war es so recht ein Erdenwinkelchen für Leute, die einmal ein bißchen träumen und ausruhen wollen. Mitunter kam der Lehrer von Oberheudorf hierher und saß dann wohl auf dem Steinhaufen und beobachtete still das Leben der Vögel und Insekten. Es kam auch vor, daß er Traumfriede hier sitzen fand, denn auch der Knabe hatte eine besondere Vorliebe für die einsame Waldwiese. Dann erzählte der Lehrer dem Buben wohl allerlei von den Tieren und Blumen des Waldes, und Traumfriede hörte versonnen zu. Er selbst erzählte freilich nie, warum er just so gern hier saß, denn er war, so munter er auch mit seinen Kameraden umging, seit er Muhme Lenelies' Pflegesohn geworden war, Seite 77doch ein etwas schüchterner Junge. Und der Lehrer bedrängte ihn nie mit Fragen, er dachte immer: „Er wird schon zutraulich werden.“ Der Bube mit den schönen, blauen Träumeraugen war ihm lieb, und des Lehrers Gedanken beschäftigten sich mehr mit Friede, als der und seine Pflegemutter ahnten.
 
Muhme Lenelies ließ ihren Buben gern seinen Lieblingsplatz aufsuchen, sie wußte ja, nach solchen Freistunden war er dann doppelt fleißig. So verbrachte Friede manchen schulfreien Nachmittag auf der kleinen Wiese. Hier fand er dann auch immer allerlei besonders schöne Dinge: die größten Erdbeeren wuchsen zwischen den Steinen des Hügels, so saftig und würzig, daß Muhme Lenelies, wenn ihr Pflegesohn die Beeren heimbrachte, allemal sagte: „Das reine Festessen!“ Auch ein Stachelbeerbusch, der gelbe, süße Beeren trug, hatte sich hier angesiedelt; niemand wußte, woher er gekommen war, er wuchs und trug Früchte, als stünde er mitten in einem wohlgepflegten Garten. Ihn umdrängten noch Himbeeren und Brombeeren, dazwischen blühten bunte, leuchtende Blumen, und in all dem Wirrwarr hausten auch noch ein paar kleine, lustige Vogelfamilien.
 
An einem warmen Sommertag saß Traumfriede wieder hier auf seinem Lieblingsplatz. Die Stille wurde Seite 78manchmal durch ein Lachen, einen fröhlichen Schrei unterbrochen, denn die Oberheudorfer Kinder suchten wieder einmal Erdbeeren im Kuhberger Walde. Friede hatte fleißig gesucht, nicht so viel in den Schnabel, und nun stand sein Töpfchen schon voll neben ihm. Er wartete hier auf seine Gefährten und träumte noch ein wenig in den schönen Sonnentag hinein. Mitten in seinem Träumen und Sinnen störte ihn Schulzens Jakob, der herbeikam. Sein Töpfchen war noch ziemlich leer, aber dafür trug er im Gesicht deutliche Spuren davon, daß ihm die Beeren gut geschmeckt hatten.
 
„Weißt du,“ sagte er und blieb vor dem Steinhaufen stehen, auf dem Friede saß, „das ist ein Hühnergrab.“
 
„Was,“ rief Friede verdutzt, „ein Hühnergrab? Ja wer hat hier denn Hühner vergraben?“
 
„Das weiß ich nicht,“ brummte Jakob, „aber mein Vater hat einen Brief bekommen, in dem steht, es wollten Leute aus der Stadt kommen und das Hühnergrab aufmachen. Und Vater sagt, das hier wär's!“ 

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