Daran fehlte es auch nicht. Mit solchem Jubel und Geschrei stürmten die Kinder heimwärts, daß es selbst Schuster Pechdrahts Nero zu viel wurde, der Seite 19sonst ein sehr duldsamer Hund war; bellend stürzte er zwischen die Kinder. Ach, aber was kümmerten sich die darum. Die ließen den Nero bellen und die andern Hunde dazu. Fix waren sie in den Häusern drin, und kaum hatten sie den letzten Bissen vom Mittagessen hinuntergeschluckt, da liefen sie schon hinaus, und vor dem Wirtshaus „Zur himmelblauen Ente“, das dem Wirt Kaspar auf dem Berge gehörte, trafen sie sich alle miteinander. Nun begann der Umgang. Immer drei und vier gingen zusammen, die einen rechts, die andern links, die einen geradeaus, die andern im Bogen, und bald erscholl vor den Türen das Singen:
„Wir gehen vor des Bauern Haus,
Die Bäurin sieht zum Fenster raus,
Sie schaut so freundlich drein –
Rira, freundlich drein.
Ach, schenk uns was ins Beutelein,
Ins Beutelein hinein.
Schenk uns Wein, schenk uns Weck,
Wir kehren euch morgen die Asche weg,
Rira, Asche weg!“
Alle Kinder fanden dieses Verslein, das schon ihre Väter und Mütter in ihrer Jugend gesungen hatten, wundervoll und sangen es aus lauter Freude daran manchmal dreimal vor einem Haus.
Seite 20Die Bäuerinnen schauten auch wirklich meist freundlich zum Fenster hinaus, neckten auch wohl erst die Kinder ein Weilchen, taten, als verstünden sie den Bittgesang nicht, und brachten dann doch die Fastnachtsgaben herbei. Freilich, Wein gab es nie, das schadete aber auch nichts, die Kinder baten doch immer darum. So allgemach füllten sich die Säcklein, auch der Magen wurde nicht vergessen, und mancher Pfannkuchen bekam erst gar nicht den Sack zu sehen. –
Als die Kinder so eine Stunde herumgezogen waren, sagte Heine Peterle zu Annchen Amsee: „Ob sie wohl kommen?“
Zu gleicher Zeit reckte Schnipfelbauers Fritz seine Nase in die Luft und meinte: „Na, nun könnten die Niederheudorfer bald da sein!“