Heine Peterle fand es etwas beschwerlich, immer an künftige Arbeit gemahnt zu werden, er war überhaupt mehr für Ferientage und Freistunden eingenommen, Seite 32und Heinrich mit seinem Fleiß war ihm manchmal etwas unheimlich. Als wollte der Knecht ihm einen besonderen Schabernack spielen, so kam es ihm vor, und so sagte er auch an diesem hellen, stürmischen Herbsttag beleidigt zu Schulzens Jakob: „Dem Heinrich müßte man mal einen Streich spielen.“
„Ja, das könnte ihm nichts schaden,“ stimmte Schulzens Jakob zu und sah gespannt auf einen rotleuchtenden Apfel, der just vom Baume fiel. Er meinte, es sei gut, diesen aufzuessen, und weil noch mehr Äpfel am Boden lagen, fiel es auch Heine Peterle ein, daß Äpfelessen eine ganz angenehme Beschäftigung sei.
Die Buben schmausten ein Weilchen, aber plötzlich hielt Heine Peterle inne und rief stolz: „Jetzt weiß ich was.“ Und nun bekam Schulzens Jakob eine ungeheuer komische, geheimnisvolle Geschichte zu hören, über die er in ein wahres Freudengeheul ausbrach. Die Buben schüttelten sich vor Lachen, redeten aufgeregt miteinander, vergaßen das Äpfelessen und stürzten zuletzt eifrig auf die Kürbisbeete zu. Die trugen reichen Segen; es gab da Früchte in allen Größen, wie schwere goldene Klumpen lagen sie im Sonnenlicht. Rasch überschauten die Buben den Garten, – niemand war darin. Über dem Zaun, der den Garten vom Hofe schied, hing Wäsche, und gerade sahen die Buben noch Muhme Seite 33Rese im Hause mit dem leeren Korb verschwinden; sie hatte wohl gerade die Wäsche über den Zaun gebreitet. Auch auf dem Hofe war es still, ein paar Hühner gackerten schläfrig darauf herum, sonst war kein Laut zu hören.
Geschwind nahmen die Buben jeder einen mittelgroßen, länglichen Kürbis und verschwanden damit im äußersten Winkel des Gartens, in einer kleinen Bretterbude, die zur Aufnahme von allerlei Gerät diente.
Am nächsten Tage sagte Heine Peterles Mutter beim Mittagessen ärgerlich: „Es fehlen zwei Kürbisse Seite 34im Garten, gerade zwei, die ich morgen zu Mus verkochen wollte.“
„Na nun,“ sagte der Bauer erstaunt, „wer sollte denn in unserm Garten Kürbisse stehlen!“