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Die Unsichtbaren.-6
日期:2024-02-26 16:08  点击:241
„Das wäre nicht sehr schön, wenn der käme,“ sagte die Stimme. „Nicht des Stocks wegen. Vor dem fürchte ich mich nicht. Aber unser sind ohnehin schon genug. Sollte er trotzdem kommen, so mußt du ihn bitten, das Fenster ein bißchen aufzumachen.“
 
„Wer bist du?“ fragte der Junge. „Ich habe Angst vor dir. Ich kann dich nicht sehen.“
 
„Mich kann niemand sehen,“ erwiderte die Stimme. „Es hat mich noch niemand erblickt. Ich bin unsichtbar. Ich bin die Luft.“
 
„Was bist du?“ sagte eine andre Stimme, die gröber war als die erste. „Bist du die Luft? Du redest da ja einen netten Unsinn zusammen. Wenn[S. 146] einer die Luft ist, so bin ich es doch wohl, möcht’ ich meinen.“
 
Der Junge faltete seine Hände und wußte sich vor Angst nicht zu lassen.
 
„Kümmere dich nicht um das, was er sagt, mein Junge,“ sagte nun wieder die erste Stimme. „Mein Name ist Sauerstoff, und ich bin der allerwichtigste Teil der Luft und der einzige, für den du Verwendung hast.“
 
„Springinsfeld, Windbeutel, Prahlhans!“ schalt die andre Stimme. „Hör’ mal mein lieber Junge... ich heiße Stickstoff, und ich mache vier Fünftel der Luft aus. Hörst du... vier Fünftel. Der Sauerstoff bildet nur ein erbärmliches Fünftel. Augenblicklich ist noch nicht einmal ein Fünftel Sauerstoff da, und morgen früh ist er vermutlich ganz weg.“
 
„Gerade davor habe ich Angst,“ rief der Sauerstoff. „Was für ein Bursche der Stickstoff ist, das kannst du ja schon an seinem Namen hören, mein Junge. Wäre er allein in der Stube, dann würdest du einfach sterben.“
 
„Wie kannst du dem Jungen nur so etwas weismachen!“ zeterte der Stickstoff. „Er kann mich ja gar nicht entbehren. Er bekommt mich mit allem, was er ißt und trinkt. Jeder Bissen, den er in den Mund steckt, ist voller Stickstoff.“
 
„Es hat keinen Zweck, viele Worte darüber zu verlieren,“ entgegnete der Sauerstoff. „Aus der[S. 147] Luft kriegt er dich jedenfalls nicht. Und bekommt er keinen Sauerstoff, dann erstickst du ihn. Es hat keinen Zweck, einem kleinen Jungen zu viel auf einmal zu erklären; und er soll lieber auf das hören, was ich ihm sage. Ist er vernünftig, so klingelt er seiner Mutter und bittet sie, ein Fenster zu öffnen. Die Nacht ist lang, und es sind noch mehr Leute hier drin im Zimmer, die Sauerstoff brauchen.“
 
„Wer ist denn hier drin?“ fragte der Junge.
 
„Die Pelargonie,“ erwiderte der Sauerstoff, „der Kanarienvogel und die Lampe.“
 
„Ich verstehe keine Silbe von alledem,“ sagte der Junge. „Was soll ich nur machen? Ich bin krank, und ich hab’ so große Angst.“ 

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