Er setzte sich auf die Bettkante und fragte den Jungen aus. Vater und Mutter standen mit betrübten Gesichtern daneben. Der Junge antwortete, so gut er konnte; aber auf viele Fragen wußte er nichts zu erwidern.
„Es geht ja recht gut,“ meinte der Doktor.
Das war durchaus nicht seine Ansicht, aber etwas mußte er ja sagen. Die Mutter seufzte und bekam nasse Augen.
„Aber den Kanarienvogel müssen wir aus der Stube bringen,“ sagte der Doktor. „Und die Pelargonie darf auch nicht hier im Zimmer stehen.“
„Dann weint unser Junge,“ sagte Mutter.
„Nein, der Vogel darf nicht hinaus,“ rief der Knabe entschieden. „Und auch die Blume soll hier bleiben. Ich habe sie ja eben erst bekommen.“
„Na, meinetwegen,“ sagte der Doktor. „Dann mögen sie in Gottes Namen hier bleiben.“
Damit ging er. Aber der Junge hörte recht gut, daß er in der Tür zu den Eltern sagte, sie möchten den Vogel und die Blume hinausnehmen, wenn der Junge schliefe. Und darum beschloß er, gar nicht einzuschlafen.
Nun wurde es Abend.
Im Eßzimmer war niemand, aber die Tür nach[S. 141] der Wohnstube, wo die Eltern saßen, stand offen. Die andre Tür vom Eßzimmer führte in die Schlafkammer und war während der ganzen Nacht angelehnt, seit der Junge krank war, damit man es gleich hören konnte, wenn er rief. Er hatte auch eine kleine Schelle, mit der er klingeln konnte. Anfangs hatte ihm das fürchterlichen Spaß bereitet, doch jetzt machte er sich nichts mehr daraus.
Bald darauf gingen die Eltern wieder ins Eßzimmer und aßen zu Abend. Als sie damit fertig waren, zog die Mutter die Gardinen vors Fenster, klopfte das Bett des Jungen zurecht und machte alles für die Nacht fertig. Sie zündete die alte Lampe an und schraubte den Docht herunter; dann sagte sie Gute Nacht, und auch Vater kam herein und sagte Gute Nacht, und nun sollte der Junge schlafen.